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Sonntagspredigten

Fremde und eigene Feiertage

Liebe Leserinnen und Leser,

bei Geburtstagen versuche ich immer, ein bisschen gezielter auf den Jubilar und sein weibliches Pendant einzugehen als bloß das abgegriffene ‚Alles Gute!‘ zu bemühen. Meine Cousine Marina hat am 20. November Geburtstag. Das Datum bietet vom Wetter her ja nicht viel Trost in schwierigen Zeiten, aber um diesen Dreh herum gibt es doch einen Feiertag, zumindest bei evangelischen Menschen, wie sie einer ist und ich nie war. Schlaumachen möchte ich mich trotzdem. Bei ChatGPT bin ich zahlender Kunde. Da frag’ ich doch gleich mal nach …

>> In welchem Jahr war der Buß- und Bettag ein 20. November?

ChatGPT: Der Buß- und Bettag ist in Deutschland ein beweglicher Feiertag, der sich jedes Jahr ändert. Er fällt immer auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, das ist der 21. November. Daher kann der Buß- und Bettag in einem bestimmten Jahr auf den 20. November fallen, wenn der 21. November ein Sonntag ist. Um das genaue Datum für ein bestimmtes Jahr zu erfahren, müssten Sie den jeweiligen Kalender konsultieren oder eine Kalenderfunktion verwenden.

>> Wenn der 21. November ein Sonntag ist, kann doch der 20. November kein Mittwoch sein!

ChatGPT: Entschuldigen Sie das Missverständnis. Sie haben völlig recht. Wenn der 21. November ein Sonntag ist, kann der Buß- und Bettag nicht am 20. November fallen, da dieser Tag ein Dienstag ist. Der Buß- und Bettag fällt immer auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, das ist der 21. November. Daher kann der Buß- und Bettag in diesem Fall frühestens auf den 19. November fallen. Ich entschuldige mich für das Missverständnis in meiner vorherigen Antwort.

>> Wieso ist der 20. November ein Dienstag, wenn der 21. November ein Sonntag ist? Der 21. November ist nur selten der letzte Sonntag des Kirchenjahres und wenn, dann ist der Mittwoch davor nicht der 19. November, sondern der 17. November. Das ist kein Missverständnis, sondern das ist falsch. Ist die Sorge, dass ChatGPT in Zukunft das eigene Denken ersetzt, gar nicht berechtigt?

ChatGPT: Sie haben vollkommen recht, meine vorherige Antwort enthielt einen Fehler. Wenn der 21. November ein Sonntag ist, fällt der Buß- und Bettag auf den Mittwoch davor, was der 16. November ist, nicht der 19. November. Mein Fehler tut mir leid, und ich schätze Ihre Korrektur.
Was Ihre Sorge betrifft, dass KI wie ChatGPT das eigene Denken ersetzen könnte, ist es wichtig zu betonen, dass KI-Modelle wie ich Werkzeuge sind, die von Menschen entwickelt und gesteuert werden. KI kann hilfreich sein, um Informationen bereitzustellen und Aufgaben zu automatisieren, aber sie sollte nicht als Ersatz für menschliches Denken und Urteilsvermögen angesehen werden. Menschen sollten weiterhin kritisch denken, Informationen auswerten und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen. Die Entwicklung und Nutzung von KI erfordert verantwortungsvolle Handhabung und ethische Standards, um sicherzustellen, dass sie im besten Interesse der Gesellschaft eingesetzt wird.


>> Könnten Sie sich vorstellen, dass der Mittwoch vor dem 21. November, wie ich geschrieben habe, der 17. November ist und nicht, wie Sie behaupten, der 16. November?

ChatGPT: Entschuldigen Sie erneut meinen Fehler. Sie haben absolut recht. Der Mittwoch vor dem 21. November ist der 17. November, nicht der 16. November. Ich danke Ihnen für die Korrektur, und ich entschuldige mich für das Missverständnis in meiner vorherigen Antwort.
Es ist wichtig, genaue Informationen bereitzustellen, und ich danke Ihnen, dass Sie mich auf diesen Fehler hingewiesen haben.


>> Danke. Zu Ihrer Information: Über Google habe ich eben erfahren, dass im Jahr 2013 der Buß- und Bettag – in unserem Sprachgebrauch auch „Knutsch- und Knettag“ genannt – auf den 20. November fiel. Hilft Ihnen das weiter, Ihre Kenntnisse auszubauen?

ChatGPT: Vielen Dank für die zusätzliche Information. Das hilft sicherlich, meine Kenntnisse zu erweitern. Es scheint, dass der Buß- und Bettag im Jahr 2013 tatsächlich auf den 20. November gefallen ist. Das zeigt, dass es gelegentlich Ausnahmen oder Verschiebungen geben kann, die von den normalen Regeln für das Datum des Buß- und Bettags abweichen. Es ist wichtig zu beachten, dass Feiertage und ihre Datumsfestlegungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich sein können, und es kann auch Veränderungen im Laufe der Zeit geben.
Vielen Dank für die Korrektur und die zusätzliche Information. Es ist wichtig, genau und präzise zu sein, um genaue Informationen bereitzustellen.


>> Wieso weicht es von den normalen Regeln ab, wenn der 20. November ein Mittwoch ist? Das kommt doch alle sieben Jahre vor. Oder ist das wegen des Schaltjahres anders?

ChatGPT: Es tut mir leid, wenn meine vorherigen Antworten verwirrend waren. Sie haben recht, dass der Buß- und Bettag in Deutschland immer am Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert wird. Normalerweise fällt der 21. November auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres, und daher fällt der Buß- und Bettag auf den vorherigen Mittwoch. Das kann alle sieben Jahre vorkommen, wenn ein Schaltjahr dazwischen liegt. Die Daten können variieren, wenn es spezielle Regelungen oder Änderungen gibt, die von den kirchlichen oder staatlichen Behörden festgelegt werden.
Nochmals Entschuldigung für die früheren Ungenauigkeiten in meinen Antworten, und ich schätze Ihre Geduld und Korrekturen. Ich werde weiterhin bemüht sein, genaue Informationen bereitzustellen.


An dieser Stelle habe ich aufgegeben – jedenfalls bei ChatGPT. Google half weiter. So kam ich zu ‚Friedrich+‘. Da steht:
„Ein (gregorianisches) Kalenderjahr hat in der Regel 365 Tage. Lässt sich die Jahreszahl durch 4 teilen, dann wird noch ein Schalttag hinzugefügt; mit der Doppel-Ausnahme: Wenn sich die Jahreszahl durch 100 teilen lässt, entfällt dieser Schalttag – außer die Jahreszahl lässt sich durch 400 teilen. Dieser Rhythmus wiederholt sich also alle 400 Jahre.
Es gibt 7 Wochentage. In ein Jahr passen 52 Wochen und 1 bzw. im Schaltjahr 2 Tage. Die Wochentage verschieben sich also jedes Jahr um 1 bzw. 2 Tage. In 400 Jahren verschieben sich die Wochentage also um 400 + 97 = 497 Tage – das sind genau 71 Wochen. (Auf die 97 Tage kommt man, weil die Jahre 1 bis 100, 101 bis 200 und 201 bis 300 je 24 Schalttage haben und es 25 Schalttage in der Zeitspanne 301 bis 400 sind. Oder über 100 – 4 + 1.) Das bedeutet, dass sich alle 400 Jahre die Jahres-Kalender-Wochentage exakt wiederholen. Nach 400 Jahren wäre also zum Beispiel der 1.1. wieder ein Sonntag (wie im Jahre 2017).“
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Das Dasein ist wohl doch komplizierter, als ich dachte. Jedenfalls, wenn man wissen will, wie oft man zu Lebzeiten damit rechnen kann, wieder an einem Mittwoch Geburtstag zu haben, sofern man sich noch fünf, zwanzig oder gar fünfzig Jahre auf dieser Welt zutraut, und wie oft dieser Mittwoch gleichzeitig ein gesetzlicher Feiertag in protestantischen Bundesländern ist, wenn das Christentum als Staatsreligion erst dann abgeschafft wird, sobald HUAWEI endgültig das deutsche 5G-Mobilfunknetz übernommen hat. „Die Menschen wollen nicht wissen, sondern glauben“2, las ich im ‚NZZ‘-Interview mit dem früheren Nestlé-CEO Peter Brabeck-Letmathe. Ja, das ist wohl so. Und doch! Ich weiß: Schon im nächsten Jahr wird meine Cousine wieder am Buß- und Bettag Geburtstag haben. Das ist zu schaffen, glaube ich.

Auch in meinem Blog gibt es Fortschritte: Wir haben uns inzwischen vom Urknall bis ins zwanzigste Jahrhundert vorgetastet. Ich hoffe, Sie können mir folgen.

Vorauseilend,
Hanno Rinke



Quelle: 1 Friedrich Verlag  | 2 ‚Neue Zürcher Zeitung‘ vom 08.11.2023
Cover mit Material von Shutterstock: Morphart Creation (Gehirn), MoreVector (Hand mit Glas) und aus Privatarchiv H. R. (7)

36 Kommentare zu “Fremde und eigene Feiertage

  1. Hahahaha, vielen Dank für den amüsanten Morgen 😂 Ich habe deutlich mehr gelacht als bei der Lektüre der Sonntagszeitung.

  2. Krass, was ChatGPT da verzapft. Da scheint mir die Sorge, dass unsere Schüler ihre Aufsätze mit dem Tool schreiben lassen, ja eher unbegründet zu sein.

    1. In den Nachrichten stand zu lesen, dass die Seite in der neueren Version sogar nochmal schlechter geworden ist. Man könnte es sich jedenfalls vorstellen, wenn man den Text oben liest.

      1. Und liegt das daran, dass man den Erfinder, Sam Altman, kurzerhand rausgeschmissen hat?

      2. Er soll doch schon wieder eingestellt werden, der Herr Erfinder. Zumindest scheint man im Gespräch zu sein.

      3. Das Thema ist wohl durch. Microsoft hat Altman gerade angestellt. So schreibt es die New York Times diesen Morgen. Vielleicht ist das eine Gelegenheit um ein zuverlässigeres Konkurrenzmodell zu entwickeln.

      4. Wie immer geht es um Profit- oder Nonprofit Organisation. Das Silicon Valley will das Leben der Menschheit verbessern und Geld verdienen. Manchmal klappt das sogar.

  3. Ich finde ja auch die Umbenennung der Rundbriefe-Sektion in Sonntagspredigt äußerst gelungen! Hahaha. Ihre Überraschungen landen immer wieder.

    1. An Tobi, meinen Agentur-Partner, schrieb ich vorige Woche:
      Sollen wir es in Zukunft keck „Sonntagspredigt“ nennen? Rundbrief klingt so weglesenswert.‘

      1. Wer die Fehltritte zu sehr fürchtet, der steht meistens ziemlich still. Ich bin zwar selbst eher vorsichtig, aber es muss ja nicht gleich Apathie sein. Die „Sonntagspredigt“ mag ich übrigens auch. Da bekommen die längeren, autobiografischen bzw. poetischen Texte nochmal ein schönes Gegengewicht.

  4. Sind das wirklich echte Antworten der ChatGPT-Seite? Ich kann es mir ja fast nicht vorstellen. Die Infos können doch nicht derart falsch sein.

    1. Ich habe auch gedacht: Da werden bestimmt viele Lesende glauben, das hätte ich erfunden. Aber nein! Ich habe es wortwörtlich aus meiner Chat GPT-Page übernommen. Im Blog geht die Original-Typographie leider verloren.

      1. Die KI-Kritiker können beherzt auflachen, die KI-Freunde sollten hingegen eine kleine Träne weinen. Da stellt sich mir nun doch die Frage, in wieweit man die Seite überhaupt produktiv einsetzen kann.

      2. Herr Rinke ist ja auch erstaunlich geduldig mit der KI-Software. Da ist ChatGPT sicher harschere Antworten gewöhnt 😉

      3. Wie sehr man sie auch beschimpft, die KI wird sich nie etwas zu Herzen nehmen.

  5. Menschen sollten weiterhin kritisch denken, Informationen auswerten und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen

    Na da kann man der Maschine doch nur recht geben. Anständig.

    1. Diese woken, vorformulierten Partikel sollen in westlich-liberalen Gesellschaften darüber hinwegtrösten, dass die KI völlig humorfrei ist.

    1. Wenn man etwas aufgibt, ist es immer gut, eine Alternative zu haben. Als/weil ich bei Chat GPT aufgab, habe ich bei Friedrich+ etwas gefunden. Wenn mein Blog blöd ist, tut es gut, die FAS zu haben.

      1. Friedrich+ musste ich jetzt wiederum googeln. Das Angebot sagte mir bislang gar nichts. Man lernt wohl nie aus.

        Nach ihrem Interview mit der KI frage ich mich ja doch, wofür man diese Maschinen nun nutzen soll. Menschliches Denken, Poesie, Emotion können sie ja bekanntlich nicht. Aber wenn sie bei den reinen Fakten genauso versagen…

      1. Die Frage ist ja, ob das Wort Halluzination korrekt gewählt ist oder ob der Begriff „Halluzination“ bereits eine Beeinflussung der User darstellt, statt einfach „Fehler“ oder „Datenmüll“ zu sagen. Da grenzt die „Halluzination“ an den seit Trump geläufigen Terminus der alternativen Fakten.

      2. Wenn, wie Sie sagen, die Unterhaltung oben 1:1 so stattgefunden hat, dann halluziniere ich als User auf alle Fälle.

      3. Statt zu Halluzinationen führt dieser Beweis von Unzulänglichkeit bei mir eher zu Ernüchterung.

  6. Mich hat ja vor allem dieser Satz überrascht: „Die Entwicklung und Nutzung von KI erfordert verantwortungsvolle Handhabung und ethische Standards, um sicherzustellen, dass sie im besten Interesse der Gesellschaft eingesetzt wird.“ Die KI scheint hier mehr von sich selbst zu verstehen als unsere Politiker.

  7. Der Buß- und Bettag in Deutschland ist ein Feiertag der evangelischen Kirche, der auf Notzeiten zurückgeht. Im Lauf der Geschichte wurden Buß- und Bettage immer wieder aus aktuellem Anlass angesetzt. Angesichts von Notständen und Gefahren wurde die ganze Bevölkerung zu Umkehr und Gebet aufgerufen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird ein allgemeiner Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, begangen, also vor dem ersten Adventssonntag bzw. am Mittwoch vor dem 23. November. Im Jahr 2023 fällt er auf den 22. November.

    1. Gut zu wissen. In der Tagesschau wurde der Feiertag gestern gar nicht erst erwähnt. Die evangelische Kirche verliert an Bedeutung. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus ist zurückgetreten. Das zumindest wurde noch berichtet.

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