5. Kapitel: DER VERFÜHRER
Boulevard | #8
Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend an. Die Tische ringsum waren nach wie vor voll besetzt. Auch der Verkehr lief unvermindert weiter. Die matten Lichter und die schwimmende Leuchtreklame gaben dem frühen Abend etwas Unbestimmtes.
weiterlesenBoulevard | #7
„Wenn die Fronten erst geklärt sind, wenn schon feststeht, was folgen wird, ist es doch nur noch peinlich“, sagte er. „Ekel und Verachtung. Verachtung für die gekeuchten Fragen: Liebst du mich? Bist du so weit? War es schön? War ich gut? Und immer wieder: Liebst du mich?“
weiterlesenBoulevard | #6
Die Sonne war jetzt vollständig verschwunden. Er nahm die Hand vom Gesicht. „Hadern Sie damit, dass Sie kein enges Leben im Küchendunst zu führen brauchen?“, fragte er. „Die einen gehören hinters Fließband, die anderen hinter die Bar und noch andere hinter den Schreibtisch. Das ist keine Frage der Herkunft, sondern der Veranlagung.
weiterlesenBoulevard | #5
Er sah einem vorbeiziehenden Paar nach. Sie trug ein quittegelbes Kleid, zu grell für ihr Alter; er schlurfte in Rentnerbeige neben ihr her und schien ihre ausladenden Gesten nicht zur Kenntnis zu nehmen.
weiterlesenBoulevard | #4
„Sie sind eben gut, aber ich halte mich nicht für schlecht“, sagte er und dachte: ‚Jetzt doziere ich gleich. Das müssen wir aushalten.‘ „Ich habe, wenn überhaupt, höchstens vage, gefühlsmäßige Vorstellungen von Gut und Böse, aber keine verstandesmäßig begründeten, nach denen ich einteilen könnte. Trotzdem brauche ich Frauen, die mit sehr festen Moralvorstellungen leben.
weiterlesenBoulevard | #3
„Warum sind Sie so misstrauisch?“, fragte er. „Ich hatte Sie ohne böse Absicht ganz harmlos etwas gefragt, ohne zu ahnen, dass Sie darin eine Falle vermuten würden. Aber aus Ihrer Antwort schließe ich, dass Sie sich doch mehr für Menschen interessieren, als es bisher aussah.“
weiterlesenBoulevard | #2
Der Kellner brachte seinen Aperitif. Er dankte und trank. Es schmeckte bitter, süß und eisig. Ein Getränk kann eine Weltanschauung sein. Das Glas war glatt und hart zwischen seinen Lippen. Er ging zum Angriff über ...
weiterlesenDER VERFÜHRER – Boulevard | #1
One-Night-Stands sind etwas Normales – aber nicht 1968, nicht in besseren Kreisen.
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