Teil 1 – Aufstiege, leicht gemacht

Eine Reise führt immer in die Zukunft, zeitlich gesehen. Gedanklich kann sie aber in die Vergangenheit führen, bei mir sowieso. Nun bin ich dauernd mit der Ernte dessen beschäftigt, was ich gedankenverloren oder absichtsvoll gesät habe; alles, was mir untergejubelt oder beigebracht wurde, trägt nun Früchte, die nach einem Abschied schmecken, an den ich doch nicht glauben will.

>
Winterreise (mit Sommern)

#1.9 Kurz vor der Grenze

Der ‚Schneiderwirt‘ in Nußdorf ist ursprünglicher geblieben. Wir hatten uns im Tief vor München, das Rafał mit 180 Sachen durchmaß, ohnehin auf Nußdorf eingestellt und waren zu alt um umzudisponieren.

weiterlesen
13 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.8 Die beiden Möglichkeiten

Am Morgen regnete es nicht. Wir konnten also, nachdem Rafał – von Silke und mir mit dummen Vorschlägen bombardiert – den Weg nach oben am Ende dennoch gefunden hatte, aussteigen, ohne nass zu werden. Der Domplatz war von so wenigen Menschen besucht, dass wir ihn gut ermessen konnten. Auch in der Kirche selbst konnten wir vor den Altären, unten in den Schiffen, und dem Bamberger Reiter, oben in der Höhe, ausharren, ohne geschubst zu werden.

weiterlesen
12 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.7 Zwei ausgefallene Damen

„Nicht lange!“, äffte Rafał mich hinter seinem Steuerrad nach, „nicht lange? Das sind mehr als – das sind siebenundzwanzig Jahre!“ – „Siehst du“, sagte ich, „keine besonders lange Zeit.“ Draußen wurde es dunkel, die kürzesten Tage des Jahres. Die kahlen Felder brauchten kein Licht, und der graue Himmel spendete auch keins.

weiterlesen
16 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.6 Bamberg, Bartók, Bayreuth

Aber schon am 16. Juli 1980 war ich wieder in Bamberg. Inzwischen hatte ich die Schule beendet, die Universität verlassen, die Musikhochschule besucht, beim Film volontiert, Privatunterricht bekommen, eine Lehre gemacht, eine Traineezeit durchlaufen, war Product-Manager gewesen, hatte das Repertoire-Büro geleitet und war jetzt Produzent für Klassik-Künstler. Bis auf das, was ich wollte, hatte ich fast alles erreicht.

weiterlesen
16 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.5 Ernst des Lebens

Was ist aus uns allen geworden, mehr als fünfzig Jahre später? Seit Ende der Sechzigerjahre gab es keine Klassentreffen mehr. Nur mit Helmut Görlitz habe ich wieder Kontakt, weil ich ihn zufällig vor zehn Jahren im Lokal traf, an seinen roten Haaren erkannte und offenbar schon betrunken genug war, um ihn anzusprechen. Seither sind wir in lockerem Kontakt.

weiterlesen
20 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.4 Freibad

Streiche auszuhecken liegt mir nicht fern, ihr Opfer bin ich weniger gern. Besonders gelungen fand ich meine Bemühungen, Irmgard Teeck in den Wahnsinn zu treiben. Das klappte sogar noch besser, wenn meine Eltern verreist waren. Wir wohnten mit Wiemans im Doppelhaus, und deren mit mir eng befreundete Töchter Monilies und Kathrin, die sehr stolz darauf waren, nicht Wiemann zu heißen, waren genauso stolz darauf, meine finsteren Pläne in die düstere Tat umzusetzen.

weiterlesen
15 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.3 Großbürgerlich

1964 war das ganz anders. Am 1. Juni traf ich ein, dieses Mal ganz allein, aber zu meiner vollständigen Klasse, die letzte Gruppenreise vor dem Abitur. Obwohl es mein Vater gewesen war, auf dessen Initiative am Elternabend hin Franken von uns bereist wurde – weil er wusste, dass ich die Nordsee und unser Schullandheim auf Föhr verabscheute –, war ich doch erst zur zweiten Woche der Fahrt meiner Klasse hinterhergereist, als tapferer Rekonvaleszent im Trans Europa Express, erster Klasse.

weiterlesen
17 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.2 Zahnarzt-Torte

Wichtiger Bestandteil aller Reisen sind die Zwischenstationen, besonders die mit Übernachtung. Die Ziele sind meist bekannt und geschätzt, auf dem Weg dorthin kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen. Aus diesem Grund hatten wir Meran in den vergangenen Jahren auf zum Teil eigenwillige Weise angesteuert: 2015 über Prag und Wien, 2016 über Halle und Leipzig, 2017 schon einmal, über Weimar und Rothenburg ob der Tauber.

weiterlesen
23 Kommentare
>
Winterreise (mit Sommern)

#1.1 Saat und Ernte

So, nun ist Schluss mit meinem Altruismus, mir lauter fremde Leute auszudenken, jetzt ist der nächste autobiografische Reiseblock für meinen Reiseblog fällig. Er beginnt im Dezember 2017 bzw. bei der Schwangerschaft meiner Mutter und heißt: WINTERREISEN (mit Sommern).

weiterlesen
30 Kommentare
newsletter promo

Wenn es Sie nicht allzu sehr belästigt, kann ich Ihnen meine ‚Sonntagspredigt‘ auch automatisch per E-Mail zuschicken. Dafür brauchen Sie meinen Hirtenbrief bloß zu abonnieren. Er heißt im allgemeinen Sprachgebrauch Newsletter.


Hanno Rinke

newsletter