Fast ein Jahr lang ging ich jeden Abend aus meinem Büro in die Staatsbibliothek. Ich studierte das Leben der deutschen Maler des frühen 19. Jahrhunderts in Rom und las ihre Schriften. Ihre Bilder konnte ich nie leiden: mühsame Langeweile. Was mich faszinierte, war der himmelstürmende Aufbruch dieser jungen Männer, erfüllt von der Gewissheit, alles besser zu machen – um dann kläglich zu scheitern in Belanglosigkeit. Schon in den 70er-Jahren sah ich die Parallele zu Aspekten der 68er. Aussagen und Schauplätze der Nazarener sind authentisch. Die Feste, Streitereien, tödlichen Unfälle und Entführungen haben tatsächlich stattgefunden. Alle Personen sind belegt, und ich habe sie, während ich mich ihrem Stil anzupassen versuchte, so hemmungslos zitiert, dass es mir heute schwerfällt, auseinander zu halten: Was habe ich geschrieben; was habe ich abgeschrieben.
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