Liebe Leserinnen und Leser,
wir sind darauf gedrillt, ständig in der Erwartung dessen zu leben, was nicht geschehen wird: der Hürdenlauf der Beinlosen, die Erleuchtung der Blinden, das Frauenministerium der Taliban. Oder wenigstens eine ganz unerwartete Wendung: Trump sagt einen klugen Satz. Angela Merkel hat eine Vision. Saskia Esken geht zur AfD. – Sensationen sind unser täglich Brot.
Saulus wird Paulus, Ikarus fällt vom Himmel. Tantalus verharrt bis in alle Ewigkeit eine Sekunde vor dem Orgasmus. Das kennen wir schon. Es sind Chiffren für altmodisch Gebildete. Gibt es neuere Chiffren oder die Probleme nicht mehr?
Bei den Informationen ist der Fast-Food-Müll vom Bedenkenswerten schwer zu unterscheiden und obendrein Geschmacksache. Kommt anschließend halt alles in dieselbe Tonne! In meinem Alter ist keimfreie Fantasie der klebrigen Wirklichkeit vorzuziehen, aber man will ja mitreden können, selbst wenn man keine Gesprächspartner mehr hat. Braucht man auch nicht. Ins Netz stellen kann man vieles, bevor der Verfassungsschutz kommt.
Dass sich die Lage nach der Wahl entspannt, ist nicht zu erwarten. Es wird vermutlich alles nur noch schlimmer – in meinem Blog übrigens auch. Da läuft genauso viel schief wie im wahren Leben. Man fragt sich, ist es besser, die Nerven zu behalten oder keine zu haben. Na ja, irgendwann werden die unzähligen alten und neuen Abgeordneten eine ganz, ganz neue Regierung wählen, und die Welt wird trotz gegenteiliger Vorhersagen einiger rechter und linker Katastrophen-Propheten nicht untergegangen sein. Noch nicht. Immer noch nicht.
Nach wie vor zuversichtlich,
Hanno Rinke
Betrifft: Wegdürfen – dableiben müssenBetrifft: Utopien und Traumschlösser
Die Welt wird sicher so schnell nicht untergehen, aber sie wird sich eben auch nicht neu erfinden. Da sollte man keine Illusionen haben.
Der Untergang kommt so schnell natürlich nicht. Dass die Grünen es durch ihren amateurhaften Wahlkampf allerdings verpasst haben, mal einen wirklichen Umbruch zu schaffen, das ist trotzdem eine Schande.
Das Gegenteil hätte mich überrascht, wenn ich ehrlich bin.
Solange die CDU bis zum Wochenende nicht noch aufholt, bin ich zufrieden. Dieser Laschet war in den Fernsehtriellen so dermaßen überhehblich, unsympathisch und pampig … den möchte ich wirklich nicht als Kanzler haben.
Aufgeholt hat sie, aber wohl bei weitem nicht genug. Das Ergebnis muss der Führung trotzdem peinlich sein. So schlecht hat die Partei ja noch selten abgeschnitten.
Das sollte man eigentlich bereits in der Schule lernen: wie man Fast-Food-Müll vom Bedenkenswerten unterscheiden kann.
Die Generation, die nur noch mit Informationen auf Social Media aufwächst, scheint wirklich Probleme damit zu haben. Aber auch in meinem Bekanntenkreis bin ich immer wieder überrascht, wie oft jemand auf Fake News hereinfällt. Eigentlich sollte man es besser wissen.
Man sollte. Aber man glaubt halt gerne das, was man glauben möchte.
Darauf, dass Trump einen wirklich klugen Satz sagt, darauf warte ich immer noch.