Wir sagten Blicke,
sprachen Gesten,
zahllos.
Wir nannten Bilder „Bilder“
ohne Namen.
Kaum war die Zunge Mittler,
nie das Schweigen Schranke,
wir brachen unsre Worte –
unser Brot.
Wie vieles hatten wir erschließen wollen!
Wie viel umschließen,
wir, die Ausgeschlossenen!
Weltfremde Künder,
wertlos wie die Kunde
jeder von uns ein Groschenblattprophet:
Kein Zeichen, das wir schufen, galt den Blinden,
die Offenheit der Zeilen war geheim.
Denn nur die Schrift schien greifbar,
nie die Hand des Schreibers.
Das, was wir fanden, fanden wir umsonst.
Wir suchten fremd
und stießen aufeinander.
Wir haben uns erkannt,
auch du bliebst stumm.
Zunächst!
Du bist Reporter.
Sicher musstest du es tun.
War das ein gutes Interview, Verräter?
Wahrlich,
es fehlte nur der Kuss!
„Zeitungsapostel“, sagtest du. Ich lachte leise.
Du aber hast es in die Welt geschrien.
(1968)
#3.3 Wissenswertes über Edinburgh#1.1 Selbstmord oder Selbstbetrug
Damals gab es noch keine Fake News 😉
Unsere Worte, unser Brot – welch wunderbare Metapher.
Da kommt mir sofort Depeche Mode in den Sinn: I’m just a Holy Fool, baby he’s so cruel, but I’m still in love with Judas
Huch, naja Martin Gore sagte mal Judas ist ein „arrogant love song“. Vielleicht gar nicht soweit weg von Rinke 😉
Ach ich mag Ihre Gedichte Herr Rinke. Schreiben (Dichten) Sie eigentlich immer noch?
zumindest laut Lesesaal: „nie damit aufgehört“
Ja, Frau Gerding. Zu Geburtstagen und Festtagen verfasse ich Gebrauchs-Lyrik, um meine Geschenke darin einzuwickeln.
Rhythmisch zu schreiben fällt mir leicht. Sonette und Stanzen habe ich übungshalber schon früh ersonnen. Inhalt liegt auf der Straße, Kunst wird er erst durch die Form. Vielleicht bin ich etwas förmlich, aber es liegt mir daran, aus dem Medium „Blog“ eine Kunstform zu machen.
Warum nicht mehr Autoren die Möglichkeiten des Internets nutzen verstehe ich eh nicht. Jelinek fällt mir ein. Das war’s eigentlich schon.
Jetzt hab ich kurz „weltfremde Künstler“ gelesen… und mich kaum gewundert. Haha!
Just because: „Wie lächerlich und weltfremd ist der, der sich über irgend etwas wundert, das im Leben vorkommt.“
Dass passt nun so gar nicht zum Beitrag, aber weil’s gerade so aktuell ist und Sie in den letzten Artikeln so of t über Bernstein geschrieben haben: http://www.spiegel.de/einestages/leonard-bernstein-das-fiasko-mit-dem-musical-1600-pennsylvania-avenue-a-1223435.html
Ja, das war eine große Enttäuschung für ihn. „Sogfest“ und „A Quiet Place“ waren auch keine überragenden Erfolge, hatten aber einige glanzvolle Aufführungen – und unsere Mitschnitte.
Ich hatte bis heute morgen noch nie davon gehört. Dabei war das Werk damals (wie heute immer noch bzw. wieder) so relevant.
Wenn ich das richtig verstehe war der Hauptgrund für das Scheitern des Werks allerdings Alan Jay Lerner’s Story, während Bernstein’s Musik positiv bewertet wurde. Man wird es wohl nicht mehr wirklich erfahren…
Einige der Nummern wurden allerdings für „A White House Cantata“ recycled. Wenn man zumindest eine Ahnung bekommen möchte…
Was ist denn, wenn man sich in Judas verlibet? Ist er eher zuverlässiger Feind oder unzuverlässigen Freund?
Judas war der Jünger, der Jesus am leidenschaftlichsten geliebt hat. Gott hat Judas benutzt, um seinen Sohn unsterblich zu machen. Ich habe darüber schon 1981 eine Erzählung geschrieben. Natürlich verliebt man sich in Judas eher als in Johannes. Bekömmlich ist das nicht.
Schließt das Wort Verräter die Liebe nicht sogar mit ein? Man kann ja nur von jemandem verraten werden, dem man nahesteht, dem man vertraut, den man liebt…
Wir sind alle Verräter! Ein interessanter Artikel zum biblischen Judas: https://www.deutschlandfunkkultur.de/nachdenken-ueber-judas-wir-sind-alle-verraeter.1124.de.html?dram:article_id=382871
Gut zu lesen!