Liebe Leserinnen und Leser,
die einen behaupten, man dürfe gar nichts mehr sagen, ohne Repressionen befürchten zu müssen, die anderen toben sich unkontrolliert in den asozialen Netzwerken aus. Die dritten sind dann diese schlimmen Sittenwächter:innen, Bräutigamösen vor dem Sprachaltar, die dem Übelnehmerich das Ja-Wort geben, bis dass der volksempfindliche Menschenverstand sie scheidet und in einen Kerker einsperrt, in dem sie in Endlosschleife ohne Unterbrechung auf voller Lautstärke hören müssen: Die Damenschaften schafften die Herrschaften ab. Bravo! Die Damenschaften schafften die Herrschaften ab. Bravo! Die Damenschaften schafften die Herrschaften ab. Bravo! Und so weiter: drei Tage lang, ohne Essen, Trinken, Schlaf.
Alles richtig machen zu wollen ist eine mühselige Aufgabe. Diejenigen, die sich ihr stellen, werden von schlechten Menschen als ‚Gutmenschen‘ verspottet. Fast so wichtig, wie es ist, alles richtig zu machen, ist es, penibel darauf zu achten, dass die anderen alles richtig machen. Wie weit die feine Gesellschaft diesem hehren Ziel näher rückt, kann man im Internet verfolgen. Da fand ich in einem ethnisch-ethisch-moralischen Weltverbesserer-Portal Folgendes, das ich mir kopiert habe:
‚Vor Kurzem habe ich unseren Leser:innen eine Frage gestellt: Findet ihr es ethisch vertretbar, mit Geldanlagen das eigene Vermögen zu mehren? Das Ergebnis hat mich überrascht. Obwohl viele Bedenken haben, investieren doch über 80%, um Rendite zu machen. Doch den meisten ist es wichtig, dass ihre Geldanlagen möglichst sozial und ökologisch sind.‘
Überraschende Antworten sind doch die besten. Die naheliegenden gibt man sich ja selber. Weitere Fragen, die auf ungewöhnliche Antworten warten:
Welche Rolle spielt der von Freud beschriebene Penisneid bei Frauen, die bei anderen zwar auf Gender-Sternchen bestehen, selber aber nicht bereit sind, sich zwischen vaginalem und klitoralem Orgasmus zu entscheiden und darüber offen zu reden?
Wenn man zu die Schwatten nu’ nicht mehr ‚Neger‘ sagen darf, muss man dann zu die Affen in’n Zoo nu’ auch bald ‚Untermenschen‘ sagen?
Ist ein Tabubruch, um etwas zu verändern, genauso akzeptabel wie Gewalt gegen herrschende Monarchen oder Meinungen?
Im Blog sehen wir ja, dass Afghanistan, gesunde Ernährung und Geschlechteridentität für unsere Hauptdarsteller schon 1979 vieldiskutierte Themen waren. Uns Alten ist das bewusst. Und euch Jungen? Eine Überraschung? Wer die Vergangenheit nicht kennt, muss sie neu erfinden und wird nicht mal berühmt dafür. Und wer sie kennt? Ja, einiges haben wir schon erreicht. Aber vielleicht geht da noch was.
Optimistisch,
Hanno Rinke
Betrifft: Zustände und ZuständigkeitenBetrifft: Schlotternd auf der Waage
Der Einstiegssatz trifft es ja bereits auf den Punkt. Den kann man eigentlich jedes Mal benutzen wenn jemand behauptet er dürfte mal wieder etwas nicht aussprechen.
Das ist schon schräg oder? Gleichermaßen wird ja auf konservativen TV-Programmen gerne darüber gejammert, was man alles nicht in der Öffentlichkeit sagen darf.
Meistens ist das ja auch nicht wirklich ernst gemeint. Vielmehr wird ja versucht Stimmung für/gegen etwas zu machen und die eigenen Anhänger entsprechend zu mobilisieren.
Es geht immer noch was! Es muss!
Wenn man alles richtig machen will, macht man meiner Erfahrung nach vieles falsch.
Das macht man wahrscheinlich so oder so. Aber alles richtig machen heisst ja auch immer viel unnötiger Stress. Das wäre für mich schon ein Grund da nicht übermäßig viel Energie hineinzustecken.
Zu hohe Erwartungen werden meistens enttäuscht. Zumindest ist die Chance dafür recht groß. Das trifft natürlich auf das eigene Verhalten genauso zu wie auf alles andere.
Dass der Afghanistan-Abzug im Nachhinein als Erfolg verkauft wird, zumindest von Biden, ist schon sehr enttäuschend. Ich hätte mir mehr erwartet.