Foto oben: erika8213/Fotolia | Foto unten: Janericloebe, Nürnberg Neuer Jüdischer Friedhof 009, CC BY 3.0
So, nun ist es also da, das neue Jahr! Ich beglückwünsche alle, die wieder mal über die Runden gekommen sind und freue mich für die, die dieses Erdenleben gegen ein besseres eintauschen durften.
Foto links: Traumbild/Fotolia | Foto rechts: Privatarchiv H. R.
Was nehme ich mir denn nun selber vor? Nett sein. Auch zu denen, die hässlich, ungebildet und schlecht angezogen sind. Andere Meinungen gelten lassen. Das ist schwer! Wirkt ja so, als hätte ich kein Rückgrat: Toleranz gegenüber Gläubigen – das wäre Verrat an meinem Atheismus. Aber wen gibt es, der mich für diese Sünde bestrafen würde? Das, wofür ich nicht bestraft werde, das kann ich ruhig weiter so machen wie bisher. Kommen wir also gleich zu meinen Versprechern, den drei Es.
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ENGERGIE:
Licht anlassen, wenn ich aus dem Zimmer gehe, damit es schön heimelig brennt, wenn ich wieder zurückkomme. Ich muss ja nicht gleich alles abfackeln wie die Zschäpe, weil ich weniger zu verbergen habe und Deutschsein nicht so toll finde wie sie. Wie viele Jahre lang wird ihr Prozess wohl noch die Tagesschau beschäftigen und die Juristen ernähren?
Einen Versorger wählen, der reichlich Atomstrom nutzt, um den scheußlichen Braukohle-Abbau überflüssig zu machen: Atommeiler sind viel eleganter als der schmierige Tagebau, und sie lindern den CO₂-Ausstoß. Das behagt dann auch der Umweltministerin, die aus Vorfreude in Brüssel schon mal abgeweint hat.
Viel Öl verbrauchen: Griechisches Olivenöl statt Holsteiner Butter und ordentlich Auto fahren und Heizen, damit die Wirtschaft in Russland unter der ewigen und in Venezuela unter der neuen Regierung wieder in Schwung kommt. Nicht immer nur an den eigenen Boom denken. Unzufriedene Massen stellen eine Bedrohung für Nachbarstaaten und Börsen dar.
ESSEN:
Gänseleberpastete und Kaviar essen, solange das Geld reicht und es noch Frankreich und Störe gibt.
Schildkrötensuppe auftreiben: Das war immer ein Genuss meiner Kindheit. Die Biester werden uns sowieso überleben, jede einzelne wird (ungeschlachtet) mehr als hundert Jahre alt. Und was ausstirbt, stirbt eben aus. Zwei Exemplare im Museum reichen doch. Wenn alle inzwischen verschwundenen Gattungen immer noch die Erde bevölkerten, dann würde es aber ganz schön eng werden hier.
Obst und Gemüse beziehen aus den Gebieten, die Israel im Sechstagekrieg dazu gewonnen hat, als die Araber sie ausrotten wollten, aber zu doof dazu waren.
So weit wie möglich genveredelte Nahrung kaufen, um etwas für die Umwelt und gegen die Schädlinge zu tun. Mit Chlor getaufte US-Hühnchen ziehe ich sowieso antibiotikverseuchten europäischen Viechern vor, besonders mit Thymian. Deshalb ist mir Kennzeichnungspflicht wichtig.
Viele Steaks essen. Argentinien geht es auch nicht so glänzend, braucht Unterstützung. Tierisches Eiweiß ist im Alter ratsam, schon rein psychologisch: Mann ist so kräftig, wie Mann sich fühlt.
Kaffee und Bananen der großen Konzerne konsumieren: Da kann man sicher sein, dass vor Ort alles mit rechten, sehr rechten Dingen zugeht.
Fair Trade und Bio meiden, ist unnütz teurer, und wofür? Alle paar Wochen wird wieder ein Skandal bei Lebensmitteln und Kleidung aufgedeckt. Erst zahlt man siebzehn Prozent mehr für den Quark und den Rock, und dann wurde die Kuh mit Dioxin gefüttert, und die Notausgänge sind doch wieder verschlossen, wenn in Bangladesch die Fabrik zusammenkracht.
Mit solch textiler und kulinarischer Zimperlichkeit hätten unsere Vorväter ihre Kriege weder anfangen noch überleben können. Köln läge nicht nur am Rhein, sondern immer noch in Trümmern: kein Wiederaufbau, kein Halve Hahn, kein Hämmche, nichts als Runkelrüben und reines Gewissen.
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ERLEBEN:
Viel Reisen. Weite Flugreisen machen, um den Luftverkehr zu unterstützen, damit ordentlich Flugbenzin verbraucht wird. Vor allem in Entwicklungsländer, aber nicht bloß in die All-inclusive-Reservate: Es ist pädagogisch wichtig zu erfahren, wie kümmerlich andere leben, wenn man seinen eigenen Wohlstand richtig zu schätzen lernen will.
Damaskus würde ich gern mal sehen. Ob es da wirklich so schlimm ist, wie die Flüchtlinge erzählen? Auch Assad möchte ich kennenlernen. Hitler hat zum Schluss nur entnervt gesagt, das Volk sei seiner nicht wert, Assad rottet seins konsequenterweise aus – das hat Stil.
Weil ich gerade ein Buch darüber gelesen habe, kenne ich den Unterschied, aber im Irak möchte ich die Sunniten und Schiiten gern fragen, ob sie mehr über ihre Differenzen wissen als Katholiken und Protestanten, die höchstens verstehen, dass sie den Papst anerkennen oder eben nicht, und sich trotzdem jahrhundertelang angepöbelt oder abgeschlachtet haben.
Viele Märkte und öffentliche Plätze besuchen. Ich will zeigen, dass ich weder eitel noch hysterisch genug bin, um zu glauben, dass neben mir ein Terrorist seine Bombe zündet.
Leute in veganen Restaurants beobachten, um rauszufinden, ob das bessere Menschen sind. Wie gehen die mit einer Kakerlake im Salat um?
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Auf der letzten Pegida-Demonstration dabei sein und wissen, dass es die letzte ist. Glauben: dass die Ankömmlinge in Deutschland Demokratie lernen, dass die Elbphilharmonie fertig wird, dass Trump als Präsidentschaftskandidat zurücktritt.
Foto: Privatarchiv H. R. | Titelbild (v. l. n. r.): erika8213/Fotolia, Janericloebe, Nürnberg Neuer Jüdischer Friedhof 009, CC BY 3.0, irontrybex/Fotolia, Privatarchiv H. R.
Das wünsche ich mir für 2016. Allen Lesern, so wenige es auch sein mögen, wünsche ich ein Jahr, in dem es viel zu lesen und zu lernen gilt!
Herzlich,
Hanno
Laut gechuckelt, leise geprustet und bravo gedacht. … Great new year !
Vielen Dank. Politische Korrektheit ist albern
Lieber Herr Rinke, ein frohes Neues Jahr!
Auf ein erlebnisreiches 2016!
Schön sarkastisch!