DAS GASTHAUS ‚ZUR ERINNERUNG‘
Ich kenn’ und liebe eine Schänke,
da gibt es nur todbringende Getränke.
Das Bier, der Schnaps, der Wein –
und selbst das Wasser muss vergiftet sein.
Denn alles andere wär’ dort verfehlt,
weil nur der Todeskrug die Kundschaft so beseelt,
wie’s ihr entspricht:
Bis ihr das Hirn nicht schmilzt und ihr das Herz im Leib zerbricht,
gibt sie nicht Ruh’.
Sie redet sich in Rage,
die Bagage,
und jeder hört nur noch sich selber zu.
Der Säufer nimmt den Denkverlust als guten Boten
und unterscheidet nicht die Träumer von den Toten.
So trinkt und lacht und weint die Geisterrunde,
bis zur Wegsperrstunde.
Dann sterben auch die Letzten, und die Wirtin löscht das Licht.
Sie seufzt und macht den Laden dicht.
(1997)
Foto: Johannes shymar27/Shutterstock | Titelillustration mit Material von Shutterstock: Everett – Art, picturepartners, Nikelser Kate | Motiv mit Tropfen: dkidpix/Shutterstock
Wir saufen uns durchs Leben bis in den Tod. Gar nicht weit weg von der Realität.
Ach Gott, ich hoffe diese Herangehensweise ist doch die Ausnahme!
Deprimierendes zum Wochenstart :/ Aber M.H. sagt es ja auch schon, wohl recht nah an der Wahrheit.
Ja ja, es ist Herbst und grau draussen, aber so schlimm ist das Leben auch wieder nicht. Warme Jacke an und raus an die frische Luft 😉
Zu viele Erinnerungen statt Erlebnissen macht Zombies aus uns. Ob es hilft, wenn der Junge an die frische Luft muss?
Wer nur in der Erinnerung lebt, lebt doch eigentlich schon nicht mehr.
Man muss sich vor allem bewusst sein was Erinnerung und was Gegenwart ist. Dann kann man auch schonmal einen Abstecher ins Gasthaus machen.
Guter Tip 😉
Und ich dachte immer der Alkohol ist dazu da die Erinnerungen auszulöschen oder zumindest abzumildern…
Oder zu verstärken. Funktioniert je nach Sensibilität und Menge des Alkohols unterschiedlich.
Kommt auch noch darauf an, ob man sich im Gasthaus Erinnerungen oder Alkohol einschenken lässt 😉
Ah ja 🙂
Brando hatte recht. Alles, was wir haben, ist das Jetzt.
Manche halten das Jetzt nicht aus. Darum der Weg in die Erinnerung…
Noch’n Quote: „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.“ Ustinov. Der Ansatz könnte dem einen oder anderen vielleicht helfen 😉
Oder wie Moloko sang: THE TIME IS NOW!
Bis ihr das Hirn nicht schmilzt und ihr das Herz im Leib zerbricht, gibt sie nicht Ruh’ … eigentlich doch gar keine so schlechte Aussicht. Solange wir am leben sind, wollen wir auch leben!
Ohne Erinnerungen geht es nicht, wer sich darin verliert hat aber auch verloren. Es gibt ja nie den einen richtigen Weg.
Früher habe ich (mehr im Scherz) gesagt: Jetzt muss ich wieder etwas erleben, damit ich später etwas zu erinnern habe. Das ist doch sehr vorausschauend …
Hahaha, ja ja der Erinnerungsspreicher muss ab und an neu aufgefüllt werden 😉