EIN HERBSTGEDICHT
Bunt tropft,
versickert im Geraschel,
tiefbrauner Duft
Einmütigkeit.
Still ruht das Land,
stumm schweigt im Blau die Wolke,
Gold schwimmt in Purpur,
Gräser rosten –
Zeit,
wie sie sich dehnt, in schweren Farben tröstet!
Herb-bittrer Honig tränt aus rauem Stamm,
verflossene Konturen, rot gesprenkelt;
Spuren verwischen, Gliederung zerfällt.
Erde wird spürbar,
weiniger Geschmack,
Vollendung,
Hagebutten warten;
bewusste Reife,
demutstolze Klarheit. –
Ich friere nicht, mich wärmt Erinnerung,
Vergangenheit, die Zukunft ist.
Herbst für die Jungen, Frühling für die Alten,
dieselbe Mahnung, anders formuliert. –
Ich friere nicht, warm sind Erinnerungen …
Papierne Sonne, lebe wohl!
(1966)
Foto: Johannes Plenio/Unsplash | Titelillustration mit Material von Shutterstock: Yarikart, ifong
Goethe hat mal geschrieben „Der Herbst ist immer unsere beste Zeit.“ Man kann sicherlich darüber streiten.
Ach sähe mein Herbst doch nur so aus wie unten auf dem Foto 😉
Ich bin bisher auch eher nass geworden, als dass ich sonnige Waldspaziergänge hätte machen können :/
Der Herbst hat so viele Seiten. In jeder Hinsicht. Die einen ergrauen, die anderen blühen auf.
Ich war ganz aus dem Lese-Rhythmus und habe das schöne Gedicht fast verpasst. Aber ganz wunderbar!
Auch gerade erst wieder zum Blog zurückgefunden. Es gibt ja gleich viel aufzuholen. So soll es sein 🙂
Der Herbst mit seinem goldenen Laub ist tatsächlich meine Lieblingszeit. Zumindest solange es noch nicht so richtig grau und regnerisch geworden ist.
Oh, heisst das, dass sich die Zeit am Büfett dem Ende nähert?
Die Kreativpause war doch bis zum 25. angesetzt richtig? Da geht’s bestimmt bald wieder richtig los.
Ja: wieder Mittwoch, Freitag, Sonntag. Erst noch ein paar Gedichte, danach eine längere Erzählung, und dann ist auch der Reisbericht fertig, an dem ich gerade sitze.
Passend zu den kalten Wintertagen wieder mehr zu lesen. Ich freue mich schon.
Wunderbar!
Vergangenheit die Zukunft ist – in wahrscheinlich sehr anders gemeintem Sinne erinnert mich das sehr an die aktuelle Thüringen-Wahl. Mich gruselt es ein wenig.
Man kann die Ergebnisse wirklich nicht mehr als Protestwahl entschuldigen. Wer rechts wählt tut dies vollkommen bewusst. Man muss das als Fakt akzeptieren und versuchen entsprechend gegen diese ungemütlichen Tendenzen anzugehen.
Aber was wäre denn ein wirksames Rezept gegen Fremdenfeindlichkeit?
Das Problem zu erkennen ist jedenfalls ein erster wichtiger Schritt. Bisher wurde ja nicht mal wirklich bemerkt, dass es immer noch / oder wieder ein Problem mit Fremdenhass in Deutschland gibt.
Und noch’n Gedicht!
Noch ein Gedicht, hoffentlich gefolgt von vielen weiteren 😉