Tänzer außer der Reihe

Ein Einfühlungslehrgang in 30 Tagen mit lebensnahen Übungstexten und umfassendem Wortverzeichnis

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Dialog 30: Auf der Hochzeit

KANAA – (der Zöllner zu Christi Zeiten: Z; sein Alter Ego von heute: A) Z: Die vielen Gäste! Diese fromme Fröhlichkeit! Der Garten ist gesegnet und der Tag. Was für ein prachtvolles Paar! Die Abendsonne fügt beider Umrisse zu einem Mosaik aus Gold und Kupfer. Es ist beglückend zu sehen, wie zugetan sie einander sind: einfache Menschen nur. Dennoch strahlt er Würde aus und sie Anmut. A: Findest du ihn nicht anmutig? Z: Bei Männern nimmt man das nicht wahr. A: Nein? Ich ja.

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Dialog 29: Im Krankenhaus

EIN LANGER WEG – (der Kranke: K; der Gesunde: G) K: Nun sag doch was! G: Ich ... Ich kann einfach nicht. O Gott, ich ... Verzeih’ mir! – Jetzt heul’ ich dir auch noch was vor. K: Ich hab’ die ganze Nacht durchgeheult trotz der Beruhigungsmittel. Ich hab’ also auch da einen Vorsprung. G: Sie hätten es dir nicht sagen dürfen. K: Ich hab’ es rausgequetscht aus ihnen. Doktor Sebald – als er merkte, dass ich es wusste, gab er es zu.

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Dialog 28: Im Mietshaus/im Auto

DICKE FELDMÄUSE – (der Bräutigam: B; der Trauzeuge: T) B: Wie sieht es denn hier aus? T: Das siehst du doch. Oder bist du blind? B: Entschuldige! Das war eine dumme Bemerkung. Ich bin nur erstaunt, dass du noch nicht aufgestanden bist. T: Ich bin aufgestanden. Wie hätt’ ich dir sonst die Tür aufmachen sollen? B: Ich meine, dass du wieder im Bett bist. T: Ich bin krank. B: Oh, das tut mir leid. Was fehlt dir denn?

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Dialog 27: Am Rande

RAUBBAU – (der Transvestit: T; der Masochist: M) T: Na, Süßer, du siehst ja so mitgenommen aus. M: Du nimmst mich jedenfalls nicht mit. T: Thü! Wart’s ab! Was ich will, das krieg ich auch. – Was machst du überhaupt hier oben auf der Straße? Du passt gar nicht hinter diese weiße Clubtür. Da hopsen doch nur die Kinder auf dem Tanzboden. Husch, husch, in den Keller, wo die Kerle sind! M: Und was machst du hier? Warum bist du nicht auf ’m Tuntenball? T: Tja, is’ heut’ nicht, und irgendwo muss ich meinen dicken Arsch ja rumschwenken. Andere haben ihren Fiffi zum Gassigehen, siehst du, und ich führ’ meinen Arsch spazieren. M: Good luck!

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Dialog 26: Im Heim

LETZTE EHRE – (der Reporter: R; der Interviewte: I) R: Herr Böttcher? I: Ja. R: Guten Tag! Ich bin Nick Landau. I: Das denk’ ich mir. Kommen Sie rein! Guten Tag, guten Tag! Hier lang! Hier geht es lang. Es ist schrecklich eng. So, hier rein! ‚Seniorenwohnsitz‘ nennt sich diese Behausung, da denkt man doch an ein Landgut, aber nicht an so was wie das. Bitte, setzen Sie sich, setzen Sie sich doch! Was möchten Sie trinken? R: Nichts, vielen Dank. I: Was soll das heißen, nichts? Ich rede nicht mit Ihnen, wenn Sie nichts trinken, da komm’ ich mir ja vor wie beim Verhör.

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Dialog 25: In Not

ZEIT ZUM WEINEN (1988) – (ein muslimischer Vater: V; ein atheistischer Sohn: S) V: Was willst du? S: Ich möchte mit dir reden. V: Über was? S: Über mich … Über uns. V: Da gibt es nichts mehr zu sagen. S: Vielleicht doch. V: Natürlich, man kann reden und reden, aber je mehr man sagt, desto weniger versteht man einander. – Oder hast du vor, dich zu ändern?

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Dialog 24: Im Wald

ANDERE UMSTÄNDE – (die Mutter: M; der Sohn: S) M: Pass auf! S: Was ist? M: Du wärst fast auf einen Pilz getreten. S: Oh, das hab ich gar nicht gemerkt. M: Nein, ich weiß. Ihr seht immer nach oben: in den Himmel oder in die Ferne. S: Wer ‚ihr‘? M: Dein Vater und du. S: Du hast mir nicht beigebracht, die Augen niederzuschlagen. M: Weiß Gott nicht. S: Trotzdem hab’ ich es lernen müssen. M: Was meinst du?

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Dialog 23: Beim Friseur

GANZ KURZ – (der Friseur: F; der Kunde: K) K: Tut mir leid, ich bin zu spät. Hast du schon gedacht, ich komm’ nicht mehr? F: Nein, ich weiß doch, dass man sich auf dich verlassen kann. Sicher hast du wieder stundenlang nach einem Parkplatz suchen müssen. K: Du sagst es. Schlimm ist das. F: Und außerdem bist du zwanzig Minuten zu spät losgefahren. – Komm hierher! K: Ja, danke! Ich bin der Letzte?

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Dialog 22: Per Anhalter

DER SPRINGER (der Fahrer: F; der Anhalter: A) A: Fahren Sie nach Hollenau? F: Ich weiß nicht. Ich will nach Schleswig. A: Dann kommen Sie über Hollenau. F: Also gut. Ich kenn’ mich hier nicht so aus. – Du kannst die Tür ruhig knallen, sie klemmt etwas. Fester! A: So. F: Wohnst du da, in Hollenau?

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Dialog 21: Auf dem See

SCHÖNE, BUNTE BILDER – (ein noch junger Mann: M; eine nicht mehr junge Frau: F) F: Schläfst du? M: Nein, aber ich würde gern. F: Wir sind ziemlich weit abgetrieben. M: Ich wär’ so gern müde und ich bin so wach. Das Leben ist einfach zu lang. F: Ich glaube, wir sollten umkehren. M: Warum? Das Land ist so schön weit weg. F: Es wird bald dunkel.

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Dialog 20: Am Brunnen

FIGUREN – (ein Progressiver: P; ein Nicht-so-Progressiver: N) P: Hier, nimm! N: Nee du, kein’ Bock. P: Nu nimm schon, das geht dich auch an! N: Du, ich sitz’ hier einfach ’n Augenblick in der Sonne und dröhn’ meine Mittagspause ab. P: Dabei kannst du doch was Wichtiges lesen. N: Vielleicht kann ich. Ich will aber nich’. Ich steh’ nich’ auf so was. P: Hast du was gegen Schwule? N: Das ist typisch. Wenn einer durch die Straßen läuft und den Schwanz raushängen lässt, kommen die Bullen und kassieren ihn ab.

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Dialog 19: Auf dem Feldweg

Aus der Welt – (der Bub: B; das Madl: M) B: Du, i muss dir was sagen. M: So? Was denn? B: Es fallt ma net leicht … M: Dann weiß i scho’. B: Was weißt? M: I habs lang gwusst. B: Woher denn? M: I habs gspürt. Wann gehst?

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Dialog 18: Zu Hause

EIN GANZER KERL – (der Unglückliche: U; der Glückliche: G) G: Was is’ denn? U: Hörst du das nicht? G: Ich hör’ nur dich. U: Da summt doch eine Mücke. G: Na und? Lass sie doch! U: Dich sticht sie ja nicht. Ich werd’ immer gestochen.

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Dialog 17: Beim Freund

EINEN FINGERHUT VOLL – (der Unglückliche: U; der Tröstende: T) T: Also – was ist los? U: Ich wusste, dass du’s merkst. Ich wollt’ dir damit nicht auf die Nerven fallen, aber ich konnte auch nicht allein bleiben. T: Ist es wegen Leo? U: Ja. – Es ist aus. T: Bist du sicher? U: Ja. Ich hab’ Schluss gemacht mit ihm. T: Wo ist er jetzt?

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Dialog 16: Im Büro

VOR DIE HUNDE – (der Vorstandsvorsitzende: V; der Buchhalter: B) V: Oh, guten Abend! – Ich dachte, ich sei der Letzte. Ich wollte nur das Licht ausmachen. B: Nein, ich bin der Letzte. V: Ich sah das Licht von oben, von meinem Fenster aus, aber ich hab’ nicht gesehen, dass noch jemand da ist. B: Ich bin noch da. V: Ja, jetzt seh’ ich das auch. Was – was machst du denn noch? B: Ich strenge mich an. Denn wenn ich mich nicht anstrenge, flieg’ ich. Ich bin ‚zur besonderen Verfügung‘. Weißt du das gar nicht?

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Dialog 15: In der Küche

NEUE WEGE – (ein Zahnarzt: Z; ein kaufmännischer Angestellter: A) A: Ist das alles? Z: Du weißt doch, abends soll man nicht mehr so viel essen. A: Ich hab’ aber den ganzen Tag nichts Richtiges gehabt. Z: Und warum nicht? A: Es war so viel zu tun mit dem Jahresabschluss, darum komm’ ich auch jetzt erst. Z: O ja, es ist schon acht. Hab’ ich gar nicht gemerkt. A: Da freut man sich aufs Essen – und dann so’n Pamps.

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Dialog 14: Nach der Ausstellung

ELEFANTEN – (der, der zu Hause geschlafen hat: H; der, der über Nacht weggeblieben ist: N) N: Guten Morgen! H: Guten Vormittag! N: Ach, du bist schon am Schreiben. H: Ja, mir fiel grad nichts anderes ein. N: Uaah. H: Müde? N: Ein bisschen. Es geht. H: Ich hab’ schon Tee getrunken. N: Ich auch. Sozusagen. Espresso. – Man zahlt wirklich nur für den Transport. Bei diesen Preisen könnte man doch wenigstens ein bisschen Spaß erwarten.

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Dialog 13: Im Beichtstuhl

VON GANZEM HERZEN – (der Priester: P; der Gläubige: G) G: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Meine letzte Beichte war vor vier Monaten. In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden: Ich habe die heilige Messe an einem Sonntag versäumt. Ich habe zweimal die Unwahrheit gesagt. Ich bin ein paar Mal unkeusch gewesen. Dies sind meine Sünden, ich bereue sie von Herzen. P: Vier Monate sind eine lange Zeit. Warum hast du dein Gewissen nicht eher erleichtert?

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Dialog 12: In der Wohnung

DIE WELT VERBESSERN – (Abschlepper: A; Mitgenommener: M) A: So, da sind wir. Sieh dich nicht um, wenn dich die Unordnung stört! – Setz dich! Willst du was trinken? M: Hast du ’ne Cola? A: Nee, hab’ ich, glaub’ ich, nicht. Ich hab’, warte mal, ich hab’ noch einen Rest Whisky und so ’n Wasser. M: Schütt’s zusammen!

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Dialog 11: In der Kneipe

DRAUFGÄNGER – (der Wassertrinker: W; der Biertrinker: B) B: Kann ich mein Glas hier mal abstellen? W: Klar. B: Danke! W: Ist voll heute. B: Ja, um diese Zeit immer. W: Das hab’ ich gar nicht erwartet. B: Dachtest du, wir sind schon ausgestorben?

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Dialog 10: Am Bahnhof

EIN KIND VON TRAURIGKEIT – (der Freier: F; der Stricher: S) F: Du …, du hast ein gutes Gesicht. S: Watt hab ick? F: Ein gutes Gesicht. S: Komische Art, een anzuquatschen. F: Stimmt aber. S: Lass ma, ick wees ooch, wie ick wirke. Willste watt oda nich? F: Ja. S: Watt, ja? Über den Mut von dein’ erstn Satz biste wohl so ermattet, dass de nu nich mehr weita weeßt.

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Dialog 9: Im Bett

ALLES IN ORDNUNG – (der rechte im Bett: R; der links im Bett: L): R: Du schläfst doch nicht mehr. L: Hmm. R: Ich hör’ genau an deinem Atem, dass du nicht mehr schläfst. L: Hmm. R: Den ganzen Tag über sehen wir uns nicht, abends kommst du spät nach Haus und morgens tust du jetzt noch so, als ob du schläfst. L: Hmm. – So wach wie du bin ich jedenfalls noch nicht.

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Dialog 8: Im Café, Berlin-Mitte 1989

ES WIRD SCHON – (der aus dem Westen: W; der aus dem Osten: O) O: Is’ ja schade, dass du schon um neune wieder rüber musst. Ich hatte gedacht, wir könnten noch dezent essen gehen. Es gibt jetzt bei uns ein neues Lokal, das ist fast wie bei euch. W: Was mir auffällt bei euch im Ostblock: Die Restaurants sind alle so riesig.

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Dialog 7: Im sechsten Himmel

BAUMEISTER DES GLÜCKS – (der Wohnungsinhaber: W; der Gast: G) G: Wie oft kannst du eigentlich? W: Werden wir ja sehen. G: Ist das ... ist das immer so bei dir?

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Dialog 6: Im Restaurant

DEINE AUGEN – (ein Feinschmecker: F; ein Allesfresser: A) F: Ich hab’ gewusst, dass du das bestellst. A: Ich hab’ gewusst, dass du es von mir erwartest. F: Ich erwarte nichts mehr von dir.

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Dialog 5: An der Theke

DER REST – (ein Fremder: F; ein Gast: G; der Barkeeper: B) G: Du gefällst mir. F: So, wie du mich die ganze Zeit angestarrt hast … G: Was machst du?

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Dialog 4: Zu Besuch

MANN GEGEN MANN – (ein Dunkler: D; ein Blonder: B) D: Also, ich glaube, ich geh’ dann. B: Oh, entschuldige! Ich bin wohl etwas eingeschlafen. Das passiert mir immer am Sonntagnachmittag.

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Dialog 3: Im Park

STERNSTUNDE – (ein Lederkerl: L; noch ein Lederkerl: LL) L: Na? LL: Na. L: Kommst mit zu mir? LL: Wo wohnst ’n du?

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Dialog 2: Am Telefon

NICHTS BESONDERES – (der, der anruft: A; der, bei dem es klingelt: K) K: Hallo A: Martin? K: Ja? A: Stefan. K: Stefan! Nummer unterdrückt. Geh ich sonst gar nicht ran.

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Dialog 1: Bei Tisch

GOLDENE HOCHZEIT – (ein Gast: G; seine Tischdame: T) T: Und Sie sind also Willies Enkel, der Enkel vom wilden Willie? – Kaum zu glauben! G: Ist er so genannt worden? T: Ja, so haben wir ihn immer genannt, weil er – also, er war schon ein toller Hecht. Und ein fabelhafter Hockey-Spieler. Spielen Sie auch Hockey?

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Hanno Rinke

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