Teilen:

2209
Rundbriefe

Warum es nicht anders geht

Liebe Leser!

Nach längerer Pause greife ich wieder in die Tasten. Das muss jetzt einfach sein. Hinter meiner Stirn bläht es sich unerträglich. Der Blog als geistiges Abführmittel: schonend für die anderen, gründlich für mich.

Eigentlich möchte ich ja ganz gern Leser unter 40 erreichen – nicht von der Anzahl her, aber vom Alter (nicht nur die, aber die auch). Zweierlei muss ich dafür in den Griff bekommen: Zum einen muss ich die hoffnungsvoll Angeredeten natürlich nach Geschlechtern trennen und mir die weiblichen Leser durch ein einschmeichelndes ‚-innen‘ gewogen machen, zumal Texte mit mehr als drei Absätzen angeblich sowieso nur noch von Frauen wahrgenommen werden, behaupten miesepetrige Kulturpessimisten, während fortschrittlicher Denkende keinen Unterschied sehen zwischen einem neuen Rihanna-Song und einer alten Schubert-Sinfonie – künstlerisch betrachtet. Und dann ist eine der Sinfonien noch nicht mal fertig geworden. Rihanna liefert immer Vollständiges ab. Kommerziell gesehen ist die ranke Frau aus Barbados sowieso viel erfolgreicher, als es der dickliche Mann aus Wien je war. – Pech, wenn man im Kaiserreich zurechtkommen musste statt im Kapitalismus. Aber auch der ist ja angekratzt. Bisher hat er dank sozialer Zugeständnisse, segensreicher Erfindungen für Krieg und Haushalt sowie durch geschickte Marketingstrategien alle anderen Gesellschaftsformen im Wettbewerb der Systeme nach Punkten besiegt. Bisher. Aber jetzt scheint das, was wir nach wie vor ‚Kapitalismus‘ nennen, in die von weisen Philosophen schon lange geforderte Sinnkrise geraten zu sein: der sicherste Weg in die Bedeutungslosigkeit. Nach den Wechseljahren hören die Schwangerschaften nun mal auf. Das gilt auch für Kulturen. Die Sprache ist ein ziemlich aufschlussreiches Indiz für den Zustand einer Gesellschaft. Zu behaupten, man dürfe nicht mehr sagen, was man denkt, trifft es nicht. Das ist nur eine Stammtisch-Redensart. Da schlechtwettern die, die sich – teils vernörgelt, teils selbstbewusst – als ‚da unten‘ empfinden, und donnern gegen ‚die da oben‘. Bis zum Gewitter reicht es allenfalls an der Wahlurne als Blitzableiter. Immerhin.

„‚Ob blond, ob braun, ich liebe alle Fraun (…)‘1, aber das gewisse Etwas haben doch vor allem die jüdischen Mädchen.“ – Dieser Satz klingt wahnsinnig altmodisch, würde aber als Aussage eines Deutschen in jeder deutschen Talkshow hingenommen werden. Es sei denn, ‚das gewisse Etwas‘ wurde ohne vorherige Triggerwarnung ausgesprochen und empört eine aufmerksame Teilnehmerin als sexistische Verleumdung. In Zeiten, in denen es noch keine Talkshows gab, dafür aber KZs, hätte der betreffende Betroffene wahrscheinlich sowieso geschwiegen. Dennoch stimmt es, dass man sich – besonders in tonangebenden Kreisen – bei seiner Wortwahl im neuen Jahrtausend mehr vorsehen muss, als das in meiner Jugend der Fall war. Damals kam für Polizisten die Bezeichnung ‚Bullenschweine‘ auf, was sowohl Konservativen als auch Zoologen zu denken gab.

Für alle, die sich heute irgendwie äußern, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie, wenn sie Märtyrer, Terroristen oder Halsabschneider erwähnen, sich beeilen, der missverständlichen männlichen Form unmittelbar darauf die klärende weibliche Form sinnstiftend hinterherzuschicken, bevor sie, die Sprechenden, ihrem oftmals schon ohnehin intellektuell schwer nachvollziehbaren Schachtelsatz seinem für Außenstehende unabsehbaren Ende erbarmungslos entgegenreden. Alle machen das so. Bloß ich sehe, während ich jede früher unschuldige Der-Bezeichnung sofort feminisiere, automatisch die Vaginen der Erwähnten vor mir (schematisiert, Gott sei Dank).

Was für Heutige naturgesetzlicher Ausdruck von Gerechtigkeit ist, erfordert bei Gestrigen wie mir eine mühsame Anpassung an den Ist-Zustand. Den pädagogischen Aspekt der zusätzlichen Zwangserwähnung sehe ich durchaus. Bis auf Katharina die Große, Maria Theresia und Elizabeth Taylor lebten Frauen seit Beginn der Sesshaftigkeit vor etwa 20 000 Jahren in ständiger Unterdrückung. Ihre verbale Präsenz wird diesen für Männer beschämenden Zustand nun beenden. Im Westen.

Auch ich gebe mir Mühe, zum Wandel beizutragen. Aber schlimme Gewohnheiten wird man ja oft nicht auf einen Schlag los, es sei denn, es drängt sehr: Nach dem Kriegsende müssen die Vergewaltigungen unterbleiben und nach der Lungenkrebsdiagnose die Zigaretten. Das Gendern ist von ähnlicher Brisanz, aber vielleicht haben andere alte Männer weniger fantasievolle innere Augen als ich. Beneidenswert. Ärzte, Richter und Soldaten ohne ‚-innen‘ bleiben mir unten rum nach wie vor völlig abstrakt. – Gut so!

Anderswo assoziiert man anders. In Afghanistan dürfen Frauen seit Mitte August in der Öffentlichkeit nicht mal mehr sprechen, weil schon das Hören einer Frauenstimme die Männer erregen könnte. Wie oversext kann man sein? Und wie schlimm wäre das überhaupt? Stinkt Sex bereits als gesprochenes Wort? Allerdings: Um die verordnete Geruchslosigkeit zu benasrümpfen, brauche ich gar nicht nach Osten zu schnuppern. Floridas Gouverneur Ron DeSantis lässt Bücher der Weltliteratur an Schulen verbieten und behauptet, pornografisches Material werde in die Klassenzimmer und Bibliotheken geschmuggelt, um die Schüler zu sexualisieren. Kinder schützen. Frauen schützen. Männer vor der Lust auf Frauen schützen, indem man die Frauen wegsperrt. Und in Berlin traute sich ein Kanzler kaum, eine unfähige Ministerin gegen einen Mann auszutauschen, weil das gegen die Frauenquote verstößt. Leben wir wirklich alle auf diesem selben einen kleinen Planeten im riesigen All? Das Leben und das Überleben. Manchen ist der Tod einfach wichtiger. Mir nicht. Darum schreibe ich ja. Nur wer will das lesen, ohne dass ich talibanartige Zwangsmaßnahmen anwende?

Damit kommen wir zur zweiten Hürde: Finden es Untervierzigjährige so hoffnungslos cringey, gesiezt zu werden, dass sie schon die Überschrift nicht zu Ende lesen, wenn ein Artikel über die Affenpest so anfängt: ‚Sie sollten beim Sex darauf achten …‘ Ich dagegen fände es ranschmeißerisch peinlich, Leute, die ich nicht kenne, zu duzen.

Ab der 11. Klasse wurden wir im Gymnasium von den Studienräten (es gab keine ‚-innen‘) weiterhin beim Nachnamen genannt, aber gesiezt. Nur unser Mathematiklehrer nannte mich beim Vornamen, und unser Deutschlehrer duzte mich. Für Privilegien habe ich mich nie geschämt, sondern immer danach getrachtet, mir weitere zu erwerben. Dadurch kam ich mir eine Zeit lang – ohne Gewissensbisse – ziemlich kapitalistisch vor. Zu Unrecht. Wo gibt es eine größere Kluft zwischen der winzigen Elite und den bevormundeten Massen als unter kommunistischen, islamistischen oder sonst wie totalitären Herrschaften? Die Anführer, die für sich und ihren engsten Kreis keine Vorteile herausschinden, sind mir zwischen Uruk im vierten Jahrtausend vor Christus und dem Kreml heute noch nicht aufgefallen. Auch die Ungerechtigkeiten, die Aussehen, Charme, Überzeugungskraft und wissbegierige oder desinteressierte Eltern mit sich bringen, sind nicht leicht auszugleichen. Versuchen müssen wir es trotzdem. Selbstverständlich. Aber was überhaupt der Einzelne als gerecht empfindet, hängt oft damit zusammen, was er gelernt oder geerbt hat. Das weiß ich aus Erfahrung.

Sozialistischer Aufbruch der späten 60er-Jahre in Westeuropa? – War nichts für mich. Für ‚Verbrüderungen‘ (hierzu jetzt mal kein Kalauer) hatte ich nie viel übrig. Mehr als zehn Leute sind für mich schon eine Volksversammlung, und dem Volk schau’ ich nicht gern aufs Maul, vor allem nicht, wenn es isst. Aber außerhalb der Fast-Food-Ketten beobachte ich jeden Einzelnen. Meistens mit Interesse, manchmal mit wachsender Ablehnung, manchmal mit wachsender Zuneigung: Dann wird aus Beachtung Achtung. Hätte ich jetzt auch ‚jede Einzelne‘ schreiben sollen? Wieder habe ich mich ertappt: Wer über so etwas immer noch nachdenken muss, der (männlich) hat das Thema nach wie vor nicht genügend verinnerlicht. Dabei gebe ich mir Mühe und sage es rundheraus: Männer gehören an den Kochtopf! Sie sind in der Küche einfach kreativer als Frauen. Natürlich darf man nichts verallgemeinern. Es gibt durchaus thüringische Frauen, die schneller laufen als äthiopische Asylanten, besonders, wenn Björn Höcke für Selfies posiert.

Zusammenfassung: Ich verspreche, so ausgewogen zu schreiben, wie es meine Art ist. Immer mit dem nötigen Abstand. Und wenn es sich rhetorisch gar nicht vermeiden lässt, dass ich euch doch mal direkt anspreche, dann werde ich euch hemmungslos siezen.

Ihr Blogwart
Hanno Rinke

To whom it may concern: Falls wir uns sowieso schon vertraulich duzen, schlage ich vor, das beizubehalten.



1 Quelle: Lied von Robert Stolz (Komposition), Ernst Marischka (Text), 1935
Grafik mit Material von Shutterstock: EQRoy (Dino-Skelett) | FOTOKITA (Dinosaurier)

59 Kommentare zu “Warum es nicht anders geht

  1. Lieber Blogwart, mit 43 falle ich zwar schon aus der Zielgruppe 😉 aber ich freue mich trotzdem über das Wiederlesen. Geduzt oder gesiezt.

    1. Ich sage ja: a u c h die unter 40. Dass die Lesenden meines Blogs und mehrzeiliger Texte überhaupt im Allgemeinen älter sind, ist mir klar. In diesem Sinne: Herzlich willkommen für alle weiteren Sonntage dieses Jahres, liebe(r) RK!

      1. …..wollte schon eine Vermisstenanzeige auf den Weg bringen.
        Ich freu mich wieder zu lesen lieber Hanno.

      2. Gern! Die nächsten Beiträge werden auch etwas kürzer. Hoffentlich nicht gehaltloser: ‚medium rare‘ halt vom Grill.

  2. Ist das wirklich wahr, dass Frauen in Afghanistan nicht mehr in der Öffentlichkeit sprechen dürfen? Ich fühle mich immer so naiv und ignorant, wenn ich von solchen Dingen lese.

    1. Die Nachricht habe ich ebenfalls verpasst. Eine Google-Suche scheint das zu bestätigen. Die Tagesschau berichtet unter anderem darüber. Abgesehen davon, dass dieses Gesetz unfassbar ist, hat mich überrascht, dass auch Männer knielange Hosen und einen nicht zu kurzen Bart tragen müssen. Und es heisst, man dürfe keine Bilder von lebenden Wesen erzeugen. Wer denkt sich so etwas aus?

      1. Ein Armutszeugnis des Westens – nach dem Abmarsch der Sowjets –, die Rückkehr der Taliban-Herrschaft nicht verhindert zu haben. Der Bundeswehr-Einsatz umsonst und die Flucht zum Schluss: kläglich!

      2. Der übereilte Abzug aus Afghanistan war genauso kläglich wie der Drang Amerikas sich in jeden Krieg einmischen zu müssen. Ich bin gespannt ob es wenigstens eine Reaktion auf die Pager-Aktion Israesl geben wird. Dass dieser Konflikt eine Lösung braucht, ist ja keine Frage. Eine weitere Eskalation sollte unbedingt verhindert werden. Es sind schon viel zu viele unschuldige Menschen gestorben.

      3. Leider ist es da, wo sich die USA nicht eingemischt haben (Iran, Syrien z. B.), auch nicht besser gelaufen.

      4. Tja, das stimmt, in vielen Fällen hat sich die Lage auch ohne amerikanische Einmischung verschlechtert. Syrien und Iran sind gute Beispiele dafür. Allerdings stellt sich immer noch die Frage, ob eine US-Intervention die Situation wirklich verbessert hätte. In vielen Fällen scheinen militärische Eingriffe von außen komplexe regionale Konflikte nur zu verschärfen. Vielleicht liegt das Problem tiefer – weniger in der Frage, ob sich die USA einmischen oder nicht, sondern darin, wie internationale Konflikte grundsätzlich angegangen werden. Gewalt allein führt selten zu langfristigen Lösungen.

      5. Aber dass die UNO zurzeit ein hervorragendes Bild abgibt, finde ich auch nicht. Der Mensch scheint zum Zank gemacht. Und wenn der Klügere nachgibt, herrschen die Dummen.

  3. Ob man die Betonung der unterschiedlichen Geschlechter in 5-10 Jahren wieder wegfallen lassen wird? Vielleicht ist man bis dahin ja so weit, dass es selbstverständlich ist, dass alle angesprochen werden sollen. Praktisch ist diese -innen Endung ja nicht gerade.

    1. Vielleicht setzt sich ja ‚Mordende‘ statt ‚Mörderinnen und Mörder‘ durch. Allerdings braucht das, um noch gerechter zu sein, auch die Perfekt-Form ‚Gemordet-Habende‘. Man will ja später niemanden mehr für seine Fehler aus der Vergangenheit verunglimpfen.

  4. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass ausgewogen, wie es ihre Art ist, nicht so besonders ausgewogen bedeutet? Das würde ich zumindest hoffen.

    1. „Cringey“ ist die bevorzugte Schreibweise, „cringy“ ist weniger gebräuchlich. Beide sind die informelle Adjektivform des Substantivs „cringe“.
      Google

      1. Grammatisch haben Sie vollkommen recht. Aber die Jugend legt ja nicht so viel Wert auf so etwas. Wenn ich das richtig verstehe, wird das Substantiv cringe tatsächlich als Adjektiv verwendet. Vielleicht wäre das genau der Moment, wo einer der unter 40- (oder noch besser unter 20-) jährigen Leser weiterhelfen könnte?

      2. ‚Sich anbiedern‘ wird in der Jugendsprache auch nicht verwendet. Viele Ältere tun es trotzdem.

  5. Mir geht es manchmal ähnlich, dass ich zwischen wachsender Zu- bzw. Abneigung schwanke. Es gibt Phasen, in denen ich über die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen überrascht bin, und dann lese ich über die Wahlerfolge der AfD oder die Umfragewerte Trumps in Amerika und denke, dass die Menschheit hoffnungslos verloren ist.

    1. Man muss sich glatt fragen, ob man da noch froh sein soll, dass die SPD mehr Prozentpunkte bekommen hat als die AfD, oder erschrocken, dass die AfD fast eine Mehrheit erreicht hätte.

      1. Man sollte sich eher fragen, warum so viele Menschen der AfD ihre Stimme gegeben haben. Das Problem liegt nicht nur im Ergebnis, sondern in den Gründen dafür.

      2. Heute ist wahlentscheidend nicht, wer die beste Politik, sondern wer das beste Marketing macht. Die Followers auf Tiktok sind wichtiger als die Reden im Bundestag.

  6. Wenn man mir mit dem nötigen Respekt begegnet, dann ist es mir fast egal ob man mich duzt oder siezt. Jeder bringt ja auch seine eigene Kultur und Erziehung mit.

    1. Mich stört es als Apothekerin ehrlich gesagt auch nicht, wenn jemand „Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ sagt. Die jungen Leute nehmen sich einfach zu wichtig.

      1. Was wird im Alter aus jemandem, der sich, als er jung war, nicht sehr wichtig nahm? Ein Versager oder ein Weiser?

      2. Hmmm, aber sind das nicht nur Oberflächlichkeiten, die da (zu) ernst genommen werden?

      3. Junge Menschen müssen auf alle Fälle ihre Sturm & Drang Phase haben. Ideale, Ideen, Träume, ein Streben für eine bessere Welt und eine gerechtere Gesellschaft. Ob dabei immer im Zentrum stehen muss, wie man sich gerade fühlt und ob man jegliche Art des Unwohlseins vermeiden muss … da bin ich nicht so überzeugt, dass das der richtige oder produktivste Weg ist. Aber dass die Jugend gegen den Status Quo aufbegehrt, das finde ich selbstverständlich.

      4. Je linker die Eltern, desto rechter die Kinder? In meiner Jugend war es umgekehrt. Den Status quo zu missachten, gilt per se schon als fortschrittlich. Praktikable Lösungen zu finden, ist aber auch nicht schlecht.

  7. Noch alberner wird es, wenn jemand wie Elon Musk, also ein Multimillionär mit eigenem Nachrichtendienst, behauptet, man dürfe nicht mehr sagen, was man denkt. Da wird die Welt dann völlig auf den Kopf gestellt.

    1. Elon Musk redet zwar viel von freier Meinungsäußerung, aber irgendwie passt das nicht immer. Mal lässt er kontroverse Sachen laufen, mal blockiert er einfach Leute, die ihm nicht passen. Seine Idee von Meinungsfreiheit wirkt dabei ziemlich willkürlich und blendet die Grenze zu echter Hetze oft völlig aus.

  8. Man darf sagen, was man denkt. Man sollte das aber nicht in Russland, China, Iran oder Nord-Korea tun, falls man die Meinung der Regierung nicht teilt oder die Gefängnis-Kost nicht schätzt.

      1. Was man darf, das wird auch gemacht. Gerade eher scheue, aber frustierte Menschen scheinen sich im Netz gerne abzureagieren.

      2. Ich habe neulich wieder gelesen, dass vor allem Heranwachsenden, und zwar besonders junge Frauen, von Online-Hass betroffen sind. Das macht einen ja schon nachdenklich. Man sollte ja meinen, dass die jüngeren Generationen, die mit den Sozialen Medien aufwachsen, besser damit umgehen können. Anscheinend scheint es da aber keine Scheu vor Aggression zu geben.

      3. Wenn ich jemanden runtermachen kann, ohne ihm dabei ins Gesicht sehen zu müssen, ist das offenbar leichter. Darum werden den Gefangenen vor der Erschießung die Augen verbunden.

  9. In Berlin traut sich ein Kanzler kaum, eine unfähige Ministerin gegen einen Mann auszutauschen, weil das gegen die Frauenquote verstößt. In Frankreich stellt Macron hingegen seine ziemlich rechtslehnende Regierung vor, obwohl die Wähler links gewählt haben. Tja.

    1. Und in Sachsen und in Thüringen und heute in Brandenburg haben etwa 30% AfD gewählt. Der Wähler-Wille taugt nicht immer zum Regieren.

      1. Die Nachrichten aus Brandenburg habe ich noch gar nicht gelesen. Das ist ja wieder unfassbar. Ich verstehe trotz aller Probleme, die die Menschen haben mögen, nicht, wie man so eine Partei wählen kann.

      2. Dass Deutschland ohne Zuwanderung nicht überlebensfähig ist, weiß doch heute jeder. Es ist wie so oft ein Geld-Problem: Der reiche Tourist, Investor, Krankenhaus-Arzt ist willkommen, der arme Asylant nicht. Nur funktioniert die Welt so nicht.

  10. Hey Hanno, deine Gedanken zur Sprachentwicklung und den gesellschaftlichen Veränderungen sind sehr nachvollziehbar. Ich kann dir nur zustimmen, dass wir uns alle anpassen müssen – auch wenn es manchmal schwerfällt. Aber die Reflexion darüber ist wichtig!

  11. Vielen Dank für den interessanten Artikel. Das Thema Gendern ist ja in der Tat herausfordernd, bietet aber auch eine Chance für Veränderung. Sprache spiegelt immer auch unsere Werte, und geschlechtergerechte Formulierungen können helfen, mehr Sichtbarkeit für alle Geschlechter zu schaffen. Ich finde es normal, dass Gewohnheiten schwer loszulassen sind, mir geht es jedenfalls so, doch Fortschritt erfordert halt oft ein wenig Unbehagen. Wie auch immer, ich freue mich auf weitere spannende BlogBeiträge.

    1. Ich würde vielleicht hinzufügen, dass nicht jede Veränderung gleich Fortschritt bedeutet. Aber klar, einfach stehenbleiben geht auch nicht.

      1. In Afghanistan bedeutet die Veränderung zurzeit ganz bestimmt Rückschritt. Aber nicht nur da.

  12. Es ist schon wichtig und richtig, dass Menschen heute mehr Verantwortung für ihre Äußerungen übernehmen. Doch es wirkt mir immer befremdlich, wenn alte Social Media Posts oder Interview-Aussagen nach Fehlern durchforstet werden. Schließlich entwickeln sich Meinungen und Ansichten mit der Zeit, und jeder hat das Recht, sich zu ändern.

    1. Na, wer vor 20 Jahren öffentlich was antisemitisches gesagt hat, der/die hat sich wahrscheinlich auch heute nicht zum Flüchtlingshelfer gewandelt.

      1. Olaf Scholz, Joschka Fischer und Winfried Kretschmann waren stramm links. Heute würde ich sie eher als konservativ einstufen.

      2. Da ist was dran. Aber liegt das nicht eher daran, dass die mit ihren stramm linken Ansichten nicht genügend Wähler gewinnen würden?

      3. Ich glaube, sie glauben wirklich nicht mehr an das, woran sie mit 20 geglaubt haben.

      4. Vielleicht liegt es daran, dass Macht und Verantwortung Menschen verändern – oder daran, dass die Welt sich so stark verändert hat, dass selbst frühere Ideale in einem neuen Licht erscheinen.

      5. Beides stimmt sicher. Die Einsicht in das Machbare lässt die Ideale als wünschenswert, aber nicht realisierbar erscheinen. Und dann verschwinden sie.

Schreiben Sie einen Kommentar!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

acht + 8 =