Wir duschten, wir lachten, wir küssten uns. Wir leckten uns die süßen Wassertropfen von der Haut. Wir saßen beim Abendessen, ein normales schwules Ehepaar. Er schnitt Tomaten, ich hackte Zwiebeln.
––„Gibst du mir das Salz rüber?“
––„Danke. Hier ist der Pfeffer.“
––Spielt sich so Leben ab?
––„Nimmst du noch etwas Bier?“
––„Ja. Warte, ich bring den Öffner.“
––Plötzlich spuckte er mir die ganze zerkaute Ladung aus seinem Mund ins Gesicht.
––Ich harkte hastig die Brocken zwischen meine Lippen, sprang auf und fiel vor ihm auf die Knie, den Kopf zu ihm erhoben.
––Er nahm einen großen Schluck Bier, spülte seine Mundhöhle durch und schleuderte mir den Sud ins Gesicht.
––Ich verrieb die Nässe mit meinen Händen.
––Er hielt mir seinen Schuh hin.
––Ich leckte über die Oberfläche.
––Er hob den Schuh höher. „Von unten!“, befahl er.
––Meine Lippen berührten die Sohle, meine Zunge drückte sich gegen das Leder.
––Er stieß mich mit dem Fuß zu Boden. „Kriech, hol die Handschellen!“
––Auf allen vieren bewegte ich mich zum Schrank in meiner Kammer. Meine Finger wühlten. Neben den Handschellen lagen zwei etwa vierzig Zentimeter lange Eisenketten, die auf beiden Seiten in eine Schelle mündeten. Die Schlüssel steckten im Schloss. Ich stopfte beide Ketten in meinen Mund, kroch zurück und kniete vor seinen Füßen nieder.
––Er riss mir die Ketten aus den Zähnen und fesselte mich an Händen und Füßen. Die Schlösser schnappten zu um meine Gelenke.
––Ich war sein Eigentum. Ich kniete vor ihm, den Kopf erhoben.
––Er stand auf und stieß mir mit abgewinkelten Beinen seinen Unterleib ins Gesicht. Mein Hals kippte nach hinten und wieder vor. Sein Unterleib stieß nach mit einer ruckartigen Bewegung aus der Hüfte, die meinen Hals wieder rückwärts schleuderte.
––Er griff meinen Kopf mit beiden Händen und presste ihn gegen seinen Schoß.
––Ich wühlte mich ein, ich grub mich in den Stoff.
––Er zerrte sich die Hosen herunter bis zu den Knien und stürzte sich über mich. Sein Bauch wippte heftig gegen meine Stirn, seine Geschlechtsteile schlugen gegen meinen Mund.
––Ich reckte meine Zunge heraus, um all die Köstlichkeiten besser wahrnehmen zu können. Die Ketten an meinen Händen und Füßen rasselten wie zu einem irrwitzigen Tanz.
––Er setzte sich auf meine Brust, zerrte meinen Kopf an den Haaren nach hinten und fegte mir einen Mundvoll Spucke ins Gesicht. Dann richtete er sich auf und schlug mit seinem harten Schwanz heftig auf mich ein. Er prügelte meinen Mund und meine Nase mit dem fleischigen, festen Strang. Ein paar Minuten lang. Bis sich plötzlich sein Leib aufbäumte. Er würgte und erbrach.
––Ich bekam die ganze Ladung ins Gesicht und lag wie betäubt unter seiner Kotze.
––Er sprang auf und kam mit Klammern zurück, die er mir in die Brustwarzen drückte.
––Ein bellender Schmerz schoss durch mich hindurch und ging langsam über in leis brennendes Ziehen.
––An den Haaren zerrte er mich wieder unter die Dusche.
––Das heiße Wasser dampfte auf von unseren Körpern. Ich saugte ihm die Nässe von den Haarbüscheln unter seinem Sack. Mein Gesicht versenkte sich in die Schlucht, während Sturzbäche mich überfluteten. Die Ketten klirrten in der Wanne.
––Er rubbelte mich liebevoll ab. „Es ist schon spät“, sagte er. „Lass uns schlafen!“ Er holte die Schlüssel und wollte meine Hände und Füße befreien.
––„Nein“, sagte ich. „Ich möchte die Fesseln spüren im Schlaf – und vor allem, wenn ich aufwache.“
––Er wollte, dass ich mich zu ihm lege, aber ich kauerte lieber auf dem Fußboden vor seinem Bett, seinen ruhigen Atem über mir.
Gegen Morgen krabbelte ich in meine Kammer und rollte mich auf das Gummituch. Ich möchte eins werden mit mir und meinem Trieb. Ich will mein Trieb werden. Dazu muss ich ihn erforschen und erfahren bis in die letzte Verästelung. Ist mein Trieb unendlich? Eine Fantasie, die selbst in diesem winzigen Raum hier, in der Beschränkung auf eine schon in sich beschränkte, rein sexuelle Ausrichtung immer neue Räume schafft? Oder ist er ein Boden ohne Loch, der mich abstumpft und plattmacht? – Ich weiß es nicht. Ich werde es wissen. Sexualität kippt um von Trieb in Gesinnung.
––Am Morgen kam er.
––„Nein, ich bleibe hier“, sagte ich. „Stell mir einen Napf mit Wasser hin und einen mit Essen.“
––„Das ist doch verrückt“, sagte er unschlüssig.
––Ich sagte gar nichts mehr.
Frei sein – was heißt das? Sich verwirklichen, sich ausleben, sich gehen lassen, sich umbringen? Nicht nur nach Polen reisen dürfen, sondern auch nach Paris? In Schaufenster schauen, Ware werden? Der Sozialismus war nichts für mich. In der Gesellschaft bin ich verloren. Gemeinschaft kann ich nicht. Nur als Einzelner kann ich dienen: dir – Gott. Ich fühle mich gebunden. Unsere Beziehung ist mein Leben geworden. Ich will deine Zärtlichkeit, deine Wildheit, dein Sein: die Wölbungen und Furchen deines Körpers, die Sehnen, die Muskeln, Narben und Leberflecke.
Irgendwann kam er mit einem Plastikkasten voll Sägemehl. Er stellte ihn in die Ecke und entleerte ihn von Zeit zu Zeit. Zu essen und zu trinken hatte ich immer genug.
––Ich weiß nicht, ob er regelmäßig kam; ich hatte das Gefühl, er tat es nicht. Ich glaube, dass er viel nachts fuhr. Vielleicht traf er auch andere Männer. Schon damals war es für mich gut vorstellbar, dass ich ihm nicht geheuer war. Aber trotzdem sah ich Lust in seinem Gesicht, wenn er kam, die Kerzen im Leuchter anzündete, über mich pisste und mich peitschte. Manchmal verging lange Zeit. Dann wieder riss er kurz hintereinander die Tür auf, fickte mich wild durch und keuchte, dass ich ihn wahnsinnig mache, dass ich ihn um den Verstand bringe. Manchmal dachte ich: Er will das nicht mehr, aber er kann nicht aufhören. Ich gebe ihn nicht frei.
Titel- und Abschlussbild mit Material von Shutterstock: S Photos (Männer), Li White (Ketten), wideonet (Hände mit Oblate), Christian Mueller (2, Hintergrund) | Crazy nook (Näpfe), Shadow Inspiration (Essen im linken Napf)
Der letzte Satz „Ich gebe ihn nicht frei“ passt ziemlich gut. Schließlich sind die Rollen zwischen S und M ja schon seit einigen Kapiteln verschwommen.
Genau wie die Grenzen zwischen Johannes‘ Glauben und seiner Sexualität…
Da gibt es gar keine Grenze.
Ein normales schwules Ehepaar oder ein normales Ehepaar.
‚Normal‘ sind aber auch nur die ersten paar Sätze. Danach wird es ja eher … ausgefallen.
Was normal ist, legt ja jeder selbst für sich fest. Aber ungewöhnlich sind diese sexuellen Abenteuer für einen so jungen Mann wahrscheinlich doch.
Un-normaler geht schlecht.
Normal lohnt sich nicht zu erzählen. Das wissen wir doch mittlerweile alle.
Langeweile spannend zu erzählen: Das ist die Königsdisziplien in Literatur und Film.
Das funktioniert allerdings leider nur selten und begeistert in der Regel auch eher die Kritiker als die Massen.
Ich habe das Gefühl wir nähern uns in relativ großen Schritten der Trennung der beiden. Viel kann da doch nicht mehr passieren.
Und wenn du denkst, es kann nicht schlimmer werden, wird es schlimmer.
Man sagt ja manchmal, dass es erst schlimmer werden muss bevor es besser wird. Hoffen wir für Johannes das Beste.
Ja, vielleicht wird ja noch alles gut. Hoffen die CDU-Mitglieder auch. Und die Delegierten in Glasgow.
Und die US-Demokraten. Obwohl Trump schon wieder in Starposition ist.
Wenn dieser Mann tatsächlich nochmal antritt und seine ehemaligen Wähler erneut begeistern kann … mich gruselt es jetzt schon.
Die Chancen stehen leider nicht schlecht. Man kann sich kaum vorstellen, was Trump in einer zweiten Amtszeit, ohne Druck wiedergewählt werden zu müssen, alles anstellen würde.
Es gibt doch so viel Besorgniserregendes! Vielleicht sollten wir uns nicht zusätzlich vor eventuell möglichen Gefahren gruseln, auf die wir keinen Einfluss haben. Es sei denn, der Grusel ist uns ein wohliges Gefühl wie im Kino.
Es nützt allerdings auch herzlich wenig solche Gefahren zu ignorieren bis es zu spät ist. Hier in Deutschland betrifft uns das alles nicht so richtig, da gebe ich Ihnen recht. Aber man hat ja nicht unbedingt den Eindruck, dass die Demokraten in den USA genügend dafür tun, dass eine Wiederwahl verhindert wird. Die Republikaner kämpfen mit allen Mitteln für ihre Agenda, die Demokraten begnügen sich damit moralisch überlegen zu sein.
Und war können wir tun, außer uns zu gruseln?
wohl nicht viel. außer je nach vorliebe zu- oder wegschauen…
Ich frage mich ja doch wo diese ganzen Ideen herkommen. Was treibt einen 18-jährigen zu solchen Extremen?
Das finde ich auch erstaunlich. Man müsste mehr über sein Verhältnis zu den Eltern wissen. Die streng religiöse Erziehung allein führt bestimmt noch nicht zu solch extremen Ideen.
Grundsätzlich ist SM doch gar nicht so etwas ausgefallenes. Damit experimentieren sicher viele mal. Was mich eher verwundert ist, dass es so gar keine Entwicklung gibt. Der Junge stürzt sich ja sofort voll und ganz in diese Szene. Seltsam.
Oft geht es bei SM ja um Schmerz und eine Art von ausgeliefert sein. Johannes sucht aber ja verstärkt die Erniedrigung. Sehe ich das falsch?
Ich glaube das spielt schon oft zusammen. Aber ich bin kein Fan von solchen Spielchen. Vielleicht muss das jemand anderes sagen.
Spielchen sind wohl vorbei.
Es wird schon langsam Zeit, dass Johannes ihn frei gibt. Die einzige Frage ist, was kann danach noch kommen?
Moment, funktioniert das nicht andersherum? Muss nicht Benedikt seinen Sexsklaven freigeben?
Ja das ist aber doch genau das, was die Geschichte spannend und besonders macht. Johannes fordert es ja gerade ein, dass Benedikt ihn missbraucht. Er ist ja derjenige, der die Kontrolle hat, der bestimmt wo die Grenzen sind.
Freiheit und Gefangenschaft. Körperlich und seelisch. Wer ist was?
Und wie wird man glücklich? Das war ja eine entscheidende Ausgangsfrage.
Niemals! Das wurde ja quasi schon vorab beantwortet :/