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Sonntagspredigten

Dumm

Liebe Leserinnen und Leser!

Die meisten Schwarzen (früher: Neger) sind dumm. Die meisten Weißen (früher nicht mal mit einem eigenen Begriff gesegnet) auch. Männer sind dümmer als Frauen. Das hat Nachteile für die Betroffenen: Der Arbeitsmarkt verlangt heute mehr Hirn als Muskeln. Dumm für die Dummen. 61 Prozent der Master-Absolventen an den amerikanischen Universitäten sind Frauen. Die intelligenzverminderten US-Männer haben jetzt auch noch Trump zum Präsidenten gemacht. Wie dumm ist das denn? Zumindest für Europa. Dass genau zum selben Zeitpunkt drei Ampelmänner die deutsche Regierung auseinandertreiben – ein dummer Zufall? ‚Dumm‘ sagen wir dauernd, ‚klug‘ nur, wenn wir es wirklich sehr meinen: „Das war nicht klug von dir!“ zum Beispiel. Wenn wir nicht unter uns sind, drücken wir uns gewählter aus und sagen statt ‚dumm‘ ‚bildungsfern‘ (da ist noch was zu machen) oder ‚mit niedrigem Intelligenzquotienten‘ (da geht nichts mehr).

Nun läge es auf der Hand, Wahlberechtigte (meinetwegen ab zwölf Jahren) zuzulassen, aber erst mit einem Intelligenzquotienten ab 110. Menschenversuche haben allerdings erwiesen, dass intelligente Personen häufig keine besseren Entscheidungen treffen als weniger intelligente, besonders bei der Ideologie-Gläubigkeit und bei der Partner(innen)wahl.

Betrachten wir das Phänomen mal nicht empirisch, sondern wissenschaftlich: Dass die meisten Menschen dumm sind, haben wir als Axiom bereits an den Anfang gestellt.

Mögliche Ursachen:
a) Deren Gehirn funktioniert nicht richtig.
b) Sie konnten noch nicht genügend Eindrücke sammeln.
c) Sie sind nicht meiner Meinung.

Löst diese Einschätzung bei Ihnen etwas aus? Oder bei dir? Zustimmung (Ich hab’s begriffen!) oder Ablehnung: Wie kann man so etwas Böswilliges behaupten (also nicht begriffen)?! Empfindungen lassen nie gleichgültig. Sie sind entweder angenehm, dann will man sie beibehalten, womöglich sogar steigern, oder sie sind unangenehm, dann will man sie loswerden. Das kann dumm oder schlau sein. Es kommt auf den Zusammenhang an, und den nicht zu erkennen, ist dumm für die, die ahnungslos bleiben. Wenn ein Model (früher: Mannequin) mit seinem einstudiert gelangweilten Gesicht und seinem einstudiert gelangweilten Gang stolpert und – die hochnäsige Fresse vorneweg – vom Laufsteg ins Publikum segelt, sagen wir: „Dumm gelaufen!“

Eine Frage beschäftigt mich besonders: Wer glaubt, dass der (liebe) Gott sich um alles kümmert und alles lenkt, aber durch Gebete beeinflussbar ist und daraufhin seine Entscheidungen revidiert – ist die oder der dumm, so etwas zu glauben? Glauben heißt: nicht wissen. Das ist klar. Wenn ich glaube, dass morgen die Sonne scheinen wird, weiß ich: Es kann auch regnen. Der Glaube ist anders. An etwas zu glauben heißt, sicher zu sein. Ist das intelligent?

Dass Ungebildete meistens gläubiger sind und mehr Kinder in ihre bescheidene Welt setzen als wohlhabende Skeptiker, hat Zukunftsforscher von Anfang an zu Spekulationen veranlasst. Zu glauben, dass durch mehr Nachwuchs unterhalb der Armutsgrenze die Menschheit immer dümmer wird, wäre sicher dumm. Gott, die künstliche Intelligenz oder rigorose Herrscher werden sicher einen Weg finden, die Dummheit nicht an die Macht kommen zu lassen. Falls sie nicht schon an der Macht ist. Aber um mir zuzutrauen, das zu beurteilen, bin ich nicht dumm genug.

Ihr einsichtiger
Hanno Rinke



Grafik mit Material von: freepik/wirestock

51 Kommentare zu “Dumm

  1. Der Kommentar ist interessant, greift aber irgendwie zu kurz: Der moderne Arbeitsmarkt verlangt nicht nur „Hirn“, sondern vor allem vielseitige Fähigkeiten – Kreativität, soziale Kompetenz und die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln. Es geht ja nicht ausschließlich darum, wer „klug“ oder „dumm“ ist, sondern darum, dass Menschen unterschiedliche Talente haben, die in unserer Arbeitswelt gebraucht werden.

    1. naja, es gibt immer noch genügend dumme leute. was deren talente nun letztendlich sind, kann ich nicht sagen. aber auf dem arbeitsmarkt werden viele eben nicht gebraucht. sonst gäbe es keine arbeitslosigkeit in deutschland.

      1. Werden nicht gerade in den Bereichen Arbeitskräfte gesucht, für die man kein Studium braucht?

    2. Da ist auf alle Fälle viel dran. Zuerst wurden in der Arbeitswelt Muskeln durch Hirn ersetzt, und jetzt sorgt KI für die nächste Umwälzung. Wohin das alles führen wird, bleibt spannend – aber fest steht: Die Anforderungen ändern sich ständig, und wir müssen flexibel bleiben wenn wir überleben wollen.

      1. Flexibilität ‚liegt‘ nicht jedem. Aber auch die Dummheit ist ja nicht ausgestorben.

      1. Der Gedanke kam mir auch. Ich glaube auch nicht daran, dass die künstliche Intelligenz so viele Arbeitsplätze ersetzen wird. Es wird sich eher noch weiter verschieben, wie wir arbeiten. Die KI ist ja ein Tool, wie viele andere auch.

      2. Genau, sehe ich genauso! KI ist letztlich nur ein Werkzeug, das uns unterstützen kann. Anstatt uns zu ersetzen, wird sie eher unsere Art zu arbeiten verändern – und vielleicht sogar neue Berufe schaffen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.

      3. Was wir uns nicht vorstellen können, ist immer Hoffnung und Bedrohung zugleich.

  2. Man soll das ja eigentlich nicht sagen, aber ein anderes Argument, als dass die Amerikaner wirklich dumm sind, fällt mir bei dem Wahlergebnis auch nicht ein.

    1. Ist das nicht noch Politikverdrossenheit? Ein Aufrütteln? Oder spielt das bei einer zweiten Trump-Wahl keine Rolle mehr?

      1. Protestwahlen sind wie der Wutanfall eines Kleinkindes im Supermarkt: Laut, nervig und nicht zu übersehen. Sie sind aber vor allem auch genau so ineffektiv.

      2. Die US-Demokraten haben sich mehr um – ihrer Meinung nach benachteiligte – Minderheiten gekümmert als um wählende Mehrheiten. Auch das war dumm.

      3. Das ist wohl die Krux. Entweder, man grenzt sich von den Konservativen ab und ist betont links, oder man nähert sich der Mitte an und versucht Wähler abzugreifen. Harris hat einen Mix aus beidem versucht. Aber ich mag nicht sagen, welche option erfolgreicher gewesen wäre.

      4. In den USA geht es glaube ich nur durch die Mitte. Links und rechts sind die Positionen zu verhärtet um eine Mehrheit zu generieren.

      5. Harris Wahlkampf war doch schon super mittig. Progressive Ideen sehen ja anders aus.

      6. Es ist halt ein problematisches Messaging. Einerseits sagen die Linken zurecht, dass die Rechte der LGBTQ+ -Community gestärkt werden müssen, dass Transpersonen Unterstützung bekommen sollen, etc… Aber für die Konservativen Wähler in Mittelamerika klingt es oft so, als sei dies die Kernbotschaft der Demokraten. So ist es ja nun wirklich nicht.

      7. An den Wahlzetteln ist es abzulesen, ob sich Minderheiten oder Mehrheiten vernachlässigt fühlen.

      1. Vielleicht könnte man nach Viagra mal eine Intelligenzpille entwickeln. Es reicht ja erstmal schon, wenn die ein paar Stunden anhalten würde.

      2. Nur, wenn er es merkt. In meiner Jugend war ein gängiger Spruch, auch an meinem Gymnasium: „Dumm fickt gut.“ Die das sagten, sind jetzt – vielleicht frustierte? – alte Männer. Ich fand eigentlich immer Sex mit intelligenten Menschen vielseitiger.

      3. Dieses Klischee habe ich auch nie verstanden. Wer will denn schon völlig hirnlos ficken?

      1. Mehr Frauen studieren, weil sich gesellschaftliche Rollenbilder gewandelt haben und Frauen zunehmend zu akademischen Karrieren ermutigt werden. Gleichzeitig wählen Männer häufiger praktische Ausbildungen oder den direkten Berufseinstieg.

    1. Das wird eine ganze Weile dauern. Donald Trumps Anhänger sind ja hyperloyal. Die werden erst einmal alle Entscheidungen feiern. Er ist ja nach wie vor quasi der politische Messias.

    2. Immerhin hörte ich gerade auf MSNBC, dass ein Rückzug aus der NATO nur mit einer Zweidrittelmehrheit von sowohl Senat wie Repräsentantenhaus möglich wäre. Es scheint also doch noch die ein oder anderen Sicherheiten zu geben.

      1. Genau wie Putin droht Trump gerne. Beide sind – auch wegen der verschreckten Medien – damit erfolgreich.

  3. Die Dummheit muss gar nicht erst selbst an die Macht – es reicht völlig, wenn sie das allgemeine Intelligenzlevel genug drückt. Das Ergebnis an der Wahlurne bleibt dasselbe.

    1. In den Nachrichten las ich, dass viele Gen Z-Wähler in den USA nicht mal ihren eigenen Namen schreiben bzw. die Wahlpapiere nicht richtig unterzeichnen konnten. Da braucht man sich dann über das Ergebnis auch nicht wundern.

      1. Na insgesamt hat Harris das Gen Z-Vote ja sogar gewonnen. Es lag aber wohl wieder nur daran, dass mehr Frauen als Männer abgestimmt haben. Die jungen Männer scheinen Trumps Frat-Bro Quatsch jedenfalls für authentisch zu halten. Progressive Ideen ade.

      2. Das fand ich auch die spannendste Erkenntnis dieser Wahlen … dass die junge Generation (oder besser die junge amerikanischen Männer), von der man immer annimmt, dass sie viel progressiver und schlauer sei, genauso konservativ gewählt hat, wie alle Generationen vor ihnen.

  4. Punkt c) trifft es wohl am besten – wer nicht meiner Meinung ist, muss ja irren. Schön, dass das jetzt auch wissenschaftlich untermauert ist! 😉

    1. Hm, aber Scherz beiseite, wenn es nicht an Dummheit liegt, warum wählen dann so viele Menschen weltweit faschistische Regierungen? Was steckt hinter diesem Trend?

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