Nur selten schwimmt in deinen Augen jenes Lächeln,
häufiger verbirgst du es,
oft wird es dir nicht einmal mehr bewusst.
Du spürst den Anlass für ein Lächeln nicht mehr auf,
so hast du dich daran gewöhnt, es zu ersticken.
Als du noch schwach warst,
haben andere dein Lächeln unterdrückt.
Jetzt knebelst du dich selbst,
du willst nicht schwach erscheinen.
Du willst nicht schwach erscheinen!
Lieber bist du feige.
Vorbild und Leitbild,
Bilder – nichts als Bilder!
Nur selten noch dies Lächeln, diese Tränen.
Du hast dich lieber aus dir selbst verbannt.
(1968)
Nur selten schwimmt in deinen Augen jenes Lächeln,
häufiger verbirgst du es,
oft wird es dir nicht einmal mehr bewusst.
Du spürst den Anlass für ein Lächeln nicht mehr auf,
so hast du dich daran gewöhnt, es zu ersticken.
Als du noch schwach warst,
haben andere dein Lächeln unterdrückt.
Jetzt knebelst du dich selbst,
du willst nicht schwach erscheinen.
Du willst nicht schwach erscheinen!
Lieber bist du feige.
Vorbild und Leitbild,
Bilder – nichts als Bilder!
Nur selten noch dies Lächeln, diese Tränen.
Du hast dich lieber aus dir selbst verbannt.
(1968)
Oh wow, das kam überraschend! Sehr stark!
Rinke‘s Gedichte. Immer wieder spannend. Vielen dank 🙂
Wie traurig. Und wie wahr. Wie sehr man sich als Erwachsener in seinem Leben und Lieben beschränkt.
Ich habe das Gefühl, ich sollte den Lesesaal einmal eingehender erkunden…
Das ist der schlimmste Moment im Leben – wenn man realisiert, dass man nicht mehr richtig Lachen oder Weinen kann.
Eigentlich kein Kommentar mehr nötig. Tolles Gedicht. Danke.
Da schließe ich mich (fast) kommentarlos an.
Man will nicht schwach erscheinen. Heutzutage wo sich jeder perfekt durchgestylt und durchtrainiert auf Instagram und Co. präsentieren muss gilt das wohl noch mehr als 1968.
Das Zeitalter der Egoisten ist definitiv angebrochen. Ob da noch Platz für Gefühle ist, ist fraglich.
War das denn wirklich jemals anders oder wird das durch das Internet und die sozialen Medien einfach nur verstärkt wahrgenommen?
Ich weiss zwar nicht genau wer das gesagt hat, aber es stimmt wohl: „Das Internet erschafft keine neue Gesellschaft, es spiegelt nur die Gesellschaft wieder.“
Ich muss an Mahler’s Lieder denken. Ich bin der Welt abhanden gekommen…
Mein Blog / Lesesaal / Prosa / „Fast am Ziel“ / # 97 „Fränkische Gastlichkeit“
Die Handschellen im Bild sagen alles. Wer seine Gefühle unterdrückt ist kein freier Mensch.
Sie sind immer wieder für eine Überraschung gut. Und manchmal bedarf es gar nicht vieler weiterer Worte.
ich finde es sehr beeindruckend, wieviel weitsicht dieses gedicht zeigt für jemanden mit vielleicht anfang 20.
Heute Maria Callas Biografie im Holi gesehen.