Süd nach Südost
#29C – Zusammenfassung
Liebe Zuschauer, -hörer, Leser/-innen! Erlauben Sie mir bitte eine Zwischenbilanz, bevor der zweite Teil beginnt. Meine Generation hat Menschen und Länder entdecken wollen. In den 1950er-Jahren waren die Deutschen ans Mittelmeer gefahren, weil es da warm war. Die Entdeckung der Welt, das war etwas für einzelne Abenteurer gewesen.
weiterlesen#29B – Am Eingangstor zu Berlin
In meiner Wohnung war ich noch damit beschäftigt, die Post in Werbebriefe für mich und Werbebriefe für den seit Jahren toten Roland zu sortieren, als das Telefon klingelte: Guntram hatte einen weiteren Schlüssel die ganze Zeit im Portemonnaie bei sich gehabt. Alles war da, nichts fehlte.
weiterlesen#29A – Vermutungen
Zurück zum Hauptschlüssel des Mercedes. Ich war mit ihm bis zu dem Restaurant Hidalgo gefahren, in dem wir mittaggegessen hatten. Danach war Guntram gefahren. Offenbar mit dem Zweitschlüssel. Jeder von uns beiden war insgeheim sicher, dass er den fehlenden Schlüssel verschusselt hatte ...
weiterlesen#28 – Ganz ausgeschlossen!
Am Dienstag, dem 16. Oktober, reisten wir zurück nach Deutschland. Drei Monate waren vergangen. Ist das viel – ist es wenig? Der Sommer war in ganz Europa heiß gewesen. Chemnitz geriet wegen rechtsextremer Hooligans in die Schlagzeilen, Jamal Khashoggi war in Istanbul ermordet und zerstückelt worden.
weiterlesen#27B – In Teufels und Ferraris Küche
Als wir am späten Nachmittag nach Asolo fuhren, tat der Himmel schon wieder so, als sei nichts gewesen. Im Garten des Hotels ‚Cipriani‘ sitzt man wie auf Besuch im Paradies, und der Ober bringt zu den Getränken ungefragt all diese herrlichen Kleinigkeiten ...
weiterlesen#27A – Das Wichtigste über die Zeit der Kreuzzüge, über die Zeit davor und über die Zeit danach
Am nächsten Tag – Samstag, dem 11. August, übrigens – sollte das Sehenswürdigkeitsgucken (giro turistico) vom Vortag fortgesetzt werden. Vicenza, gleich um die Ecke, bot sich dafür an.
weiterlesen#26 – Ein Hinweis aus Paderborn
Abendessen – Der letzte Abend muss dramaturgisch immer noch eins draufsetzen. Also nahmen wir ein Wassertaxi vom Lido zum Markusplatz.
weiterlesen#25 – Riskante Wette
Cocktail-Time – auf der Terrasse des ‚Excelsior‘. Im ‚Excelsior‘ wohnt die Film-Prominenz während der Festspiele, und dort, wo er erfunden wurde, habe ich schon mit Pali, Irene, Guntram, Roland und Silke den waschechten Bellini getrunken.
weiterlesen#24 – Zusammenbruch
Der Brief fängt früher an und geht noch viel weiter, aber das war der (ohnehin gekürzte) Venedig-Teil. – Zurück zum Jetzt. Früher war das Leben lustiger: wie ein leichter Schwips. Nicht die Zeit war lustiger, nur wir.
weiterlesen#23 – Kartoffelchips mit Charakter
Es ist schon lange nicht mehr schwierig, einen Logenplatz in einem der drei Cafés zu bekommen. Jeder kennt die Preise, und so werden die Sitzenden mehr begafft als die Flanierenden, bei denen es sich allerdings überwiegend um Vorbeilatschende handelt.
weiterlesen#22 – Angebot an italienische Mütter
Es war keine Wolke am Himmel, es blieb keine Wahl: Am allerletzten Spätnachmittag unseres Meeres-Kur-Aufenthalts musste Venedig erobert werden.
weiterlesen#21 – Herr Schwarz von Venedig
Manchmal, so beim Essen zu zweit, überkommt mich dieser übliche Ewigkeitsanspruch, und ich denke: „Mein Gott, was erzähl ich denn dieser Person zwischen Suppe und Salat meine Aufgewühltheiten, wenn die mir sowieso irgendwann wegstirbt?“ Aber dann beruhige ich mich wieder. Schließlich habe ich es ja selber auch ganz gern, dass vor meinem Tod schon mal jemand mit mir geredet hat.
weiterlesen#20 – Die Symbolfigur unserer Zeit
Gestern haben wir in dichtestem Menschengedränge bei ‚Billa‘ (lautmalerisch und in etwa mit ‚Lidl‘ vergleichbar) weitere Mengen an Bodylotion und Insektenspray gekauft, weil Irene es nicht leiden kann, während des stimmungsvollen Abendessens im Freien vom Knöchel an aufwärts von Mücken zerkaut zu werden.
weiterlesen#19 – Wüstensommer
Am nächsten Morgen ist um zehn Uhr festzustellen: Wir sind auf dem Lido, wir haben es knapp durch die Tür geschafft, bevor der Frühstückssalon geschlossen wurde, und Silke ist noch nicht angekommen.
weiterlesen#18 – Im Wartezimmer
Freitagnachmittag, 16 Uhr. Trotz der fortgerückten Stunde ging ich zum Empfang und schilderte – was blieb mir übrig? – mein Problem. Vor Montag würde ich wohl keine Chance haben?
weiterlesen#17 – Irgendwie eintreffen
Giuseppe ist ein viel besserer Mensch, als ich es bin (moralisch gesehen), aber sein Orientierungssinn ist vielleicht etwas weniger ausgeprägt als meiner. Wir fuhren ja nun ab Trient durch seine Westentasche und deshalb erst kurz vor Venedig in die Irre. Ich hielt ihn natürlich für einen ausgekochten Abkürzer, so dass ich bewundernd sagte: „Das Schild nach Venedig wies da lang!“
weiterlesen#16 – Die unendliche Schwierigkeit aufzustehen
Morgens bin ich, meiner eigenen Empfindung nach, eher ein Wrack, das am Grunde seines Bettes von Tauchern in Ruhe gelassen werden will, als die stolze Fregatte, die ich gestern Abend war und die noch kurz vor dem Schlafengehen verbale Salven auf seine Umgebung abgeschossen hat. Mein Hausarzt hat da ja seine eigene Theorie über dieses Phänomen, aber es geht hier weder um Schiffeversenken noch um Flaschenentkorken ...
weiterlesen#15 – Venedig bis zum Abwinken
Wir hatten mit weniger Zeit für die Strecke zwischen Rimini und Lido gerechnet. Helga stand schon fröhlich winkend am Ufer. Den Flug von Hamburg über die Alpen hatte sie schneller geschafft als wir die Strecke von Rimini hierher, trotz Rafałs Fahrweise. Fliegen ist ungesund für die Natur, Autofahren auch. Zuhausebleiben ist langweilig für den Menschen. So ist das nun mal.
weiterlesen#14 – Leichen
Eine letzte Nacht, die Silke und Rafał mit Meerblick und Krach hatten verbringen dürfen, ich mit Parkplatzblick und Stille, dann packte das Personal unser Gepäck ins Auto, und wir fuhren weg. Fazit: Im ‚Grand Hotel‘ nach hinten raus schlafen, im ‚Club Nautico‘ bei Sonnenuntergang tafeln – so ist Rimini immer wieder eine Reise wert. Alles andere kann man nicht, man muss es vergessen. Nulla!
weiterlesen#13B – Exkurs: Antike (und) Anmache
Die Frage, wie kompatibel unsere eigenen Gedankengänge mit den Vorstellungen anderer Menschen sind, beschäftigt mich am Tag, wenn ich mir die Leute so betrachte, und erst recht bei Nacht, wenn ich nicht gerade schlafe oder mich Strandpartylärm vom Denkmodus in den Wutmodus zwingt.
weiterlesen#13A – Wo überall mir Tattoos fehlen
Als Reiseführer bemühe ich mich, nicht allzu weihevoll zu sein, weil ich salbungsvolles Getue auch bei anderen Menschen schwer aushalte. Dennoch fühle ich mich dafür verantwortlich, die tägliche Langeweile zwischen Lobby und Liegestuhl so gering zu halten, dass nicht der Sinn der ganzen Reise unvermittelt auf dem Prüfstand steht.
weiterlesen#12B – Apfelbäumchen oder Sintflut?
Kaum liegt man, schon drängen sich neue Fragen ins Hirn, und wenn man es nicht schafft, sie zurückzudrängen, schaffen sie es, einen wach zu halten. Die Reise, das Leben, der Tod.
weiterlesen#12A – Doppelschlag
1967 auf unserer langen Studentenreise, auf der wir Rimini so genüsslich verachtet hatten, fuhren wir ins Inland, Richtung San Marino. Hans Dieter saß am Steuer und huppelte im Dunkeln über etwas, das wir für eine fette Ratte hielten. Angeekelt steuerten wir die nächste Übernachtungsmöglichkeit an. Kultur hin, Landschaft her, dieser Moment, in dem es unter uns gescheppert hatte – er ist das Einzige, an das ich mich von damals erinnere.
weiterlesen#11B – Vertrödeln findet nicht statt
Alles wird anders. Immerzu. Aber dieses Mal wird es sehr anders: Aus der humanistischen Welt, die mich geprägt hat, geht es in die digitale, an der ich wissbegierig und verständnislos Anteil nehme. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit gegen mich arbeitet.
weiterlesen#11A – Halb so lange
Genug der Vorgeschichten! Sie sollten nur Beleg sein für die Notwendigkeit, Rimini in meine Abschiedstournee mit einzubeziehen, und sie beleuchten das Dunkel der Vergangenheit, so dass die Assoziationen, die ich beim Verlassen der Autostrada hatte, sichtbar werden, um es so schön geschraubt auszudrücken, wie es sich für einen komplizierten Abschied aus einer untergehenden Welt geziemt.
weiterlesen#10 – Badefreuden
Die Ankunft am Strand ist jedes Mal ein Horror. Unsere drei Liegestühle stehen in vorderster Front, dagegen ist nichts zu sagen, aber entweder ist schon jemand anderes da, dann ist der Vormittag gelaufen, weil er unweigerlich zu dicht ‚ausgerechnet bei uns‘ sitzt, oder er ist noch nicht da, dann wird er mit bitterem Verdruss herbeigewartet.
weiterlesen#9 – Die Tücken des ‚Grand Hotels‘
Nach unserem Unbesuch 1967 gab es eine Pause von einunddreißig Jahren, bevor meine Füße wieder Rimini-Boden betraten: 1998. Davon gibt es wieder kein einziges Foto, aber mein Tagebuch. Das ist ja viel authentischer als alles, was ich mir jetzt nachträglich zusammenreimen könnte.
weiterlesen#8B – Exkurs: Der Sinn des Lebens
Ich vergesse regelmäßig mein Smartphone. Gott sei Dank schon zu Hause. Da bin ich wohl der Letzte, dem das passiert.
weiterlesen#8A – Vom Städtebund zum Seebad
In den Fünfzigerjahren war Rimini der Traum der Deutschen gewesen, und die Schilder an den Strandbuden hatten ‚Kaffe nach deutche Art‘ im Angebot. Es hat sich herumgesprochen, dass es auf Mallorca nicht nur den Ballermann, sondern auch herrliche, fast unberührte Gegenden gibt. Was würde es in Rimini geben? Als wir fünf Tage später wieder wegfuhren, wussten wir es, aber erst mal der Reise und Reihe nach – Geschichte und Geschichtchen, sie sind ja meine beiden Steckenpferde. Also, losgeritten!
weiterlesen#7 – Leere und Fülle
Zurück in die Gegenwart – die Gegenwart unserer Reise nach Südost. Silke kannte Bologna nicht. Es ist die größte italienische Stadt, die keinen deutschen Namen verpasst bekommen hat, so wie es Mailand, Neapel, Rom, Venedig und Genua passiert ist. Die Italiener rächen sich mit ‚Amburgo‘, ‚Berlino‘, ‚Monaco‘, ‚Stoccarda‘. Wer damit angefangen hat, weiß ich nicht, nur, dass wir das mit anderen Ländern und ihren Städten nicht machen.
weiterlesen#6 – Ohne Blick auf den Dom
Wir fuhren zum Mittagessen in das Restaurant am hinteren Rand der Piazzale Michelangelo: ‚La Loggia‘. Von dessen erhöhter Terrasse aus kann man, am monumentalen David vorbei, ganz Florenz in die Toskana-Hügel eingebettet liegen sehen. Solche Ausflugspunkte warten ja häufig nur mit Pizzerien und McDonaldissimos auf, und so war es immer schon meine Sehnsucht gewesen, dieses erstklassige Lokal an berühmter Stelle zu besuchen. Nun endlich.
weiterlesen#5 – Andacht im Dom
Weiter im Tagebuch: Freitagvormittag in Bologna. Heißer Himmel. Wir schlenderten. „Ich find’ ja Bologna ganz toll“, sagte Rüdiger, ohne das näher zu begründen. Giuseppe führte seine sanftmütigen Augen aus, und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, ob man aus dieser Art Blick heraus eigentlich sehen kann, also ob er lichtdurchlässig ist.
weiterlesen#4 – Und was ist bei Regen?
Inzwischen war es auch an der Zeit, die Villa, in der die Vorabend-Veranstaltung stattfinden sollte, zu besichtigen. Motto: ‚Die Musikwelt zu Gast bei Freunden‘, also bei mir. Aber alles andere als bei mir Zuhause. Als wir in die Autos stiegen, hatten Rüdiger, Volker und Pipo, denen zu fasten ein weniger perverses Bedürfnis ist als mir, schon so was Verdrossenes um den Mund, Giuseppe nicht, er war abgelenkt durch das Gewicht meiner Tasche.
weiterlesen#3 – Warum Italien zugrunde geht
Für den weiteren Verlauf der Eskapade mache ich es mir einfach und schreibe – leicht gekürzt – von meinem damaligen Tagebuch ab. Das ist doch viel authentischer und gibt mir außerdem Gelegenheit, noch mal auf Florenz zurückzukommen, obwohl Florenz ja eigentlich schon in meinem Blogwerk ‚Frühling in Florenz‘ abgefeiert worden war.
weiterlesen#2 – Die große Show
Los geht es im Juli 2018. Im Jahr zuvor hatte ich Giuseppe recht gegeben: Für den wochenlangen Ausflug von Meran aus nach Süden wäre im Hochsommer zu heiß gewesen. 2018 war es noch heißer als im Vorjahr, aber wie oft sollte ich die Reise denn noch aufschieben? Von der Endlichkeit müssen wir Gebrauch machen, bevor uns die Unendlichkeit einholt und die Falle zuschnappt.
weiterlesen#1 – Loslegen
Anzufangen fällt mir nicht schwer. Aufzuhören schon eher. Das leere Blatt hat mich nie geschreckt, der leere Bildschirm tut das auch nicht. Die Formulierung kommt gleich mit dem Gedanken, und all meine Kopfgeburten gelingen problemlos ohne Wehen. An den Sinn des Aufschreibens zu glauben, fällt schon schwerer. Mal denke ich: „Ich brauche das!“ und mal sage ich mir: „Die Menschheit wird sich nie die Frage stellen, ob sie es braucht, wenn ich es gar nicht erst aufgezeichnet habe.“
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