Gereimtes und Ungereimtes
Dialog 4: Zu Besuch
MANN GEGEN MANN – (Ein Dunkler: D; ein Blonder: B) D: Also, ich glaube, ich geh’ dann. B: Oh, entschuldige! Ich bin wohl etwas eingeschlafen. Das passiert mir immer am Sonntagnachmittag.
weiterlesenDialog 2: Am Telefon
NICHTS BESONDERES – (Der, der anruft: A; der, bei dem es klingelt: K) K: Hallo A: Martin? K: Ja? A: Stefan. K: Stefan! Nummer unterdrückt. Geh ich sonst gar nicht ran.
weiterlesenDialog 1: Bei Tisch
Goldene Hochzeit – (Ein Gast: G; seine Tischdame: T) T: Und Sie sind also Willies Enkel, der Enkel vom wilden Willie? – Kaum zu glauben! G: Ist er so genannt worden? T: Ja, so haben wir ihn immer genannt, weil er – also, er war schon ein toller Hecht. Und ein fabelhafter Hockey-Spieler. Spielen Sie auch Hockey?
weiterlesen#6 – Das Fehlen von Überhöhung
Brief vom 30.09.’83 an Pali – Teil 2 Nach dieser Nacht war mir nach Höfischem. Bei strahlend schönem Wetter schwänzte ich die Schule und fuhr mit Irene nach Versailles. Es wurde der schönste Tag mit ihr: im riesigen, puttengesäumten Garten, im Restaurant unter Kastanien, im angeregten Gespräch. Das Terrassenrestaurant im Park von Versailles kittet jede Ehe, selbst die ödipalste. Schon der Vortag in den Winkelgassen Montmartres hatte ‚heitere Urlaubsstimmung‘ geatmet. Heute nun war alles Friede und Freude.
weiterlesen#5 – Das kleine Reich – der große Krach
Brief vom 30.09.’83 an Pali – Teil 1 Also wirklich der letzte Tag? Der übliche Block sträubte sich: Er blieb versehentlich zu Hause. ‚Zu Hause‘ – wie das klingt! Der Stift sträubt sich. Er verweigert den Dienst.
weiterlesen#4 – Eine fremde Welt
Brief vom 23.09.’83 an Pali – Teil 2 Ich war ruhig. Krank und krankhaft, aber ruhig. Als Erstes gab ich gleich eine Ladung vom Hamburger Hausarzt verschriebener todsicherer Durchfallstopper in flüssiger Form von mir, dann dachte ich: „Es hilft nichts – ein hiesiger Arzt muss her!“
weiterlesen#3 – Absturz
Brief vom 23.09.’83 an Pali – Teil 1 Der Himmel ist leer, mein Kopf auch. Der erste schöne Tag, wolkenlos. Als ich vorhin aus dem Haus trat, war Paris plötzlich so, wie ich es von meinen früheren Reisen her kannte: heiter und sonnig.
weiterlesen#2 – Totensonntagseuphorie
Paris, Totensonntag ’81: Pali, nun ist es halb fünf. Mein letzter Tag in Paris, mein letzter Tag ‚unterwegs‘ in diesem Jahr, ist fast vorbei. Allerspätestens in zwei Stunden muss ich das Taxi zum Flugplatz besteigen. Ich sitze in einer Tages-Lederkneipe und genieße die Blödsinnigkeit, zwischen Männern, die hier auf flotte Anmache rumhoffen, zu schreiben.
weiterlesen#1 – Opa? – Nein, danke!
1983 – ich sage gern – ‚lebte‘ ich in Paris, denn das tat ich wirklich, so kurz die Zeit auch war. Damals war der Klimawandel noch kein allgemein anerkanntes Problem, Rassismus fand aus heutiger Sicht überall statt, oft ohne böse Absicht, und Männer und Frauen, die sich im falschen Körper wähnten, galten als so kleine Minderheit, dass sie im öffentlichen Diskurs nicht vorkamen.
weiterlesenSchnepfenjagd
Wir sind am See. Die Hunde kläffen heiser. Vereinzelt schon ein Flattern und ein Schuss. Folgte die Kugel jenem Schatten, oder schreckte sie ihn auf? ...
weiterlesenDas Gasthaus ‚Zur Erinnerung‘
Ich kenn’ und liebe eine Schänke, da gibt es nur todbringende Getränke. Das Bier, der Schnaps, der Wein – und selbst das Wasser muss vergiftet sein ...
weiterlesenKorrespondenz
Die Birnen hängen tief, die gelben Birnen, tief in den Herbst, der fern schien. Jeder Brief, den wir beschrifteten, verwischt in Tinte ...
weiterlesenUnsere Freunde, die Tiere
Wo sie trampeln, wo sie flattern, klecksen sie und scheißen. Sie krächzen, sie fauchen, sie bellen, sie blöken, sie spucken, sie kratzen, sie beißen ...
weiterlesenEin Herbstgedicht
Bunt tropft, versickert im Geraschel, tiefbrauner Duft Einmütigkeit. Still ruht das Land, stumm schweigt im Blau die Wolke ...
weiterlesenAuskristallisiert
Alles ist messbar, längst auch die Gefühle. Die Isolierung, die uns nie misslang. Schönheit, zerlegt in tausend Moleküle. Die Sicherung, die lange schon zersprang.
weiterlesenSTADTPARK
Rasenflächen, Blumenbeete, Banken zwischen hohen Stämmen, Mütter, die die Jungen kämmen, deren Haar das Spiel zerzaust hat.
weiterlesenANGRIFF
Plötzlich ist sie da, in eisiges Dunkel geschüttet. Magre Vernunft welkt dahin. Fahl blitzen Irrlichter.
weiterlesenGesang ohne Stimme
Zu den vielen Talenten, die ich nicht habe, gehört das Singen. Das Singen gehört außerdem zu den wenigen Begabungslosigkeiten, über die ich mich kaltschnäuzig hinweggesetzt habe.
weiterlesenSonntag
Der fromme Bürger strebt zur Kirche, der Strolch schläft lange und träumt wirr ...
weiterlesenDasselbe
Sie spricht mit ihm – sie kann auch schweigen –, allein die Art, wie sie dort sitzen, wie ihre Hand ihn streift, wie sie ihn ansieht.
weiterlesenAlte Fotos
Mehr Weltanschauung habe ich im Augenblick nicht zu bieten. Deshalb jetzt Gedichte, überwiegend aus meiner Abiturzeit: ich hoffe, nicht bis zum Erbrechen, sondern bloß, bis ich mit der nächsten Reisebeschreibung fertig und zufrieden bin.
weiterlesenSTICH
1966 war ich noch ganz bei Goethe und Beethoven und ich liebte Genremalerei und Kupferstiche. Diese so gar nicht auf 1968 zulaufende Einstellung habe ich selbst „hinterfragt“, ein Wort, das damals Karriere machte.
weiterlesenDIE NÄCHSTE STATION
1966 hörte ich auf, Jura zu studieren, schrieb zwei Sonaten, ein Orchesterstück, viele Chansons und dauernd Gedichte. Vorher war ich jeden Tag mit der S-Bahn zur Uni gefahren.
weiterlesenMOSAIK
Meine Gedanken zur Europa-Reise von 2015 stehen jetzt im Blog. Mit dem nächsten Komplex bin ich noch nicht fertig, aber ich möchte, um nicht still zu halten, die Wartezeit halbwegs seriös überbrücken. Da fange ich mal an mit einem Gedicht, das ich 1966 schrieb. Ein Beitrag zum Thema „Einst und jetzt“.
weiterlesenEinunddreißigster Zwölfter
Silvester ist des Jahres Schwanz. Die Tänze fordern auf: „Let’s dance!“ Zum Schlussfest ruft die ganze Innung, doch ein Verdruss versaut die Stimmung: ...
weiterlesenJudas
Wir sagten Blicke, sprachen Gesten, zahllos. Wir nannten Bilder „Bilder“ ohne Namen. Kaum war die Zunge Mittler, nie das Schweigen Schranke, wir brachen unsre Worte – unser Brot.
weiterlesenABENDLIED
Genug geschlafen, genug gewacht, genug gelebt, genug gelacht. Genug gesehen, gehört, gedacht – genug verträumt, genug versäumt; genug gemacht.
weiterlesenBIOGRAFIE
Rangeklotzt – hinge*****, oft von allem ange*****: blind ins Leben reingeschickt, irgendwann mal reinge*****, reingewaschen in der Taufe: gleich vom Leben in die Traufe.
weiterlesenABSCHLIFF
Nur selten schwimmt in deinen Augen jenes Lächeln, häufiger verbirgst du es, oft wird es dir nicht einmal mehr bewusst. Du spürst den Anlass für ein Lächeln nicht mehr auf, so hast du dich daran gewöhnt, es zu ersticken.
weiterlesenHimmelfahrt/Vatertag
Jesus flog rauf zu seinem Vater: „Mir reicht’s jetzt. Lass mich kommen!“, bat er. „Ich bin gestorben für die Leute, nun will ich aber weg, noch heute!“
weiterlesenZehn Typen
Ich sag’s ganz klar: Ich find’ mich gut, was soll ich mich da zieren? Die Leute stieren, wenn ich im off’nen Wagen fahr’ bei lauter Musik – wunderbar. Tut gut! Ein bisschen Glück, ein bisschen Mut ...
weiterlesenSommerschwalben
In ihren nicht sehr runden Kreisen wurde viel gelacht, Kaviar und Curry-Wurst waren die Speisen, alles, was Spaß macht, wurde gemacht, und manchmal wurde auch nachgedacht.
weiterlesenNotbehelf
In einem meiner Kommentare, den hoffentlich keiner gelesen hat, behaupte ich, am 2. Januar würde der nächste Reisebericht ins Netz gehen. Stimmte nicht. Aber Fake ist ja zeitgemäß.
weiterlesenBuchhit II – Resteessen
Weil ja alles, was erfolgreich ist, zur Serie aufgebaut werden muss, kommt hier der Nachschub, den ich bei den ersten 50 Titeln aussortiert hatte. Resteverwertung!
weiterlesenVorsatz
Nun steht wieder die sogenannte Weihnachtszeit vor der Tür und auf dem Kalender. Nun laufen die Leute wieder los, um viel zu kaufen. Über Konsum freut sich Mario Draghi: Da steigt die Inflation.
weiterlesenAuf dem Lande
Schwebt ein grauer Schmetterling über uferlose Seele. Liegt im Wald die Nachtigall, staubig, mit durchrissner Kehle.
weiterlesenNur Karussell
In dir möcht' ich ertrinken, mich tief-tief in deine Arme stürzen, vergessen, was nicht deine Haut, nicht deine Haare mir erzählten!
weiterlesenNullpunkt
Ich mag die warmen Sommernächte nicht! Ich hasse ihre Düfte, ihre Klänge, Versprechungen, die doch nur Wünsche bleiben, fahler als Mondlicht, klarer, falscher, wilder.
weiterlesen