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Fast am Ziel

Kugelstoßerin im Hosenrock | #50

Sonntag, 31.07.
Dass alles einfach sein soll, ist ein verständlicher Wunsch. Reisen ohne Grenzkontrollen und ohne unterschiedliche Währungen ist angenehm und spart Zeit. Gleichzeitig verschlechtert es die Lage in Griechenland, wenn die Wirtschaft den Maßstäben des Euro nicht gewachsen ist, und die Terroristen haben es leichter, ihren Sprengstoff von Bulgarien nach Frankreich zu transportieren.

Foto oben: Marian Weyo/Shutterstock | Foto unten: PRESSLAB/Shutterstock

Ich brauche eigentlich überhaupt keine äußeren Komplikationen, um es spannender zu haben, weil in meinem Kopf ausreichend Abstruses um die Vorherrschaft kämpft. Nutzt nichts: Die ganz persönlichen Umweltkatastrophen kriegt jeder von uns als Dreingabe zu Hirnblähungen und Seelenqualen noch mitgeliefert, da ist das Schicksal großzügig. Glücklicherweise gehen aber nicht alle Fremdberührungen unter die Haut.

Foto: H. R. Privatarchiv

Wie wir zu unserem Boot kommen sollten, war im Vergleich mit Vertriebenen aus Kriegsgebieten läppisch, aber so allumfassend darf man nicht denken, wenn man weder verzweifeln noch eingreifen will: Wir waren auf unserer Tour, nicht auf unserer Flucht. Den Weg zum Strand konnte ich auf keinen Fall bewältigen, und Taxen konnten das auch nicht. Für die erste Strecke wurde uns der Bus empfohlen. Er hielt gleich beim Art-Hotel und kam fünf Minuten zu früh, was ich eine eigentümliche Art von Unpünktlichkeit fand. Aussteigen sollten wir auf unserer Fahrt in den Abgrund bei einer Apotheke. Das schien mir etwas vage: ‚Biegen Sie im Wald bei einem Baum ab!‘, und Silke blieb auch eingequetscht zwischen Urlaubern stehen, als Rafał und ich bereits die richtige Farmacia ausgemacht zu haben glaubten. Die Türen gingen hinter uns zu, aber wieder auf, Rafał drängte in den Bus zurück, ich sah mich schon allein an meinem Stock im Getümmel stehen, mit nichts zu meinem Schutz als der Kreditkarte, doch dann sprangen beide in die Straße, und das gelöste Problem schuf gleich das nächste: Wie und wo ging es weiter? Da entdeckten wir wirklich kleine Elektrokarren, deren Fahrer offenbar bereit waren, Güter zum Meer zu transportieren, und in Positano sind Touristen die wichtigsten Güter. Ich fand neben dem Wagenlenker Platz, Silke und Rafał saßen hinten, und dann ging es rasant abwärts, nicht auf dem Weg, sondern auf einer Bahn, der man die örtliche Kläranlage deutlich anroch. Wir kamen uns vor wie olfaktorisch durch die Jauchegrube gezogen, aber wohlbehalten direkt am Wasser an. Es gab einen proppevollen Strand, an dem man dankbar war, nicht liegen zu müssen, und einen Kiosk, an dem wir erfuhren, dass unser Skipper in einer halben Stunde bereit sei, uns durchs Wasser zu bugsieren.

Fotos (2): H. R. Privatarchiv

Ich setzte mich auf eine lange Bank, deren einziger Schattenplatz von einer sehr hässlichen Inderin besetzt wurde. Die hübscheren Mitglieder ihrer Familie tollten über die Promenade, und während ich unter erbarmungsloser Sonne schmorte, dachte ich: „Das Vieh ist doch Hitze aus Indien gewohnt, was muss das Stück Dreck mir den Schattenplatz wegnehmen, warum ist die Sau nicht in Bombay geblieben und von heiligen Tempelratten zerfleischt worden; kann die Schlampe nicht tot in die Menge fallen?“ Aber dann war die halbe Stunde doch um, alle noch am Leben, und wir durften unser kleines Wasserfahrzeug besteigen.

Fotos (2): H. R. Privatarchiv

Meine Idee, nach Capri zu fahren, wurde sofort abschlägig beschieden: viel zu weit! Ich hatte mir etwas übertriebene Vorstellungen von der Geschwindigkeit gemacht, mit der sich so ein Motorbötchen über das Meer bewegt. Dabei knallte es, gleich nachdem ich mich berappelt hatte, wie im Rausch über die Wellen, als sei es ausersehen, ferne Gestade zu entdecken. Wir knatterten in Richtung Amalfi und sahen nach kurzer Zeit am Ufer das schnöde Hotel in der Sonne liegen, das uns schon im Februar keine Zimmer mehr für Ende Juli hatte bieten wollen: ‚San Pietro di Positano‘.

Fotos (4): H. R. Privatarchiv

1982. Im Mai war ich mit Roland und Susi auf Mykonos gewesen. Im Juni war ich in Amsterdam, um Silke zu besuchen. Im Juli hatte ich Irene Ost- und Westküste der USA gezeigt. Im August war das Dinchen dran. Haralds Elternhaus unterschied sich von meinem auf eine Weise, die mit Rolands Herkunft nichts gemein hatte. Sein Vater und seine Mutter hatten beide Doktortitel in Volkswirtschaft und waren ausgeprägt bürgerlich. Im Februar 1979 war Haralds Mutter nach einem als harmlos eingestuften Eingriff plötzlich gestorben. Sein Vater bekam in immer kürzeren Abständen Depressionsschübe, die ihn monatelang geistig lähmten. Mich beschlich später der Verdacht, dass Harald diese Veranlagung geerbt hätte; aber er hatte mir schon kurz nach dem Abitur gestanden, dass seine Eltern verschollen seien; seine (Stief-)Eltern hätten ihn aus Riga, wo sie damals lebten, mitgenommen nach Hamburg. Ich war stolz, dieses Geheimnis mit Harald zu teilen. Doch allmählich kamen mir Zweifel, und am Ende vermutete ich, dass Harald seine Eltern zu brav fand und mir deshalb lieber ein Märchen auftischte. So blieben seine Geburt, fern im Baltikum, und sein Tod, allein im Sessel, rätselhaft.

Fotos (2): H. R. Privatarchiv

Hätte Harald nicht mich kennengelernt, hätte ihn wohl wenig von seinen Eltern und seinem unauffällig akademischen, älteren Bruder unterschieden. Haralds Wahnsinn bestand vorwiegend darin, sich auf mich einzulassen. Das war nicht vorauszusehen gewesen. Er war groß, angepasst und sitzen geblieben (wegen Latein, das seine Mutter wie die Zeitung las und dementsprechend entsetzt war). Ich war zierlich, eigenwillig und Klassenjüngster. Er war schon mit achtzehn Atheist, ich war katholisch mit Anspruch auf Heiligsprechung. Das gab allerlei Gesprächsstoff, abends bei Bier und Schnaps. Außerdem hatte ich mich ja in Nieblum auf Föhr als versierter Skatspieler erwiesen, und so schoss ich zwar nachmittags keine Tore, aber abends gewann ich Grands auch ohne Buben. An den Wochenenden waren die Skatabende mit Hans Dieter obligatorisch. Den Kellerraum, in dem meine Eisenbahn gestanden hatte, bauten Harald und ich zum Partykeller um. Es gab da manchmal auch ausuferndere Zusammenkünfte, aber meistens saßen wir am aufklappbaren Kartentisch und spielten um Pfennige. Die Musik kam von meinem Tonbandgerät; ich nahm sehr gezielt Pop vom englischen Soldatensender auf und schrieb daneben Sonaten und Schlager. Bevor die Karten gemischt wurden, gab es jedes Mal ein von mir erdachtes Schreibspiel. Bilder- und Silbenrätsel und Fragenkataloge wie: ‚Was möchtest du machen mit Dorian Gray, Richard Nixon, Marilyn Monroe?‛ – seitenlang – und: ‚Wärst du lieber eine grüne Leiche im Dreißigjährigen Krieg oder eine russische Kugelstoßerin im Hosenrock?‛ – auch seitenlang. Meistens hatte ich dazu noch ein vertontes Gedicht zu bieten wie das in weinerlichem Ton zu singende Wiegenlied: „Kurt, Kurt, Kurt, / du bist eine Missgeburt. / Dein kleines Mägelchen knurrt / das Spinnrad im Turmgemach surrt. / Kurt, Kurt, Kurt / du bist eine Fehlgeburt / man hat dich mir rausgezurrt / in FrankFURT!“ Die letzte Silbe mit überschlagender Stimme in höchstem Ton gebrüllt. Dann wurde Skat gekloppt bis tief in die Nacht. Hans Dieter brachte von Zeit zu Zeit Haschisch mit, einmal wirklich krasses Zeug. Dann verschwand er zum Studium nach England, und der Partykeller wurde von Harald und mir für gelegentliches Reden und ständiges Musikhören genutzt. Was uns verband, war der gleiche Geschmack: in der Kunst, in der Politik, in der Mode – und alle drei entgegengesetzt zum 68er-Mainstream. Trennen taten uns die sexuellen Präferenzen. Diese Tastatur bespielten wir wortreich und sparten die Praxis aus. Dann kam Roland, und das änderte alles – erst mal nicht. Wir reisten nun zu dritt und spielten weiter Skat. Aber in den Achtzigerjahren zog sich Harald mehr und mehr zurück. Er gab den Wahnsinn auf, doch es wuchs keine Normalität nach. Traurig.

Fotos (3): H. R. Privatarchiv

Im August 1982 war es für zwei Wochen nochmal so wie früher. Roland hatte seine Praxis eröffnet; Harald und ich fuhren nach Italien: Toskana, Rom, Venedig sowieso, aber hinter dem Golf von Neapel musste es doch noch etwas Ansprechenderes geben als den Klotz in Castellabate. Tat es auch. Wir hielten an und stiegen aus. Damals bekamen wir sofort ein Zimmer zum Meer: ‚San Pietro di Positano‘. Fünf Tage im Paradies. Mit ziemlich kaltem Wasser, aber sonst allem Drum und Dran. Das erste Mal, dass ich einen Fahrstuhl von der Hotelhalle durch den Felsen hindurch zum Strand erlebte, und gleichzeitig zum vorletzten Mal: Das gab es erst wieder 34 Jahre später, vorige Woche in Dubrovnik.

Fotos (3): H. R. Privatarchiv

Von unserem Boot aus sah ich mit neidischer Wehmut auf die Anlage. Das wäre doch noch schöner gewesen als unser ‚Art Hotel‘. Aber dann fuhren wir weiter zur nächsten Bucht; die hatte sogar eine Grotte; Rafał konnte ‚plumpsen‘ und zu ihr schwimmen. Hinein ins Dunkel wollte er lieber nicht. Silke und ich beobachteten ihn von unseren trockenen Plätzen aus, und ich sagte mir wie üblich: Alles, was ich wollte, hatte ich; und ich zwang mich, mir zu glauben. Ich hatte unseren Skipper um Halt an einem Restaurant gebeten. Er fuhr in die nächste Bucht und legte an. Misstrauisch hangelte ich mich auf den Steg. Also voll zumindest war es Sonntagmittag im Hochsommer. Stimmen und Düfte wetteiferten um die Lufthoheit. Der Kellner geleitete uns durch das Gewoge und Geraune an einen Tisch vor der Balustrade zum Meer. Ich ließ diese fremde Lebensfreude auf mich wirken, bekam einen großen Fernet Branca und war ganz genau da, wo ich sein wollte: im Hier und Jetzt. Es war das schönste Mittagessen der Reise, bisher.

Fotos (3): H. R. Privatarchiv

Die Rückfahrt war ein beschwingtes Gleiten übers Wasser; zu angespornt, um müde zu sein, zu abgeschlafft, um nachzudenken. Die Buchten, die Planken, die See.

Fotos (3): H. R. Privatarchiv

Dann saßen wir mit ausgeruhten Beinen und angespannten Nerven auf der Mauer und hofften auf einen Karren, der uns durch die Kloake wieder bis zur Bus-Haltestelle schaffen würde. Dauerte, aber klappte. Wenn man auf Hilfe angewiesen ist, ist das größte Problem, dass man auf Hilfe angewiesen ist. Losrennen, wegrennen – davonlaufen, das geht eben nicht mehr. Dafür hatte ich nun im Hotel eine schöne Terrasse; von der aus konnte ich bergauf in die Felsen sehen und bergab ins Meer. Ich konnte in einem etwas klapprigen Liegestuhl abhängen und mir mein Buch vors Gesicht halten oder die Berge anstarren.

Fotos (3): H. R. Privatarchiv

Ein fulminantes Abendessen kam nicht infrage, eine Kleinigkeit schon. Wir ließen die vorgesehene Edelschänke im Stich und gingen in die Pizzeria neben unserem Hotel. Entspannt saßen wir an der Straße, sie war kaum noch befahren. Unter uns lagen die Häuser; das Meer wurde blasser, der Himmel auch. Auf den Tellern lag Vertrautes, ohne Forderung. Silke und ich saßen auf meiner Terrasse, bis die Nacht ihr übliches Schwarz ausgegossen hatte. Ein paar Lichter an den Hängen wehrten sich, ein paar Sterne leuchteten zurück. Wir sagten Worte, deren Bedeutung den Abend nicht vergifteten. Dann gingen wir schlafen. Rafał war unterwegs. Vielleicht plumpste er.

Foto: H. R. Privatarchiv

17 Kommentare zu “Kugelstoßerin im Hosenrock | #50

  1. Verehrter Herr Rinke, Sie haben ja mal wieder mit spitzer Zunge Ihr Leid formuliert. Die arme Inderin, die sich bestimmt keiner Schuld bewusst war …!

    1. Meine paar Ausfälle baue ich da vor allem ein, damit die Leser merken, dass sie noch nicht eingeschlafen sind. Aber jeder war wohl schon mal wütend auf jemanden, der keine böse Absicht hatte. Man behält es meist für sich und schreibt nicht drüber.

    2. Herr Rinke, mittlerweile kenne ich Ihre Texte gottseidank gut genug um einzuschätzen wann Sie
      zum Mittel der Übertreibung greifen und in den ‚Wachrüttelmodus‘ wechseln. Ansonsten wäre ich wohl auch erst einmal entrüstet gewesen. Das von Ihnen beschriebene Gefühl kennt aber wohl tatsächlich jeder von uns. Wenn auf einmal die ganze Welt gegen einen ist, weil nach einem langen Spaziergang keine Bank frei ist… Wenn der letzte Loup de Mer gerade an den Gast nebenan verkauft wurde… Wenn man als einziger ein Zimmer ohne Fenster angeboten bekommt und alle anderen belegt sind… Ich habe auch schon mehr als nur ein paar Male meine Mitmenschen verflucht, in meiner Phantasie erwürgt, verprügelt, beschimpft und würde mich trotzdem als einen sehr besonnener Menschen bezeichnen. Es gibt einfach Situationen, in denen wird jeder Sinn für Vernunft, Logik, Ein- oder Nachsicht unterdrückt. Wahrscheinlich gibt es auch kein besseres Mittel als unsere Phantasie um Aggressionen abzubauen.

    3. Zu den von Gert Serner beschriebenen Möglichkeiten, Hass zu entwickeln, gehört noch die Ankunft am Bahnhot oder Flugplatz. Man hat zwei Koffer und einen randvollen Rucksack, und ein junger Mann legt sein federleichtes Täschchen auf den letzten freien Gepäckkarren und marschiert damit zum Ausgang. Da wird man doch zum HB-Männchen.

  2. Eltern und andere Verwandte kann man sich nicht aussuchen. Das ist auch heute nicht anders als damals. Menschen wie Harald können einem leid tun, denn das Wichtigste im Leben – worauf sich nahezu alles andere aufbaut – hat dieser wohl nie (ausreichend) erfahren: Schutz, Geborgenheit und ganz viel Liebe der Eltern. Wenn diese es schaffen, ihren Kindern vorbehaltloses Vertrauen in sich selbst zu geben und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie alles schaffen können, wenn sie es nur wollen und bereit sind, dafür etwas zu leisten, ist der wichtigste Grundstein fürs Leben gelegt: ein Fundament nicht nur für die beruflichen Pläne, auch für die emotionalen Höhen und Tiefen. Wer wie ich das große Glück solcher Eltern hat(te), der wird sich ewiglich reich beschenkt fühlen.

    1. Harald hatte fürsorgliche Eltern, die er schätzte. Er fand sie nur ein bisschen langweilig. Keine Auffälligkeiten, keine Besonderheiten, kein Erzähstoff. Das galt 1968 als Makel.

    2. Zu den Moden der 68er kann ich nicht viel sagen. Aber manche Menschen haben einfach wenig gemeinsam mit den Eltern. Unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Lebensansichten. Da bleibt dann auch trotz aller Liebe und Fürsorge eine gewisse Distanz. Ich sehe das als etwas völlig normales an.

  3. „Worte, deren Bedeutung die Stimmung nicht vergiften“ – Fast poetisch. Und in dem Ausdruck steckt zudem so viel wahres. Gefällt mir sehr!
    (Bevor sich diese Diskussion nur im Ihre Mordphantasien gegenüber der armen Inderin dreht, die leider zur falschen Zeit am falschen Platz saß 😉)

  4. Mein Kommentar dreht sich weder um Poesie noch um Mordphantasien. Mich würde vielmehr ihrer Meinung zur gegenwärtigen Lage der EU interessieren. Dieser kurze, aber doch nicht zu verachtende Prolog hat meine Neugierde am meisten geweckt. Dahinter steckt doch sicherlich mehr als der reine Kunstgriff ein aktuelles Thema in ihren Reisebericht einzuflechten. Würden Sie soweit gehen, Reisefreiheit und Euro komplett zu opfern um die Mitgliedsstaaten wieder unabhängiger und Europa potentiell sicherer zu machen? Vielleicht bin ich zu sehr Idealist, aber den Traum von einem geeinten starken Europa, die Idee von einem leidenschaftlichen Miteinander mag ich einfach nicht loslassen.

    1. Auch ich hoffe immer noch auf ein geeintes Europa: erstens bin ich meiner Herkunft und (Aus)bildung nach vor allem Europäer und eher Berliner als Deutscher. Zweitens glaube ich, dass Europa nur geeint gegen die Pazifik-Staaten bestehen kann. (siehe #33 Ich stürze Rechte)

    2. Ohne, dass ich den Rahmen dieser Diskussion sprengen möchte… Wenn man nach dem traurigen Eindruck der gestrigen Trump-Feierlichkeiten urteilt, ist ein geschlossen agierendes Europa wohl leider wichtiger als jemals zuvor.

    3. Warum „leider“? Ein vereintes Europa ist doch kein Schreckgespenst. Wenn Trumps Politik dazu beiträgt, dass Europas Länder (wieder?) mehr zusammenrücken müssen, dann ist das das Beste, was wir uns von diesem Regierungswechsel erhoffen können.

    4. Da haben Sie natürlich recht. Auch am oft gehörten Argument, die an Trump verlorene Wahl bietet den Demokraten in Amerika die Chance ihre Partei von Grund auf zu erneuern und mit frischen Ideen in die nächste Wahl zu gehen, ist etwas dran. Ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass es diesen krassen Einschnitt überhaupt gar nicht braucht.

  5. Auch den ersten und den zweiten Weltkrieg hätte ich mir weggewünscht. (#34) Ohne Einschnitte lernen wir offenbar nicht. Gut, wenn wir zumindest a u s ihnen lernen. Dazu braucht es ein Bewusstsein, das weder in der Demagogie von Hetzreden noch in der Banalität des Dschungelcamps geschult wird. Ob die Menschheit willens und in der Lage ist, sich aus ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant) zu befreuen, bleibt abzuwarten. Trump, Putin und Petry wissen sich auf dem richtigen Weg. Hitler und Stalin ging es genauso. Ich zweifle lieber.

    1. Herr Rinke, gerade der Gedanke, dass es ohne diese Einschnitte anscheinend nicht vorangeht, macht mir Sorge. Trump, Putin, Petry, Le Pen, May, Orban… die Liste ist leider in letzter Zeit sehr sehr lang geworden. Immerhin scheint Mr. Trump die Politikverdrossenheit der Amerikaner ein wenig aufzurütteln. Die Protestaktionen gestern und der Women’s March in Washington sind ein kleiner Lichtblick. Wir, das Volk, sind meiner Meinung nach viel zu träge und passiv geworden. Politik braucht unserer Einmischung!

  6. Herr Herdesheim, Einmischung allein reicht leider nicht. Alle, die Sie erwähnen, sind ja erst durch Einmischung groß geworden. Aber schon Brecht schlug sarkastisch vor, die Regierung solle sich ein anderes Volk wählen. Wir lieben die Meinungsvielfalt besonders da, wo wir unserer eigenen Meinung begegnen: wer nicht meine Auffassungen teilt, ist ungebildet oder begriffsstuztig. Mit diesem Weltbild kommen wir auch nicht weiter. Die Grenze zwischen Toleranz und Gleichgültigkeit ist ärgerlicherweise schwer auslotbar.

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