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Gereimtes und Ungereimtes  —   Religion

Himmelfahrt/Vatertag

Jesus flog rauf zu seinem Vater:
„Mir reicht’s jetzt. Lass mich kommen!“, bat er.
„Ich bin gestorben für die Leute,
nun will ich aber weg, noch heute!“

Bild: John Singleton Copley/freeart.com

Sein Grab war schon seit Ostern leer,
er hatte keine Bleibe mehr;
doch das war eigentlich egal:
sein Leib war seit dem Tod astral
und dennoch ziemlich arg geschunden:
Thomas bewunderte die Wunden.

Die andren glauben es auch so,
sie hatten eben mehr Niveau,
erfüllt von ihrer Heils-Mission:
„Jesus ist wahrlich Gottes Sohn!“
Sie glaubten so sehr,
sie glaubten so schwer,
sie zogen rings ums Mittelmeer,
um „Auferstehung!“ zu verkünden
und die Vergebung aller Sünden:
bereut, gebeichtet und vergessen!
Manch Frühchrist wurde unterdessen
von weniger frommen
Soldaten vernommen
und ohne „Te Deum“
im Kolosseum
von Löwen abschätzig aufgefressen.

Bild: gemeinfrei/Wikimedia Commons

Ihr Blut floss in Arena-Sand –
von Auferstehung? Nichts bekannt,
doch können wir das nicht ermessen:
Es liegt in Gottes Vater-Hand.

Sein Sohn bat sich nur eines aus:
Hol mir auch die Mama nach Haus!
Papa ließ sich ein wenig Zeit:
Mitte August – dann war’s so weit.

Wir andern hoffen still ergeben
von diesem auf das nächste Leben:
auf Himmelfahrt aus kühlem Grab?
Wir greifen’s auf, wir warten’s ab …

Bild: gemeinfrei/Wikimedia Commons

Juden, Christen und Weltgericht:
Dies ist ein ernsthaftes Gedicht –
nicht lehrerhaft wie einst bei Grass,
das macht nichts: Dafür reimt sich das.

Bild: gemeinfrei/Wikimedia Commons

10 Kommentare zu “Himmelfahrt/Vatertag

  1. Religion in Reimform, nicht schlecht. So könnte ich mich unter Umständen auch etwas mehr dafür interessieren.

    1. Die Bibel ist auch so nicht uninteressant 😉 Ob man deswegen gläubig wird ist ja noch einmal etwas ganz anderes.

      1. Bibel, Koran, Tora — die sollte man eh alle mal gelesen haben, wenn man die Menschheit mit ihren verschiedenen Glaubensrichtungen verstehen will.

    1. Nun ja, der auferstandene Jesus fährt gen Himmel, um seinem Vater näher zu sein und den Platz am Thron zur Rechten Gottes einzunehmen. So ungefähr. Es ist also schon recht naheliegend.

      1. Naheliegend und gleichzeitig eine gute Gelegenheit für Geschäfte um nochmal ein paar Euro extra zu verdienen.

      2. Ausgeschlachtet wird natürlich eh alles. Aber die Gelegenheit seine Väter zu feiern kann man ja auch ohne große Shoppingtour wahrnehmen.

  2. Und auch dieser Feiertag ist überstanden. Das tolle an den christlichen Feiertagen ist ja wirklich, dass sie in der Regel auf einen Donnerstag fallen. Brückentag juchhe!

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