Frei nach Grimm) Es waren einmal drei Schwestern, die hießen Trübsal, Rinnsal und Ballsaal. Trübsal blies den ganzen Tag, Rinnsal weinte den ganzen Tag und Ballsaal tanzte den ganzen Tag. „Ihr närrischen Dinger“, sprach die praktische Stiefmutter eines Tages, „ich bin es leid, euch dauernd blasen, weinen und tanzen zu sehen. Geht hinaus in die Welt und werdet was Anständiges!“
Dem Vater war das gar nicht recht, aber er war weniger praktisch als seine zweite Frau, und so hielt er stille, denn er wollte keine Unannehmlichkeiten bekommen. Seine erste Frau hatte besser zu ihm gepasst: Sie war so unpraktisch gewesen, dass sie beim Wasserlassen in den Brunnen gefallen und ertrunken war; die Neue kam nicht mal aus dem Gleichgewicht, wenn sie zum Apfelpflücken auf den Brunnenrand stieg und Ballsaal sie, ganz verträumt, beim Tanzen anrempelte.
Da gingen die drei Geschwister in die weite Welt hinaus und gleich an der übernächsten Ecke begegneten sie einem Prinzen. Sofort fing Trübsal an zu blasen, Rinnsal zu weinen und Ballsaal zu tanzen. Der Prinz nahm Trübsal auf sein Pferd und sprach: „Von nun an sollst du Labsal heißen. Ich werde dich mitnehmen auf mein Schloss, und dann werden wir weitersehen.“
Rinnsal und Ballsaal gingen weiter und litten Drangsal, zumal Rinnsal keine „Always“ dabei hatte. Da kam ein Offizier des Weges. Rinnsal weinte ganze Bäche, und Ballsaal tanzte alles von Veits bis Techno. Der Offizier sagte zu Rinnsal: „Du kommst mir gerade recht. Ich werde dich mit mir nehmen in die Stadt, da wollen wir erzählen, die Feinde hätten dich vergewaltigt, dann können wir noch ein paar mehr von ihnen totschlagen!“ Er drückte Rinnsal auf die Tränendrüsen und zerriss der größeren Glaubwürdigkeit wegen ihr Kleid und ihr Jungfernhäutchen, dann zerrte er sie mit sich fort, hochbefriedigt, dass sie inzwischen herzzerreißende Ströme heulte.
Da musste Ballsaal alleine weiterwandern und gelangte alsbald in den Tattersall, wo die Pferde immer im Kreis liefen. Auf ihnen saßen Damen im Damensitz, und Ballsaal tanzte solange zwischen ihnen hindurch, bis die vom Kreisen ohnehin ziemlich tatterigen Pferde scheuten und die Reiterinnen abwarfen.
„Du dummes Ding!“, rief eine der Gestürzten, die gehörig auf den Steiß geknallt war, „was hast du hier zu schaffen?“ – „Ich tanze, ich tanze“, entgegnete Ballsaal. „Du bist ein allerliebstes kleines Mädchen“, sagte die Vorreiterin, die nur ein paar blaue Flecken davongetragen hatte, und trug Ballsaal davon: in ihr Schlafzimmer, wo schon ein anderes Frauenzimmer auf sie wartete.
„Sie bleibt bei uns“, entschied die Vorreiterin. „Aber warum zuckt sie denn so?“, fragte die andere. „Wir werden sie fesseln, und, wenn das nichts nützt, eingipsen. Warte nur ab, es soll noch etwas Besonderes aus ihr werden!“, sagte die Vorreiterin.
Ballsaal musste nun für die beiden Damen die Wäsche waschen, den Staub wischen und allerlei Gerätschaften reinlich halten, und wenn sie zu tanzen begann, wurde sie eingegipst.
Als darüber ein paar Jahre ins Land gegangen waren, sagte die Vorreiterin zu ihr: „Mein liebes Kind, nun habe ich dich alles gelehrt, was ich dir beibringen kann. Geh nun in die weite Welt hinein und wende es nutzbringend an!“
So ähnlich hatten der Prinz und der Offizier auch zu Trübsal und Rinnsal gesprochen, und so kam es, dass die drei Schwestern sich nach all der Mühsal wieder auf der Straße befanden und dort fanden. Sie fackelten nicht lange, sondern wurden die dreistesten Huren der Stadt, gefürchtet von jedermann, und ihr Vater war sehr stolz auf sie, zumal er von dem Erpressten recht gut leben konnte. Er war nun wieder Witwer, denn die Praktische war zwar nicht in den Brunnen gefallen, aber eine der drei Schwestern hatte ihn vergiftet und dem Vater vorher eine kleine Andeutung gemacht. Welche von den dreien es war, wird wohl immer ein Rätsel bleiben – aber so ist das eben mit guten Märchen: Sie bewahren ihr Geheimnis.
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Ich wäre wohl die tanzende Schwester – eher in Trance.
Aber ich wäre doch am liebsten der Vater. Zuhälter und Erpresser zu sein verspricht ein
gutes Einkommen und ein aufregendes Leben. Märchenhaft!
Heckuva good job. I sure apaitcrpee it.
Das ist das Schöne an Märchen – wie von Geisterhand schließt sich am Ende der Kreis.
Für die Unterdrückten wendet sich das Blatt zum Guten. Das Böse wird eliminiert.
Und über allem thront ein stolzer König.
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Kunst kommt von Kunst. Ich weiß nicht, warum ich so auf Parodien und Paraphrasen abfahre, lieber Hanno. Die Namen der drei Damen sind jedenfalls göttlich.
Hey, that’s porelfuw. Thanks for the news.