Ich vergesse regelmäßig mein Smartphone. Gott sei Dank schon zu Hause. Da bin ich wohl der Letzte, dem das passiert.
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Es wird die Menschheit verändern, dass jeder einzelne Augenblick von jedem Smartphonebesitzer für immer festgehalten werden kann. Daraus entsteht der Glaube: Was ich sehe, bleibt. Das stimmt nicht, weil der Blick auf das Bild sich ändert, aber zunächst mal schafft dieser Irrtum eine willkommene Beruhigung. Oder, ins Internet gestellt, eine beabsichtigte Beunruhigung: über unhaltbare Zustände in Flüchtlingslagern und Schweineställen, über Toxizität in haltbar gemachten Fischerzeugnissen und Fleischkonserven, über haltlose Celebritys und deren erwachsene Kinder im Drogenrausch. Alles visuell frei erhältlich. Zur Empörung, zur Ermahnung, zur Belustigung.
Konservierung früher
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Unterbringung früher
Foto oben links: Mark Knobil/Wikimedia Commons, CC BY 2.0 | Foto oben rechts: Bundesarchiv, Bild 183-73359-0001, (nachträglich koloriert), CC-BY-SA 3.0,
Haltbarmachung gestern
Foto oben links: Wilfred Krause/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 DE | Foto oben rechts: Deutsche Fotothek/Wikimedia Commons, (nachträglich koloriert), CC BY-SA 3.0 DE
Absturz heute
Foto oben links: Hendrike/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 | Foto oben rechts: Philipp von Ostau/Wikimedia Commons, (nachträglich koloriert), CC BY-SA 3.0
Das Leben, so wie es ist, ist nicht zu ertragen. Der Glaube, die Verwandtschaft und das Drogenangebot helfen, so gut sie können. Dabei bleibt man dann allerdings dumm oder man wird verrückt. Etwas Begabtere suchen ihren eigenen Weg. Der führt dann oft zu Glauben, Familie oder Schnaps. Also zum selben Ergebnis. Na ja, zumindest hat man es versucht. Die wichtige Frage ist: Lebt man, …
1. … um es auszuhalten,
2. um Gutes zu tun,
3. um weise zu werden oder
4. um sich zu vermehren?
1.
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2.
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3.
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4.
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Mindestens eins davon muss doch zutreffen, wobei das Erste am schwierigsten und am wahrscheinlichsten ist. Vier würde jede pädagogische Absicht schlankweg leugnen. Da könnten wir dann nicht mehr auf (A) die Hölle hoffen für unsere Feinde, sondern müssten uns ganz auf (B) die Justiz verlassen. Schwer. Viele finden es ja wichtiger, dass ihre Gegner leiden, als dass es ihnen selbst gut geht. Klingt gemein. Macht nichts. Man muss es ja nicht zugeben.
(A)
Foto: The Yorck Project/DIRECTMEDIA/Wikimedia Commons/gemeinfrei, (nachträglich koloriert), CC0 1.0
(B)
Foto: picture alliance/Wolfgang Kumm/dpa
Die vielen Augenblicke, in denen es uns nicht wirklich schlecht geht, und die wenigen Augenblicke, in denen es uns wirklich gut geht, dieses Gerüst muss das ganze Gebäude unseres Lebens zusammenhalten. Wir verputzen eifrig die Ziegel mit dem Lehm unserer Erfahrungen. Dabei hoffen wir, dass das fertige Haus später mehr Lustschloss als Zweckbau sein wird und fürchten gleichzeitig, dass es als Ruine endet. Doch das hängt nicht nur von uns ab. Wenn es uns wirklich gut geht, dann meistens in Gemeinschaft, das funktioniert neuerdings sogar digital. Stimmt schon: Jeder stirbt für sich allein, aber vorher ist niemand eine Insel. ‚Jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. […] Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst.‘1 So formulierte es John Donne in der ‚Meditation XVII‘. Aus seinen Begriffen wurden Buch- und Filmtitel. Die Insel, die Stunde: der Ort und die Zeit. Hier und jetzt.
1 Quellen: John Donne: ‚Meditation XVII‘, London, 1623/Wikipedia, Bundeszentrale für politische Bildung
John Donne, jung
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John Donne, alt
Foto unten: Wikimedia Commons/gemeinfrei
Für vieles bin ich inzwischen zu alt, auch dafür, auf Stimmungskanönchen zu verzichten, die niemand anderem schaden als mir selbst. Prince Charles wird als eine Art Shakespeare gefeiert, weil er im Anschluss an seine Corona-Genesung nach dem Satz ‚None of us can say when this will end‘2 nicht ‚But it will end‘ gesagt hat, sondern viel literarischer: ‚But end it will.‘2 Ja, enden wird es. Und das, was mich am Tod am meisten stört, ist der Ärger darüber, dass man hinterher zu niemandem sagen kann: ‚Siehste! Wusst’ ich’s doch! Hier ist nix mehr.‘
Absicht
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Aussicht
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Einsicht
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Einsicht – Aussicht – Ansicht
Titelillustration mit Material von Shutterstock: Kenishirotie (Tabletten und Pillen) und design56 (Konservendose)
#8A – Vom Städtebund zum Seebad#9 – Die Tücken des ‚Grand Hotels‘
Ohhh, der Sinn des Lebens als kleiner Exkurs ist ambitioniert.
Lange Diskussionen sind schön. Aber manchmal muss es auch eine kesse Vereinfachung sein.
Hahaha, ich fand den Titel direkt äußerst amüsant.
Ist in diesem Falle auch wertvoller. Lieber ein paar witzige kurze Abstecher als eine endlose Debatte. Es gibt ja eh keine zufriedenstellende Antwort zu diesem Thema.
Für viele ist dieser „Exkurs“ eine Lebensaufgabe. Irgendein Philosoph muss doch sicher mal eine Schrift verfasst haben, ob es der Sinn des Lebens ist nach dem Sinn des Lebens zu suchen.
Wenn der Weg das Ziel ist, dann ist sicher auch die Suche nach dem Sinn der Sinn und die Klage über Gemeinplätze bereits ein Gemeinplatz.
Der Glaube, die Verwandtschaft und das Drogenangebot … Alles effektive Maßnahmen. In der Regel sind die Erfolgsaussichten und Ergebnisse jedoch sehr verschieden.
Glücklich, wer nicht eines Tages befürchtet, dass Gott nicht lieb, die Verwandtschaft nicht uneigennützig und die Droge nicht gesund ist.
Wenn es uns gut geht, dann meistens in Gemeinschaft! Genau!
Darum haben es momentan auch viele Menschen so schwer. Der Kontakt zu anderen fehlt!
Das wird in den kommenden Monaten im Kampf gegen das Virus noch entscheidend werden. Wie wichtig ist der wirtschaftliche Schaden, aber auch wie wichtig ist das Leiden unter den Kontaktverboten.
Diese ganzen wehleidigen Klagen über mangelnden Kontakt finde ich völlig unangemessen. Anders als früher kann man heute über e-mail, Skype, Telefon kommunizieren. Menschen, die jahrlang in Gefängnissen sitzen, manche ganz unschuldig, Menschen, die jahrelang in Flüchtlingslagern hocken, die haben es schwer – doch nicht Bürger(innen), die mal nicht unter Leute dürfen. Umarmungen und Zungenküsse wird es ja irgendwann mal wieder geben. Wer um seine berufliche Zukunft fürchen muss, der/die ist wirklich zu bedauern. Da ist tatkräftige Unterstützung unbedingt erforderlich.
Nee, wer jetzt mal für zwei Monate zuhause sitzen muss, kommt da schon durch. Da muss man nicht die ganze Zeit jammern. Es geht dann wohl eher um so etwas wie häusliche Gewalt, Depressionen, alleinerziehende Elternteile… da liegen doch eher die Probleme.
Ich kann das Gejammer auch nicht unbedingt verstehen. Aber auch wieder interessant, dass durch den Lockdown so viele Menschen anscheinend neu über den Sinn ihres Lebens nachdenken müssen. Passt ja wieder zum Beitrag.
Bei mir ist es das Portemonnaie, anstelle des Smartphones.
Hoffentlich auch Zuhause und nicht in der Räuberhöhle. An der Kasse bei Hermès ist es natürlich auch peinlich.
Mittlerweile kann man (per Kreditkarte) ja ziemlich gut mit seinem Smartphone bezahlen. Es gibt also Hoffnung für die Vergesslichen.
Wenn man nicht … siehe den ersten Satz dieses Beitrags!
Für Vergesslichkeit zahlt man seinen Preis. Keine Frage 😉 Ich dachte früher mal, irgendwann lerne ich besser aufzupassen bzw. mich besser zu erinnern. MIttlerweile habe ich das größtenteils aufgegeben.
Wir, deren Gedanken permanent in olympischen Höhen schweben, schlurfen schon mal aus dem 799 qm großen Laden und vergessen, das Dutzend Klorollen zu bezahlen.
LOL!
Es entsteht der Glaube: Was ich sehe, bleibt. Und was ich sehe, stimmt. Beides muss aber nicht unbedingt wahr sein.
So funktionieren Fake News ja auch. Man zeigt etwas, was dann ja quasi stimmen „muss“, und schon verbreitet sich der Aberglaube.
Ich bin gerade auch wieder aufs Neue überrascht wie schnell sich diese ganzen Verschwörungstheorien verbreiten. Bill Gates will uns Computerchips einpflanzen, 5G hat das Coronavirus produziert, genau wie Angie, die uns damit in den Überwachungsstaat führen will.
https://www.nytimes.com/2020/04/08/world/europe/coronavirus-conspiracy-theories.html
Immer wieder erstaunlich zu sehen, was so einfach ins Internet gestellt wird. Empörung und Belustigung liegen dabei meistens noch vor dem Wunsch nach Selbstbestätigung und Bewunderung.
Das Internet ersetzte schon vor Corona für viele seiner Nutzer den Beichtvater, den Kaffeklatsch, den Stammtisch, die Zeitung und die Intrigenschmiede. Jetzt natürlich erst recht.