3. Kapitel: Böhmen

Zum ersten Mal in meinem Leben in Böhmen. Nostalgiker nennen es noch ‚Tschechoslowakei‘. Sudetendeutsche Landsmannschaften und Egerländer Blaskapellen mussten wir ja bei unserem Einmarsch nicht mehr befürchten; wir alle fühlen uns solchem Brauchtum gegenüber nicht gewachsen. Mir war aber etwas ähnlich Schlimmes eingefallen: Theresienstadt.

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#3.6 Ein unvermeidlicher Schlenker

Der Donnerstag war als Reisetag vorgesehen. Doch als dann um zehn Uhr wirklich alles Gepäck auf die beiden Wagen verteilt war, kamen mir Zweifel. In anderthalb Stunden würden wir in Brünn sein. Was gab es da wohl zu erleben? Wenig, vermutete ich. Karlsbad war doch nach Prag der bekannteste Ort in Tschechien. Ein kleiner Abstecher wäre ja wohl drin.

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#3.5 Im hängenden Café

Silkes und mein Arbeitstag begann um 11.00 Uhr mit einer weiteren Rikscha-Fahrt; Velotaxi heißen diese Folterinstrumente hier. Die anderen drei waren schon mit Sightseeing beschäftigt. Dem höchst unattraktiven, charmelosen, aber pünktlichen Folterknecht schärfte ich in meinem besten Englisch ein, dass wir nicht die Neustadt, sondern die Altstadt und die andere Seite sehen möchten, was für ihn lästig, aber unvermeidlich war. So ruckelte er uns über Straßen und Plätze, dass mir Hören und Sehen verging.

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#3.4 Im ‚Parnas‘

Erfreulicherweise war das Mittagessen ausgefallen. Nachmittags durchstreift Rafał gern mit Silke die Boutiquen, nachts die Bars lieber mit Giuseppe. Ich ging in mein Zimmer und übte im Hellgrünen eifrig am Anfängerkurs der schwierigen Disziplin ‚Appetit haben‘.

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#3.3 Schleusenfahrt mit Belustigung

Morgens schließe ich mich ja immer aus und fühle mich auch so: ausgeschlossen. Dabei könnte ich das ändern und zum Frühstücksbüffet pilgern. Ausgeschlossen! Wenn Rafał an meine Tür klopft, hat Silke schon einen Espresso nebst einem vanillelosen Croissant zu sich genommen, Rafał wenig, Giuseppe viel, und Martin schläft noch. So stelle ich mir das vor, wissen tue ich nur, dass ich kraus geträumt habe und dass ich Leibschmerzen habe, unten rechts ...

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#3.2 Was kein Prager missen möchte

Im Osten herrschte bis 1989 die Partei, aber nicht durchgehend Ruhe. Am 16. Januar 1969 verbrannte sich der tschechoslowakische Student Jan Palach selbst und lief in Flammen stehend vom Nationalmuseum auf den Wenzelsplatz. Auf dem saßen wir nun, doch statt des Atems der Geschichte wehten in der Nachmittagshitze leicht bekleidete Gestalten an uns und unseren Drinks vorbei. Der Unterschied zu 16.00 Uhr auf der Reeperbahn war nicht gravierend, musste ich mir eingestehen.

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#3.1 Aussteigen oder sitzen bleiben

Zum ersten Mal in meinem Leben in Böhmen. Nostalgiker nennen es noch Tschechoslowakei. Sudetendeutsche Landsmannschaften und Egerländer Blaskapellen mussten wir ja bei unserem Einmarsch nicht mehr befürchten; wir alle fühlen uns solchem Brauchtum gegenüber nicht gewachsen. Mir war aber etwas ähnlich Schlimmes eingefallen: Theresienstadt, weil es an der Strecke liegt.

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Hanno Rinke

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