Foto oben: Pixelmixel/Fotolia | Fotos (2): Privatarchiv H. R.
Grenzen gehören zu unseren frühesten Erfahrungen. Schnell bekommen wir beigebracht, was wir alles nicht sollen. Und das ist gut so, jedenfalls zum größten Teil. Wir sollten nicht unser Leben lang sofort losschreien, wenn uns etwas nicht passt. Wir sollten nicht unser Leben lang alles anfassen und in den Mund stecken, was rumliegt, und dass man uns beibringt, dass es Toiletten gibt, hat auch viel für sich.
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Grenzen sind für unser Zusammenleben unerlässlich, aber ebenso unerlässlich ist es für uns, Grenzen zu überprüfen: Welche müssen wir anerkennen?
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Welche müssen wir verändern? Welche müssen wir bekämpfen? Da gibt es die Staatsgrenzen im Gelände, die Grenzen bei Börsengewinnen (oder doch nicht?), die Grenzen des guten Geschmacks.
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Helden überschreiten Grenzen erhobenen Hauptes, das ihnen allerdings manchmal kurz darauf abgeschlagen wird.
Durch manche Grenzen schmuggeln wir uns mit unseren Waren oder Ideen so durch, und wir hoffen, von Zöllnern oder Zensoren nicht erwischt zu werden.
Manchmal bleiben wir trotzig, dann kommt es zu so markanten Aussprüchen wie: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“
Das traut sich nicht jeder. Ist es Feigheit, Vernunft oder Moral, keine bewusstseinserweiternden Drogen zu schlucken oder keinen Sex mit einer Zufallsbekanntschaft anzufangen? Eingrenzen oder ausgrenzen – das ist oft die Frage.
Ich bin in West-Berlin aufgewachsen, meine ersten Erinnerungen sind Grenzen: ideologische Grenzen der Systeme, die ganz real Straßen und Dörfer durchtrennten. Und als dann auch noch die Mauer gebaut wurde, bedeutete die Grenze, vor der ich mich immer schon so gefürchtet hatte, für die Machtliebhaber auf der anderen Seite Schutz – eine gewisse Zeit lang. Nun fahren wir von der Nordsee durch die Gebiete der ehemaligen deutschen Einzelstaaten über Österreich nach Italien, und die erste Grenze, die uns zum Anhalten zwingt, ist nach ein paar Staus und Tankstellen das Mittelmeer.
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Vieles heute scheint grenzenlos: die Globalisierung, die Medien, die Ohnmacht. Und doch, was wir hinnehmen, was uns empört, was wir erreichen und wo wir versagen: Es sind Grenzen, die unser Leben bestimmen – die Grenzen, die wir beseitigen wollen und die, an deren Bewahrung uns liegt. Grenzen sind nicht nur Schlagbäume von Staaten, sondern Barrieren, die uns bewusst machen, was wir uns zutrauen.
Und dann ist da noch die Grenze zwischen Leben und Tod. Dass wir uns dieser Grenze bewusst sind, unterscheidet uns von den Tieren und von den Ärzten, die zwischen „hirntot“ und „herztot“ herumdefinieren.
Erstaunlich ist, dass wir weder Grenzen noch Grenzenlosigkeit als endgültig begreifen können. Selbst beim Universum fragen wir uns: Was war davor, was kommt dahinter? Eine Antwort ist unserem Verstand nicht zugänglich.
Grenzenlose Freiheit – ist sie das Paradies? Offenbar nicht, denn im Paradies gibt es ja den Baum der Erkenntnis, und wenn man dessen Frucht isst, dann wird man aus Eden vertrieben.
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Gott hat also das Paradies für Lebewesen geschaffen, die dumm bleiben wollen: Bewusstsein schafft Unfreiheit. Das Paradies hat eine Grenze, die der Engel mit dem Flammenschwert bewacht. Nun sind wir also alle draußen, und wer von uns will wieder zurück in die Geborgenheit des Unwissens, in der es weder Zweifel noch Einsicht gibt? In meinem Blog jedenfalls wollen wir uns nur mit jenen Gebieten beschäftigen, die jenseits des Paradieses liegen. Jenseits dieser Grenze beginnt der karge Boden, der bewirtschaftet werden muss.
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Und als wäre das nicht schlimm genug, sind überall weitere Grenzen vorhanden: Berge von Verboten, Meere der Unwissenheit. Ich werde versuchen, die Themeninseln in den zwar schiffbaren, aber ziemlich strudeligen Gewässern nicht gedankenlos, aber auch nicht allzu verbröselt anzusteuern, im Seichten und im Tieferen: Anregungen, um sich verrückt zu machen, um sich zu amüsieren und um sich zu empören, sollen angeboten werden. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
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Lieber Hanno,
das ist ja ein Ding mit dem Blog – ich habe bei „sowas“ noch nie „mitgemacht“ und bin auch nicht bei Twitter oder Facebook. Verzeih also, wenn ich nicht ständig reagiere bzw. agiere. Ich habe das Gefühl, du bist mir nicht nur im Alter 10 Jahre voraus, sondern (abgesehen von vielen anderen Sachen) nun auch noch erheblich bei den modernen Kommunikationsformen.
Toll, das du sowas machst. Und interessant, amüsant, lehrreich etc. ist es allemal.
Bisher habe ich es erst bis zu ‚Grenzen‘ geschafft, denn ich liege schon seit einer Woche mit fieser Stirn- und Nebenhöhlenentzündung im Bett (in Berlin, angesteckt vom Enkel). Im Moment beschäftigen mich meine Knochengrenzen im Kopf, die hoffentlich dicht halten.
Euch eine schöne Zeit und Grüße an alle von Heidi
Heidi, ich bin auch neu. Und je mehr Antworten eingehen desto spannender. Sonst gehe ich ein.
Den Bergen von Verboten bin ich allenthalben noch gewappnet, den Meeren der Unwissenheit (sehe ich ringsrum) allerdings habe ich nichts entgegenzusetzen, nichts….!
Bezwingt man den ein oder anderen Berg im Leben, dann erschließen sich auch irgendwann die Meere 😉
Erst Grenzen schaffen den Begriff der Freiheit.
Yin und Yang, es braucht tatsächlich immer beide Seiten.
Wenn dir der Regen ins Gesicht weht
du Bodenlos, auf dem Meer der Welt schwebst.
Und du dir sagst, es gibt keine Wirklichkeit,
in der Wirklichkeit in der du lebst.
Wenn Abendschatten und Sterne dich kalt umgeben,
niemand da ist, der Tränen trocknet, und Leben
nur in Geschichten, die du liest, siehst bei anderen. Und du unentschieden.
Und kein Wille und Erklärung, Ideale dir nicht reichen, während Vergangenes, Gegenwärtiges deinem Ego nicht mehr streichelt.Du letztlich nur noch weißt, Wenn Er nicht dein, dann ist nichts, was ist, was bleibt!
Sovieles was unserDenken und Fühlen besetzt und unsere Gegenwart verdunkelt. Und wir sind gehetzt,
wollen hetzen, getrieben sein um bloß nicht zu erkennen, der Sinn liegt nicht drin, in dem was ich mir spinn.
hören uns singen, die wir uns selbst gefangen hielten, heuchelten in unserm Heulen Fröhlich sein.
und sitzen immer noch an den Flüßen, vor dem Garten und ertragen nicht, glauben nicht, verstehen nicht Gott hat uns rausgeschmissen, das Herz uns zerissen.
Regen uns ins Gesicht weht…Engel mit dem Flammenschwert versperrt den Weg ins Paradies
(copyright: dgoberträtyahoo.de)
Grenzen, Grenzen, und immer Grenzen. Zum Glück gibt es genauso immer wieder Menschen, die sich aufmachen diese Grenzen zu überschreiten. Wie langweilig wäre es sonst.
Der Baum der Erkenntnis symbolisiert in einem die Erkenntnis, dass es Gott nicht gibt? Und man daher folgerichtig auch nicht mehr im Paradies sein kann? Wow
Eigentlich naheliegend. Trotzdem ein total interessanter Punkt. Darauf bin ich noch nie gekommen.
Grenzenlose Freiheit schränkt ein. Meiner Meinung nach. Nur wer Grenzen sieht, hat den Drang sich weiterzubewegen und nach Neuem zu suchen.
Bei unmittelbaren Konsequenzen lassen wir uns schnell einschüchtern und bleiben innerhalb unserer bekannten Grenzen. Sind die Auswirkungen nur langfristig erkennbar, bleiben wir leichter trotzig. Welche Entscheidung schlauer ist, weiss man manchmal erst später.
Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Das Leben ist grenzenlos. Wenn man das einmal begriffen hat, lebt es sich je nach Auffassung sehr viel leichter oder noch einen Schritt komplizierter.
Wie oben geschrieben: Grenzen bestimmen unser Leben. In die eine oder andere Richtung…
Grenzen sind doch sogar das erste, dass man von seinen Eltern mitbekommt / lernt. Kein Wunder wie wichtig sie dann auch später im Leben sind.
Der eine bekommt seine Grenzen als Kleinkind aufgezeigt, der andere erst gegen Ende seines Lebens, wie zum Beispiel Mister Trump. Irgendwann erwischt es jeden 😉