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0509
Fast am Ziel

Wie wichtig bin ich? | #12

Montag, 20. Juni
Vor ihrer Abreise durften Thomas und Loïc beim Frühstück auf der Hotelterrasse feststellen, dass es in Meran auch wolkenlosen Himmel geben kann; den hatten sie dann bis zum Abflug in Verona. Anette stieg stattdessen in den Bus und kam ganz ohne Zwischenfälle, also nicht weiter erwähnenswert, nach Südfrankreich in ihren provenzalischen Urlaub ganz ohne WLAN, was einem ja heute vorkommt, wie ohne fließend Wasser. Rüdiger fuhr zurück ins Badische, was in Luftlinie gar nicht weit ist, mit der Kutsche früher jedoch viele Tage dauerte. Die Gedanken waren ja, entsprechend dem Volkslied, schon immer frei, falls man sich traute, sie zuzulassen. Inzwischen sind der physische Transport und die Digitalisierung so weit fortgeschritten, dass ich mir die Linie nicht nur als Verbindung zwischen zwei Punkten, sondern auch in einem höher dimensionierten Raum vorstellen kann, was aber nicht davon ablenken soll, dass ich nicht aufhören konnte, mich zu fragen, ob Gott, die Natur oder sonstwer mir etwas damit sagen wollten, dass sie das Wetter wie zum Schabernack gleich einen Tag nach meinem Geburtstag so prachtvoll gestalteten. War ich ihnen wirklich so wichtig, oder hatten sie so wenig zu tun? Egal, es ging um noch Wichtigeres: wohin heute? Montags haben ja die meisten Lokale geschlossen, Schloss Thurnstein nicht. Rafał kennt wie üblich den Besitzer und seine sexuelle Ausrichtung.

Fotos (3): Privatarchiv H. R.

Im Innenhof mit Blick ins Tal saßen wir Zurückgebliebenen entspannt in legerer Kleidung und freuten uns, keine Touristen zu sein, was man schon daran merkte, dass wir weder Wanderschuhe von Salomon oder von Jack Wolfskin trugen noch Rahmgulasch mit Krautsalat bestellten.

2 Kommentare zu “Wie wichtig bin ich? | #12

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