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Denkabfall  —   TAGEWERK

Rückschau – Vorschau

Sie, von mir hochrespektierte Leserinnen und Herren, haben die ‚Sprünge von Türmen‘ hoffentlich genauso unbeschadet überlebt wie damals 1969 meine genetisch weitaus betroffeneren Eltern. Schon zu jener fernen Zeit hatte ich diesen unbändigen Drang nach Überraschung und ließ die Angelegenheit nach vier zugespitzten Dramen im fünften Teil als Divertimento bittersüß ausklingen. Sie mögen es auch ‚eine Farce‘ nennen.

Heute Abend wird das Berliner Stadtschloss – zumindest digital – eröffnet. Freut mich. Den Palast der Republik als Abschluss der ‚Linden‘ konnte ich nie leiden. Der frühere Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann sagte in einem ‚FAZ‘-Interview über das Humboldt-Forum: „Wir können Museen nicht mehr so aufstellen, dass sie ein Bildungsbürgertum bedienen, weil es ein Bildungsbürgertum nicht mehr gibt.“ Schon klar, ich sterbe aus. Noch gibt es aber Sie und mich und wir können miteinander kommunizieren, weil wir einen ähnlichen Bildungshintergrund haben, der uns hilft, das Geschehen in der Welt zu begreifen und Entscheidungen zu treffen. Für Rückblicke und Ausblicke ist ein bisschen Vorwissen recht nützlich – einfach, um die Dinge einzuordnen.

Für Anfang Januar plane ich den nächsten Reisebericht, der natürlich coronabewusst ausfallen wird. Bis dahin werde ich an den gewohnten Veröffentlichungsterminen Mittwoch, Freitag, Sonntag, jeweils 18:00 Uhr, etwas Eigenartiges versuchen: die Mischung aus Stand-up-Comedian, Chronist und Durchschnittsblogger. Auf Ihre und meine Reaktionen bin ich gespannt.

In gewohnt herzlich-galliger Umarmung

Ihr und niemandes
Hanno Rinke

29 Kommentare zu “Rückschau – Vorschau

  1. Auf die Reaktionen und das was sie hervorrufen wird bin ich auch weiterhin gespannt. Und dass das Stadtschloss eröffnen wird wusste ich tatsächlich gar nicht.

    1. Das ist auch völlig an mir vorübergegangen. So eine virtuelle Eröffnung klingt aber erst einmal auch nicht sonderlich spannend.

    2. Daniel Liebeskind war jedenfalls nicht sonderlich begeistert. Ich bin noch ein wenig ratlos was ich von dem Wiederaufbau halten soll. Ein bisschen Disney-Land-Charme hat es ja schon. Aber irgendwie ist das auch alles sehr kompromissig, weder dieses noch jenes.

      1. In ein paar Jahren werden die Touristen aus Fernost und Fernwest denken, das Schloss sei so alt wir die Engelsburg. Fake ist ja ohnehin sehr modern. Die rekonstruierte Garnisonskirche wird bestimmt hübscher als das an dieser Stelle in Potsdam abgerissene Rechenzentrum. Hindenburg und Hitler aus Wachs sind wohl überflüssig.

      2. Das einzige was mich daran zweifeln lässt, ist dass ja lediglich die Frontfassade „alt“ ist. Sobald der fernöstliche Tourist das Humboldtforum betritt, wird wahrscheinlich auch er (sie) etwas verwirrt sein.

    3. Als Pro-Argument hörte ich gestern in den Nachrichten, Honecker sei von Staatsbesuchen zurückgekommen und habe gesagt: „So ein Schloss, um Gäste zu empfanden, das hätte ich auch gern in Berlin.“ Na dann …! Bisher hatte ich den Kunstgeschmack der DDR-Führung allerdings noch nicht als Maßstab für Stadtentwicklung wahrgenommen.

      1. Hahaha! Ich muss sagen mir gefällt dieser Mix aus Alt und Neu eigentlich ziemlich gut. Wie relevant oder interessant das Forum letztendlich sein wird, wird man erst nach der Öffnung im realen Leben feststellen können.

      2. Ich muss immer an Las Vegas denken. Es muss ja nicht immer alles im „Arm aber sexy“-Look sein, aber so richtig passt dieses Schloss nicht zu Berlin.

      3. Die Süddeutsche schrieb von steingewordener Verkrampfung. Viel positives habe ich bisher nicht gehört oder gelesen, aber ich werde mir meine eigene Meinung machen sobald ein Besuch möglich ist. Real nicht virtuell.

  2. Durchschnittsblogger 😉 Haha, dazu hätte ich Sie bisher nicht gezählt, aber vielleicht ist das ja das Resultat von einem halben Jahr Corona. Die Lust am Durchschnitt und der Unaufgeregtheit. Ein Versuch ist auch das Wert.

    1. Bildung ist mir wichtig zum Verständnis und zur Verständigung. Adel, Bürgertum, Arbeiterschaft? Gibt’s das noch? Wir haben die klassenlose Gesellschaft, nur gleich gemacht hat sie uns nicht.

      1. Was sind wir denn ohne Bildung? Wie können wir Situationen richtig einschätzen, reagieren, wenn wir nicht das nötige Wissen und die nötigen Zusammenhänge haben?

  3. Dieser eigenwillige Mix aus Comedian, Chronist und Blogger, meint das den Blick aufs Tagesgeschehen? Das fände ich in der Tat unglaublich interessant!

      1. Ich mag Ihre Beobachtungen und Gedanken zu allem was um Sie herum passiert in den Reise-Berichten immer am liebsten. Freue mich daher ebenfalls auf dieses neuen Mix!

  4. Das klingt ja alles spannend: Rinksche Stand Up, coronabewusste Reisen… Und da beschweren sich andere, dass sie während dieser Phase nichts mit sich anzufangen wüssten.

    1. Ein wenig Kreativität und Anpassungsfähigkeit hilft da enorm. Aber ich kenne auch ein paar Freunde, die der Lockdown schwerer getroffen hat. Da tickt einfach auch jeder anders.

      1. Wer allein lebt hat es sicherlich schwieriger. Da verstehe ich dann schon, dass das social distancing schwerer fällt.

      2. Wer wilklich ganz allein ist, hat ja niemanden zum Umarmen; und wer immer noch Leute treffen muss, ist vielleicht manchmal ganz froh, dass diese oberflächliche Rumküsserei aufgehört hat.

      3. Für diejenigen, die keine Familie haben tut es mir schon Leid. Weihnachten darf man ja z.B. eben nicht im Freundeskreis feiern, sondern nur im „engsten Familienkreis (mit Großeltern, Eltern, Kindern, Geschwistern, Ehegatten, Lebenspartnern und Partnern einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft sowie deren Haushaltsangehörigen)“.

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