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2012
Denkabfall  —   TAGEWERK

Vier Möglichkeiten

‚DIE ZEIT‘ hat mir eine E-Mail geschickt. Wenn ich an einer Umfrage teilnehme, bekomme ich vier Ausgaben geschenkt (Schmu: auch nur, wenn ich mich zu einem Abonnement verpflichte, aber geschenkt!). Die Stallgeburt ist auf eine Volkszählung zurückzuführen. Dafür braucht man heute nicht mehr von Nazareth nach Betlehem zu laufen, aber Volksbefragungen sind das täglich’ Brot aller Berater von Politikern und Produzenten. Eine der drei ‚ZEIT‘-Fragen lautete: ‚Worauf können Sie zu Weihnachten am ehesten verzichten: Urlaub, Familie, Gottesdienste, Geschenke?‘
Spontan habe ich ‚Gottesdienste‘ angekreuzt. Anschließend kam ich ins Grübeln. Urlaub habe ich sehr selten im Dezember gemacht. War schön im Schnee, aber entbehrlich. Sonnenferien wären mir nicht in den Sinn gekommen. Familie habe ich nicht mehr. Meine Freunde könnte ich vielleicht ‚Familie‘ nennen. Sie mich auch?
Geschenke haben mich nie besonders interessiert. Wahrscheinlich hatte ich vorher schon genug von allem und wahrscheinlich lasse ich mich lieber für meine einfühlsame Auswahl von gemachten Geschenken bewundern, als dass ich mich für erhaltene Geschenke bedanke. Weihnachten ist für mich eben doch ein christliches Fest, das mit dem törichten Santa Claus nichts zu tun hat.
Seit meiner Kindheit ist die Liturgie fest in mir verankert. Das nach wie vor Katholische an mir ist: Ich möchte so gern erlöst werden! Nur von und zu was, das weiß ich immer noch nicht so recht. Den Zustand, hier unter den unterschiedlichsten Charakteren und Bedingungen immer wieder neu leben zu müssen, um mich anschließend vor Jupiter, Gott oder sonst wem dafür rechtfertigen zu sollen, was ich unter den jeweiligen Bedingungen aus mir und der Welt gemacht habe, das könnte ich akzeptieren. Natürlich ist das rein spekulativ und wenig religiös. Beim nächsten Mal würde ich vielleicht schon anders empfinden, und das wäre dann womöglich bereits die Erlösung. Aber jetzt und hier: der Weihrauch, die Botschaft, das Hoffen. Den Gottesdienst – ich trage ihn in mir.

33 Kommentare zu “Vier Möglichkeiten

      1. Mittlerweile gibt es doch genügend Möglichkeiten Gottesdienste auch während Corona abzuhalten. Entweder online, oder deutlich verkürzt draußen…

  1. Geschenke sind doch immer dann toll, wenn das Gegenüber genau so viel Liebe und Sorgfalt beim Aussuchen aufwendet, wie man selbst. Geschenke um der Geschenke willen kann man sich natürlich sparen.

    1. Als meine Eltern angefangen haben Weihnachten ohne Geschenke zu feiern war das für viele Jahre immer traurig und frustrierend für mich. Hauptsächlich weil es mir selbst immer Spaß macht für andere Geschenke zu suchen. So langsam habe ich mich aber daran gewöhnt.

      1. Bei uns wurde lange wie wild geschenkt, dann mit einem Geschenk pro Person gewichtelt und mittlerweile einfach nett miteinander gekocht und getrunken und gelacht. Alles verändert sich mit den Jahren.

      2. Früher standen die Geschenke einfach auf dem ‚Gabentisch‘. Dann kamen diese Verpackungsorgien. Es ist ja ganz hübsch, etwas auszuwickeln, aber diese Papiermassen hinterher: unzeitgemäß wie Pelzmäntel und Karibikurlaub.

      3. Ich verschenke seit Jahren nur noch in Zeitungs- oder Magazinpapier eingewickelt. Deutlich umweltschonender und meiner Meinung nach auch viel persönlicher und origineller.

      4. Zeitungspapier liebe ich, seit ich daraus mit Vertretern an englischen Landstraßen Fish and Chips gegessen habe. Magazinpapier eignet sich deutlich besser für Geschenke als für Toiletten.

  2. Ich sehe das ähnlich wie Sie. Freunde kommen bei mir auch vor der Familie, Geschenke können eine Freude machen, müssen aber nicht unbedingt sein, und Urlaub, nun ja, Weihnachten ist ja sowieso gesetzlicher Feiertag. Aber trotz allem bin ich nicht religiös genug um mir über einen fehlenden Gottesdienst große Gedanken zu machen. Weg damit.

      1. Es gibt momentan ja sogar eine ganze Menge Möglichkeiten Online-Gottesdiensten beizuwohnen. Das ist sicherlich kein adäquater Ersatz für den Gang in eine Kirche, aber wie Sie richtig bemerken, man muss nun einmal Einschränkungen hinnehmen und das Beste daraus machen.

  3. Fast jedes Mal falle ich bei der Beantwortung der Fragen darauf rein, nicht nur bei der ZEIT. Dann lese ich aber, schlechte Erfahrung,, immer wieder auch das Kleingedruckte und denke: Nochmal von der Schippe gesprungen, weil der Mensch vergesslich ist – einmal mehr ein unerwünschtes Abo verhindert!

    1. Jetzt mache ich die Tests nur noch für mich und schicke sie nicht ab. Auf diese Weise habe ich mir auch bei Günther Jauchs Quiz schon viele Blamagen und Siegestaumel ‚geschenkt‘.
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      1. Hatte erstmal nur Ihren Kommentar gelesen (H. Rinke) und dachte es geht um Coronatests. Das wäre auch eine interessante Variante.

      2. Ich musste aufgrund einiger nicht vermeidbarer Geschäftsreisen bereits den ein oder anderen Test machen. Ich persönlich würde auf freiwillige Tests „nur noch für mich“ verzichten 😉 Da gebe ich lieber der Zeit meine Kontaktdaten.

      3. Bald wird ja hoffentlich geimpft, dann sind diese fiesen Nasenabstriche auch vorbei.

      4. Man kann nur die Daumen drücken, dass diese Impfung auch gegen das neue mutierte Virus wirkt. Sonst geht der ganze Albtraum noch einmal von vorne los.

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